Premiere 11.02.2018 › Schauspielhaus

Das große Heft

nach dem Roman von Ágota Kristóf
Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
in einer Fassung von Ulrich Rasche und Alexander Weise
Das große Heft
Auf dem Bild: László Branko Breiding, Simon Werdelis, Yassin Trabelsi, Toni Jessen, Jannik Hinsch, Tommy Wiesner, David Kosel, Alexander Vaassen, Philipp Grimm, Sam Michelson, Johannes Nussbaum, Harald Horváth, Robin Jentys, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Ensemble
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Moritz Kienemann, Johannes Nussbaum
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Das große Heft
Auf dem Bild: Justus Pfankuch, Philipp Grimm, Daniel Séjourné, Sam Michelson, Harald Horváth
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Toni Jessen, Yassin Trabelsi, Jannik Hinsch, Tommy Wiesner
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Jannik Hinsch, David Kosel, László Branko Breiding, Toni Jessen
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Alexander Vaassen, Simon Werdelis, Toni Jessen, David Kosel, Tommy Wiesner, Jannik Hinsch, Yassin Trabelsi, László Branko Breiding
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Yassin Trabelsi, Toni Jessen, Simon Werdelis, László Branko Breiding, Tommy Wiesner, David Kosel, Jannik Hinsch
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: László Branko Breiding, Simon Werdelis, Toni Jessen, Jannik Hinsch, David Kosel, Yassin Trablesi, Tommy Wiesner, Alexander Vaassen, Philipp Grimm, Justus Pfankuch, Sam Michelson, Moritz Kienemann, Johannes Nussbaum, Harald Horváth, Robin Jentys
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Johannes Nussbaum, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Sam Michelson, Daniel Séjourné
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Sam Michelson, Daniel Séjourné
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Tommy Wiesner, Simon Werdelis
Im Videobild: László Branko Breiding, Johannes Nussbaum
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Das große Heft
Auf dem Bild: Philipp Grimm, László Branko Breiding, Sam Michelson, Tommy Wiener, Daniel Séjourné, Simon Werdelis, Harald Horváth, Alexander Vaassen, Johannes Nussbaum
Im Videobild: Simon Werdelis, Philipp Grimm, Johannes Nussbaum
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Daniel Séjourné, Tommy Wiesner, Philipp Grimm, László Branko Breiding, Johannes Nussbaum, Justus Pfankuch, Yassin Trabelsi
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Johannes Nussbaum, Moritz Kienemann, Jannik Hinsch
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Moritz Kienemann, Jannik Hinsch
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Johannes Nussbaum, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe
Das große Heft
Auf dem Bild: Johannes Nussbaum, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe

Handlung

Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2019

Sie sind Zwillinge. Sie kommen aus der großen Stadt, die bombardiert wird. Jetzt sollen sie bei der Großmutter bis zum Ende des Krieges bleiben.
Einer verrohten Welt im Krieg begegnen die Zwillinge mit Härte. Fernab von der Schule bringen sie sich selbst bei, was sie fürs Überleben brauchen: Sie härten ihre Körper mit Schlägen ab, den Geist mit Schimpfworten – in beiden Fällen mit dem Ziel unempfindlich alles auszuhalten, nicht zu weinen, psychische wie physische Schmerzen nicht mehr wahrzunehmen. Sie betteln, hungern, schlachten, stehlen, töten, stellen sich taub, blind, üben sich in Bewegungslosigkeit. Sie beobachten ihre Umwelt, machen sich Schwachstellen zunutze und setzen an anderer Stelle ihr Wissen mit Kalkül ein. Sie passen sich dieser vom Krieg geprägten Gesellschaft auf ihre Art an, lernen sich zu wehren und entwickeln ihre ganz eigenen Moralvorstellungen. Das Bild einer wohlbehüteten Kindheit lassen sie dabei weit hinter sich und werden zu erbarmungslosen jungen Erwachsenen, die über Leichen gehen. Ihre gewonnenen Erkenntnisse und Wahrheiten tragen sie in das Große Heft ein. So entsteht eine Aufsatzsammlung, die die Übungen und Entwicklung der Zwillinge in schonungslosen kurzen Sätzen ohne Schnörkel oder Gefühlsduselei dokumentiert.
Ágota Kristóf schildert in ihrem 1987 erschienenen Debutroman die Lebensgeschichte zweier Brüder, bei der Realität, Fiktion und Lüge nah beieinander liegen. Der Roman DAS GROSSE HEFT wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und zum Livre Européen gekürt.
Dauer der Aufführung: 3 Stunden, 40 Minuten.
Eine Pause.

