05.11.2023 › Kleines Haus 1

Woyzeck (Fast Forward 2023)

eine Überschreibung von Glossy Pain frei nach Georg Büchner / an overwrite by Glossy Pain freely adapted from Georg Büchner
Deutsch & Englisch mit englischen & deutschen Übertiteln / German & English with English & German surtitles
Foto: Franziska Goetzen
Foto: Franziska Goetzen
Foto: Sebastian Pichler
Foto: Franziska Goetzen

Deutschland / Germany

Deutsch

1836 katapultiert Georg Büchner mit seinem Fragment gebliebenen Drama WOYZECK nicht nur die Theaterliteratur in die Moderne. Er diskutiert darin auch ein ideologisches Denken und Sprechen über den Menschen, das soziale Hierarchien entweder rechtfertigt oder kritisiert oder im Zweifel auch gar nichts „erklärt“. Büchner verknüpft Dokumentarisches und Literatur und wählt als Titel den Namen eines Täters, dessen Fall öffentlich diskutiert wurde, endete er doch mit dem Mord an einer Frau.

Gemeinsam mit ihrem Ensemble lenkt Katharina Stoll vom Theaterkollektiv Glossy Pain in ihrer Überschreibung den Blick auf die Beziehung zwischen Woyzeck und seiner Geliebten Marie aus der Perspektive dieses Femizids. Die Inszenierung liefert keine Argumente für reflexartige Antworten auf die Frage, warum er ausgerechnet sie umbringt, sondern befragt den Stoff ausgehend von heutigen Vorstellungen des Zusammenlebens: Wie gehen wir miteinander um? Welche Beziehungen wollen wir leben? Wo beginnt das, was mit der Gewalttat des Mannes endet? Spielerisch und musikalisch in den Mitteln, ist diese Lesart ebenso scharfsinnig wie emotional.

English

With WOYZECK, a drama that remained a fragment, Georg Büchner didn’t just catapult dramatic literature into modernity in 1836. In it, he also discusses an ideological way of thinking and speaking about people that either justifies or criticises social hierarchies or, when in doubt, “explains” nothing at all. Büchner links documentary and literature and for his title, chooses the name of a criminal whose case was publicly discussed at the time, a case that ended with the murder of a woman.

In their overwrite of the play, Katharina Stoll and her ensemble from the theatre collective Glossy Pain shift the focus onto the relationship between Woyzeck and his lover Marie from the perspective of this femicide. The production doesn’t provide any arguments for knee-jerk answers to the question of why he kills her of all people, but instead challenges the material based on today’s conceptions of living together: How do we treat each other? What kind of relationships do we want to have? Where does a man’s act of violence begin? Using playful and musical theatrical devices, this interpretation is as incisive as it is emotional.

Stückdauer / Duration ca. 1 Stunde / hour, 50 min., keine Pause / no intermission

Hinweis zum Stückinhalt / Content Notice

Parcours

Sonntag/Sunday 05.11.2023: Parcours 7

Video

Regie / Direction

Foto / Photo: Jasper Schlieffen

Katharina Stoll, *1994, studierte deutsche Literatur und Philosophie in Berlin und Istanbul. Seit 2021 arbeitet sie als freie Regisseurin und Autorin. Sie ist Mitbegründerin des feministischen Theaterkollektivs Glossy Pain. In Anlehnung an die Dichterin und Aktivistin Audre Lorde setzt Glossy Pain auf die – von den Konzepten des Patriarchats befreite – Erotik als Motor des gleichberechtigten, gemeinschaftlichen künstlerischen Arbeitens. Stoll inszeniert Klassiker-Überschreibungen, Stückentwicklungen und neue Dramatik.

Katharina Stoll, b. 1994, studied German Literature and Philosophy in Berlin and Istanbul. She has been working as a freelance director and writer since 2021. She is a co-founder of the feminist theatre collective Glossy Pain. Inspired by the poet and activist Audre Lorde, Glossy Pain believes in eroticism – freed from the concepts of patriarchy – as the driving force of equal, collaborative artistic work. Stoll stages ‘overwrites’ of classics, devised plays and new drama.

Besetzung / Cast

Mit / With Amanda Babaei Vieira, Riah Knight, Joshua Zilinske

Regie / Direction Katharina Stoll

Bühne & Kostüme / Scenography & Costumes Wicke Naujoks Kostümmitarbeit / Collaboration Costumes Heinke Stork Musik, Komposition & Sounddesign / Music, Composition & Sound Design Hannes Gwisdek Musik & Komposition / Music & Composition Riah Knight Video Sebastian Pircher Dramaturgie / Dramaturgy Constanze Fröhlich Requisite / Props Bekim Aliji Regieassistenz / Assistant Director Wisam Atfah, Julia Boxheimer Abendspielleitung & Übertitefahrt / Stage Management & Surtitle Operator Hannah Köhler, Lara Marquardt Produktion / Production Theater an der Ruhr Fotos / Photos Franziska Goetzen, Sebastian Pircher

Eine Produktion des / A Production of Theater an der Ruhr in Zusammenarbeit mit dem / in cooperation with FFT Düsseldorf gefördert von / supported by the Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Besonderer Dank an / Special thanks go to Natascha Knieriem mit Ijsbel und Zoo Zajac für die freundliche Genehmigung und Unterstützung der Dreharbeiten / for the kind approval for supporting the shoots