Handlung
Der letzte große Prosatext von Thomas Bernhard wird dort inszeniert, wohin sich der Protagonist flüchtet, um dem Leben zu entkommen, im Museum. Die Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wird so zu einem Ort, an dem Zuschauer, Schauspieler und die Gemälde gleichsam miteinander in Interaktion treten, weil jeder seine ganz eigene Wirkung im Raum einfordert.
Seit über dreißig Jahren geht der Musikphilosoph Reger jeden zweiten Tag in die Gemäldegalerie; zum einen wegen der idealen Raumtemperatur, zum anderen wegen des „Weißbärtigen Mannes“ von Tintoretto. Ebenfalls seit über dreißig Jahren geht Irrsigler ins Kunsthistorische Museum. Er ist dort Museumswächter, obwohl er eigentlich viel lieber Polizist geworden wäre, aber Uniform ist schließlich Uniform. Irrsigler ist über die Jahre zum Sprachrohr Regers geworden und sorgt zudem dafür, dass er ungestört auf der Sitzbank vor Tintorettos Gemälde Platz nehmen kann, denn dieser Ort ist nicht nur zur „Voraussetzung für sein Denken geworden“, sondern für sein Weiterleben überhaupt. Zu seiner Überlebensstrategie gehört auch, jedes Gemälde mit seinem Blick zu zerlegen und zwar solange, bis er den gravierenden Fehler gefunden hat, denn „das Vollkommene droht uns nicht nur ununterbrochen mit unserer Vernichtung, es vernichtet uns auch“. Nicht das Scheitern an der Kunst, sondern das Scheitern der Kunst selbst wird hier vorgeführt. Und als Reger in eine existenzielle Krise stürzt, stellt sich schließlich die Frage, ob es die „widerwärtige und fatale Kunst“ ist – oder doch die Menschen, die ihn von seinem Leiden erlösen können.
Seit über dreißig Jahren geht der Musikphilosoph Reger jeden zweiten Tag in die Gemäldegalerie; zum einen wegen der idealen Raumtemperatur, zum anderen wegen des „Weißbärtigen Mannes“ von Tintoretto. Ebenfalls seit über dreißig Jahren geht Irrsigler ins Kunsthistorische Museum. Er ist dort Museumswächter, obwohl er eigentlich viel lieber Polizist geworden wäre, aber Uniform ist schließlich Uniform. Irrsigler ist über die Jahre zum Sprachrohr Regers geworden und sorgt zudem dafür, dass er ungestört auf der Sitzbank vor Tintorettos Gemälde Platz nehmen kann, denn dieser Ort ist nicht nur zur „Voraussetzung für sein Denken geworden“, sondern für sein Weiterleben überhaupt. Zu seiner Überlebensstrategie gehört auch, jedes Gemälde mit seinem Blick zu zerlegen und zwar solange, bis er den gravierenden Fehler gefunden hat, denn „das Vollkommene droht uns nicht nur ununterbrochen mit unserer Vernichtung, es vernichtet uns auch“. Nicht das Scheitern an der Kunst, sondern das Scheitern der Kunst selbst wird hier vorgeführt. Und als Reger in eine existenzielle Krise stürzt, stellt sich schließlich die Frage, ob es die „widerwärtige und fatale Kunst“ ist – oder doch die Menschen, die ihn von seinem Leiden erlösen können.
Dauer der Aufführung: 1 Stunde und 20 Minuten.
Keine Pause.
Keine Pause.
Goette und Ahmad Mesgarha zumal nach diesem Abend schon einen entsprechenden Status zuerkennen.
Glücklicherweise ist in der Inszenierung von Anton Kurt Krause die äußerst sperrige Erzählweise, in der Bernhard die Ansichten und Einlassungen Regers fast stets im Zitat bzw. in der Interpretation aus der Beobachtung Atzbachers wiedergibt, weitgehend aufgehoben, ja er verkürzt sie um so eindrücklicher auf ein Vorspiel, bei dem Mesgarha respektive Atzbacher unter die noch im Vorraum wartenden Zuschauer tritt und ihnen souverän und mit äußerster Korrektheit die komplizierte Situation erklärt, einschließlich der Besonderheit, dass ihn Reger an ungewohntem Tag ins Kunsthistorische Museum gebeten habe und bereits auf seinem Platz sitze, mit dem Hut auf dem Kopf!
Ja, so sitzt er, während das Publikum so bedrohlich nah um ihn Platz nimmt, dass erst einmal eindringliche Stille Distanz herstellen muss und eine Konzentration, in der kaum eine Nuance der nun folgenden monologisierenden Dialoge oder dialogisierenden Monologe verloren geht. Albrecht Goette, fast unkenntlich hinter Vollbart und Brille, strahlt bei aller Grantigkeit eine stete Verschmitztheit und gutmütig überlegene Belehrsamkeit aus, in der er nicht zuletzt an den einen oder anderen Zeitgenossen in der hiesigen Kunstlandschaft erinnert.“
In dieser Rolle des einsamen Welthassers ist Albrecht Goette, der 2003 bereits in ‚Der Theatermacher‘ von Bernhard brillierte, ganz zu Hause. So kann sich der junge Regisseur Anton Kurt Krause auf Goette wie Mesgarha voll verlassen: Ihre komplexen Wortspiel-Monologe sind lebendig trotz des reduzierten Spiels. Für meisterliche Auflockerung sorgt der Museumswärter Irrsigler mit Liedern aus Schuberts ‚Winterreise‘. Berührend, wenn Herbert G. Adami von der Staatsoperette Dresden seine tiefe Stimme erhebt.“
Hautnah sitzt das Publikum um die Protagonisten herum, den hasserfüllten Reger (Albrecht Goette), der seit 30 Jahren ins Museum kommt, nur um all die Fehler zu finden, seinen Freund Atzbacher (Ahmad Mesgarha) und Museumswächter Irrsigler (Herbert G. Adami), der über die Jahre zu Regers Sprachrohr wurde. Wie herrlich schimpfen sie in negativen Monologen über die ‚widerwärtige und fatale Kunst‘, die sie trotz ihres Scheiterns am Leben erhält. Ein Hochgenuss des Missvergnügens.“