Besetzung

Regie und Bühne
Ulrich Rasche
Bühnenbildmitarbeit
Sabine Mäder
Kostüme und Bühnenbildmitarbeit
Romy Springsguth
Chorleitung
Alexander Weise, Toni Jessen
Komposition
Monika Roscher
Video
Philip Bußmann
Samples, Sound-Art
Nico van Wersch
Mit
László Branko Breiding, Philipp Grimm, Jannik Hinsch, Harald Horváth, Robin Jentys, Toni Jessen, Moritz Kienemann, David Kosel, Sam Michelson, Johannes Nussbaum, Justus Pfankuch, Daniel Séjourné, Yassin Trabelsi, Alexander Vaassen, Simon Werdelis, Tommy Wiesner

Musiker*innen

Drums
Heiko Jung
Cello
Christoph Uschner
Violine
Kseniya Trusava
E-Bass
Slowey Thomsen

Video

Theatertreffen 2019

Am 30. Januar 2019 hat die Theatertreffen-Jury die Auswahl für das 56. Theatertreffen bekannt gegeben.

DAS GROSSE HEFT und ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE sind zwei der 10 besten Stücke der Saison.
„Was bedeutet bemerkenswert im Theater?“ – nach dieser Frage wählt die Jury jedes Jahr 10 Stücke aus, die zum Theatertreffen im Berlin eingeladen sind.

Vom 3. bis 20. Mai 2019 findet das Theatertreffen in Berlin statt, bei dem die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum gezeigt werden. Die siebenköpfige Jury besuchte 418 Inszenierungen in 65 deutschsprachigen Städten. 744 Voten gingen ein und die einzelnen Juror*innen haben jeweils zwischen 94 und 121 Inszenierungen gesehen. Insgesamt wurden 39 Inszenierungen vorgeschlagen und diskutiert.
DAS GROSSE HEFT nach dem Roman von Ágota Kristóf, aus dem Französischen von Eva Moldenhauerin in einer Fassung von Ulrich Rasche und Alexander Weise, Regie und Bühne von Ulrich Rasche (Premiere: 11. Februar 2018) und ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski unter Verwendung der Hamburger Poetikvorlesung von Wolfram Lotz, Regie und Bühne von Sebastian Hartmann (Premiere: 29. März 2018) sind beide nach Berlin eingeladen. „Wir gratulieren den künstlerischen Teams, den Ensembles und den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden Produktionen sehr herzlich zu diesem Erfolg!“, so Intendant Joachim Klement. „Beide ausgewählten Produktionen zeigen auf sehr unterschiedliche, aber in beiden Fällen auf äußerst eindrücklichen Weise, wie groß die Spannbreite der ästhetischen Handschriften ist, die in unserem Haus gezeigt werden. Wir freuen uns sehr über die Einladungen zum wichtigsten deutschen Theatertreffen!“.
Statement der Jury zu DAS GROSSE HEFT
Ulrich Rasches Chorkunst ist auf Erhabenheit angelegt, auf Pathos, auf Bildmacht, auf sinnliche Überwältigung auch. Manche sagen: Es riecht nach Rammstein. Das alles stimmt. Aber Rasche bringt dabei wie kaum ein anderer Texte frisch zu Gehör, faltet sie genauestens rhythmisiert vor dem Bewusstsein der Betrachtenden auf, regt das Denken an und auf. So folgt man an diesem Abend in knapp vier Stunden gebannt der großen Kindheitserzählung aus Weltkriegszeiten von Ágota Kristóf. Ein düsteres Werk, voll Gewalt und sexuellen Obsessionen, in kühler behavioristischer Erzählkunst vorgetragen. Rasche zeichnet es mit Muße und bedrückender Intensität nach, mit Männerchören, die auf zwei riesigen rotierenden Drehscheiben schreiten, angetrieben von der minimalistischen Mantra-Klangkunst Monika Roschers. Es ist der Blick in eine faschistoide, militaristische, von Moral bereinigte Kindheitswelt, ein Gang ins Walzwerk der aufkeimenden Männerfantasien.

Statement der Jury zu ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE
Nebel dräut, aufwühlende Musik erklingt, Menschen stürmen an die Rampe. Sie schleppen Leitern auf die Bühne, fangen an, mit schwarzer und weißer Farbe ein riesiges Bild zu malen, hoch und höher, Schicht über Schicht. Davor kreist ein fahrbares Klinikbett, und Spieler*innen mit raschelnden Krinolinen und schwarzen Zylindern zeigen scheinbar zusammenhanglose, mitunter auch sich wiederholende Szenen aus Dostojewskis Fortsetzungsroman „Erniedrigte und Beleidigte“ rund um einen selbstsüchtigen Patriarchen, im Stich gelassene Kinder und erdrückende Schuldenberge. Es dauert eine ganze Weile, bis sich das Publikum in den Improvisationsmodulen von Sebastian Hartmanns Dresdner Inszenierung zu orientieren lernt. Geradezu programmatisch gerät sie durch die Verschaltung mit Wolfram Lotzʼ Hamburger Poetikvorlesung, die ein neues Theater entwirft und von Yassin Trabelsi mit großem Soundgefühl versprechtanzt wird. Denn Hartmanns Arbeit zielt nicht auf die lineare Nacherzählung des Romanstoffs, sondern – wie schon bei Dostojewski angelegt – auf die ekstatische Auflösung von Sinn und Logos, so wie sie in Krankheit, Liebe und hier tatsächlich auch in der Kunst erfahrbar werden.

www.berlinerfestspiele.de

Pressestimmen

„DAS GROSSE HEFT – ein kolossales Bühnenereignis. Sie marschieren durch einen Sturm aus Explosionsrausch und infernalisch jauchzender Musik mit Momenten von überraschender Zartheit.“
Der Spiegel, Wolfgang Höbel, 11.08.2018
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11.08.2018
„DAS GROSSE HEFT – ein kolossales Bühnenereignis.
Stets benutzen Rasches Darsteller die Bühnenwalzen, die Laufbänder und Drehscheiben als Aufmarschparcours. Unablässi9g schreiten sie, vorwärts, seitwärts, rückwärts. Als wären die futuristischen Räderwerkvisionen von Kinoklassikern wie ‚Metropolis‘ oder ‚A Clockwork Orange‘ zum Leben erweckt, als hätten die Pathosrocker von Rammstein ein Theater gekapert: Ohne Scheu vor dem Pompösen wird hier die Atmosphäre eines Titanenkampfs in Stahlgewittern beschworen.
Zwischendurch aber gelingen Rasche Momente von überraschender Zartheit. In der Dresdner DAS GROSSE HEFT-Arbeit etwa sieht man die Zwillingsjungen, von denen die Romanvorlage erzählt, lange Zeit inmitten zweier Rudel von jeweils acht jungen Männern in martialisch schwarzen Hosen und Unterhemden voranstampfen. Sie marschieren durch einen Sturm aus Explosionsrausch und infernalisch jauchzender Musik, unter anderem aus Mozarts ‚Requiem‘. Sie berichten, wie sie sich selbst mit Schlägen abhärten, wie sie vergewaltigt werden, wie sie selbst andere quälen und Bombenterror und Hinrichtungen erleben – immer im gleichen kalten Protokollton, den sie sich antrainiert haben, um Schmerzen zu vermeiden. Plötzlich aber, als sie vom Tod ihrer Mutter berichten, lösen sich die beiden jungen Kerle aus ihren Gruppen und treten vor, während alle Darsteller im Chor brüllen: ‚Wir werden! Von niemand! Beschützt!‘
Aus politischem Kalkül, sagt Regisseur Rasche, habe er DAS GROSSE HEFT gerade in Dresden, der Stadt der Pegida-Märsche, auf die Bühne gebracht. ‚Dort gehört diese Aufführung hin.‘ Tatsächlich bietet das Passionsspiel aus Furcht und Mitleidsverweigerung ein böses Zerrspiegelbild zu den fremdenfeindlichen Aufmärschen auf den Straßen der Stadt. Hier wie dort sieht man Haltsuchende, die ihre angebliche und nur vorgespielte Grobheit auf bizarre Weise ausstellen. ‚Ich will mit meinem Theater etwas über uns erzählen, über unsere heutige Situation‘, sagt Ulrich Rasche, ‚und ich will eine Haltung dazu vermitteln.‘“
Wolfgang Höbel, Der Spiegel
„Ein rarer Theaterglücksfall. Hier gelingt ein Abend der denkwürdigen, dankenswert didaktikfrei im Raum stehenden Ambivalenzen.“
Theater heute, Christine Wahl, April 2018
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April 2018
„Die Verführung ist groß, die absichtsvolle Moralfreiheit des Textes, diese sich jedweder Bewertung entziehende und gerade deshalb so ungefiltert ins Rezipienten-Schockzentrum treffende Präzisionsschilderung von Tötungen, Vergewaltigungen und (Selbst-)Erniedrigungen, durch Empathie- bzw. Identifikationsangebote mit den kindlichen Protagonisten abzumildern.
Ganz anders sieht das in Ulrich Rasches Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden aus. Dessen gewohnt individualpsycholigiefreie Chor- und, ganz buchstäblich, Bigger-than-Life-Ästhetik ist tatsächlich geradezu idealtypisch in der Lage, diesen Text in mindestens werktreuem (Be-)Deutungsumfang auf die Bühne zu transportieren; wahrscheinlich sogar – rarer Theaterglücksfall – noch ein bisschen mehr. Rasches Inszenierungsoberfläche gestaltet sich dabei wie gehabt: Was in den ‚Räubern‘ vom Münchner Residenztheater die Laufbänder waren, sind im Dresdner Großen Haus zwei riesige, in unterschiedlichen Konstellationen, Schrägstellungsgraden und relationalen Positionen nebeneinander rotierende Drehscheiben. Darauf marschieren abendfüllend – und das heißt in diesem Fall: 200 Minuten – minimal zwei, maximal sechzehn junge Männer und pressen, keuchen, schleudern im taktgebenden Gleichschritt wie –klang den Text aus sich heraus; naturgemäß unter traumwandlerischer Vermeidung jedweden Einfühlungsverdachts.
Natürlich dürfen chorische Entäußerung, anti-identifikatorisches Sprechen und Großgruppen-Choreografie per se als sichere Vermeidung von falsch verstandener Anwaltschaft wie falsch verstandener Anklage und/oder Figurendenunziation gleichermaßen gelten; das liegt in der Natur der Inszenierungssache. Geschmälert wird die Wirksamkeit dieser Mittel im speziellen Fall dadurch allerdings noch lange nicht. Die Kippfigur zwischen Opfer- und Täterschaft, die Kristóf durch ihre strickt phänomenologische Betrachtung der Zwillinge im Überlebensmodus beständig in Bewegung hält, übersteht den Bühnentransport wirklich beispielhaft unbeschadet.
Überhaupt gelingt hier mal wieder ein Abend der denkwürdigen, dankenswert didaktikfrei im Raum stehenden Ambivalenzen. Denn Rasche exerziert ‚Das große Heft‘ wirklich dreieinhalb Stunden lang konsequent als (männliches) Militär- und Militanzdrama durch, sämtliche (bekanntermaßen vielgestaltigen) Konnotationen und kulturellen Codierungen inklusive.
In jedem Fall hat das Staatsschauspiel Dresden mit diesem ‚Großen Heft‘ nicht nur seine bei weitem formstärkste Inszenierung unter der neuen, letzten Herbst gestarteten Intendanz im Spielplan, sondern überhaupt eine, deren Konsequenz nicht leicht zu überbieten ist.“
Christine Wahl, Theater heute
„Ein kongeniales Bühnenwerk zu einem so schlüssigen wie unerfreulichen Roman. Ein großer Abend für alle, die noch nicht gänzlich gefühlskalt geworden sind.“
Die deutsche Bühne, Detlef Baur, April 2018
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April 2018
„Ein kongeniales Bühnenwerk zu einem so schlüssigen wie unerfreulichen Roman.
Kristófs Kniff mit dem Zwillingspaar lässt einen furchtbaren, authentisch wirkenden Kriegskinderroman (aus den 1980er-Jahren) entstehen, der nun nicht zum ersten Mal auf die Theaterbühne kam. Ulrich Rasche nutzt in seiner Inszenierung am Dresdner Staatsschauspiel diesmal keine Laufbänder, sondern zwei geneigte Drehscheiben, die rotierend aneinander vorbei im Wechsel nach vorne bewegt sind oder nebeneinander laufen können (Bühne: Ulrich Rasche).
Zu Beginn schleichen katzengleich, aber im Gleichschritt zwei Darsteller, noch mit Schuhen (Kostüme: Romy Springsguth) über die sich beständig drehende Laufscheibe. Nach und nach kommen weitere Brüderpaare hinzu; bis zu acht dauerlaufende Sprecher pro Drehscheibe, insgesamt also bis zu 16 männliche Darsteller rotieren über dreieinhalb Stunden durch den Roman.
Für Lauf und skandierendes Sprechen liefern vier Musiker am Bühnenportal (Drums: Heiko Jung, E-Bass: Slowey Thomsen, Violine: Kseniya Trusava und Cello: Christopher Uschner, Komposition: Monika Roscher) Rhythmus und gleichsam auf der Stelle tretende Melodien (die an die Musik von Peter-Greenway-Filmen erinnern). An besonders  dramatischen Momenten werden Chorpartien aus Mozarts ‚Requiem‘ dazugemischt. Das Sprachspiel wird somit durch Rhythmus in Bild und Ton beherrscht. Das Ergebnis ist eine eigenwillige Mischung aus Nüchternheit und Pathos; einerseits sprechen die Akteure ganz sachlich und einfach, andererseits herrscht in der Aufführung von Anfang an ein hoher Druck an sprachlicher Intensität. Pathos und Kälte stehen – wie im Roman – ungewöhnlich eng beieinander.
Ein anderer produktiver und faszinierender Widerspruch in dieser Inszenierung ist die Konzentration auf das erzählende Wort bei gleichzeitiger physischer Dauerbewegung: Ohne je in Gefahr von bloßer Illustration zu kommen, ermöglicht, ja erfordert Rasches (in jeder Beziehung) episches Theater das chronologische Nacherzählen der Textvorlage.
Die Art der Romaninszenierung bleibt nah am Geist des Textes, füllt ihn mit Leben und performativer Intensität, aber versucht keinerlei Dekonstruktion oder Aktualisierung. Rasches Zugriff, der den Schauspielern keinen Raum für persönliche Profilierung lässt, ist zugleich selbstbewusst und dabei ungewöhnlich nah an der Textvorlage. Auch darin, dass Humor oder gar ein Augenzwinkern in Richtung Publikum hier nicht den Hauch einer Chance haben.
Zwar nutzt die Regie kunstvoll viele Mittel der bewegungschoreographischen und sprachmusikalischen Variation zwischen Solo und Massenszene, und doch dreht sich die Theatermaschine – und das ist eine kleine Einschränkung bei allem Lob dieser nahezu idealen Inszenierung – einebnend gleichmäßig. Insgesamt müssen einem die Sprech- und Gehmaschinen der Inszenierung zwar nicht gefallen, als Denkanstoß sind sie jedoch fraglos grandios. ‚Das große Heft‘ am Dresdner Staatsschauspiel ist ein großer Abend für alle, die noch nicht gänzlich gefühlskalt geworden sind.“
Detlef Baur, Die deutsche Bühne
„Zu Ulrich Rasches ‚Großen Heft‘ nach Dresden sollte man unbedingt fahren.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Simon Strauß, 13.02.2018
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13.02.2018
„Worte, wie aus dem Leib gepeitscht.
Kristófs atmosphärisch schwer auszuhaltender Kriegsroman handelt von der Flucht in die Gleichgültigkeit, die den einzigen Ausweg bietet, um das Grauen des Krieges zu überstehen, nicht irrezuwerden an den zuckenden Bildern im Kopf. Nur wenn Worte nichts weiter bedeuten als stumpfe Tatsachen, schafft man es, seine Seele zu schützen. Diesen Grundimpuls hat Ulrich Rasche in seiner Dresdner Inszenierung aufgenommen und auf unerbittliche Weise verstärkt.
Kristófs einfacher, elliptischer Stil wird durch die chorische Hypostase in jedem Falle stark stilisiert. Jedes noch so harmlose Wort – ob Gummistiefel, Bleistift oder Ziegenmilch – klingt hier wie ein unheilvolles Teufelskeuchen. Der einfache Ton des Originals verliert in Rasches Adaption gewissermaßen seine Unschuld und wird zur bedeutungsvollen Prophezeiung umgewandelt. Und doch kann man sich der totalitären Monotonie, mit der man hier konfrontiert wird, nicht einfach entziehen. So streng wird auf den ausdruckslosen Gleichklang geachtet, dass es schon auffällt, wenn hier einer aus Versehen mit den Augen zwinkert. Nur ein einziger unsicherer Schritt wird gemacht, ganz am Ende, wenn die Zwillinge auseinandergehen und ein Fuß sich von einer drehenden Scheibe auf die andere setzt. Ansonsten ist alles bis ins Letzte durchchoreographiert. Der Abend bedeutet eine enorme Anstrengung für Schauspieler und Zuschauer – das immer gleiche Bild der sich drehenden, sich leicht hebenden und senkenden Scheibe, von den sechzehn jungen Schauspielern ständig in geringfügigen Varianten bestiegen, stellt die Auffassungsgabe auf eine marternde Probe.
Das Ganze wirkt wie eine nie enden wollende Horror-Parade, die stolz immer neue Spielarten der Gewalt präsentiert: Ein Offizier lässt sich blutig peitschen, eine Mutter mit Baby auf dem Arm wird von einer Granate zerfetzt. Die Brutalität lässt sich immer noch steigern. Jeder Exzess kennt eine weitere Stufe der Eskalation. Dieses Grundgefühl schafft Ulrich Rasche mit seiner martialischen Inszenierung. Es ist nicht das erste Mal, dass der an Einar Schleef und Robert Wilson geschulte Regisseur und Bühnenbildner so inszeniert. Wieder und wieder arbeitet er mit denselben Stilmitteln: Drehbühne, chorisches Sprechen, Live-Musik. Einfallslos, könnte man sagen. Aber weil sonst am Theater eben im Moment so wenig konsequenter Wille zur Form erkennbar ist, überrascht und verstört Rasches radikale Bühnensprache. Seinen Basler ‚Woyzeck‘ (F.A.Z. vom 18. September 2017) kann man in diesem Jahr beim Berliner Theatertreffen sehen. Aber auch zu seinem ‚Großen Heft‘ nach Dresden sollte man unbedingt fahren.“
Simon Strauß, Frankfurter Allgemeine Zeitung
„Eindimensional, aber eindringlich, monoton, aber intensiv und bildlich beeindruckend ist der Abend.“
nachtkritik.de, Tobias Prüwer, 12.02.2018
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12.02.2018
„Die monoton agierenden Bewegungs- und Sprechchöre werden mittels Bühnentechnik immer wieder zu neuen beeindruckenden Bildern montiert. Spielszenen finden dagegen gar nicht statt. Das ist eine gute Übersetzung, erzählt Ágota Kristófs Roman die Geschichte doch als schriftlichen Bericht der Zwillinge. Der abgehackte rhythmisierte Chorduktus unterstreicht auch ihre eigenwillig-gefühllose Sprache.
Die Scheibe, die anfangs der Boden der barbarischen Tatsachen bildete, pendelt auf der Drehbühne weg, die eine zweite zirkulierende Scheibe nach vorn transportiert. Diese Bühne ist noch steiler, und auch bei ihr wird die Symbolik klar: Sie steht für die Unausweichlichkeit der äußeren Umstände, die Unverfügbarkeit der Gesamtsituation. Wer nicht marschiert, wird mitgerissen, geht über den Rand verloren. Weil diese Scheiben sich ihrerseits in der Grundausrichtung drehen lassen, wird eine vielfältige Bühne möglich, wo mal eine, mal beide Scheiben als Spielflächen zur Verfügung stehen. Wechselndes Licht, mal als Spot von oben, mal diffus von der Seite kommend, und ein bisschen Nebel, mehr braucht Rasche nicht für visuell imposante Setzungen.
Genaugenommen ist es ein einfacher chorischer Effekt – und von Rasche ja auch bestens erprobt –, aber in der Konsequenz der Zeitdauer und des immer barbarischer werdenden Geschehens verblasst er nicht. Im Gegenteil, die Inszenierung nimmt nach der Pause an Wirkmächtigkeit zu. Eindimensional, aber eindringlich, monoton, aber intensiv und bildlich beeindruckend ist der Abend. Wobei es recht schwierig ist, nicht im Rhythmus des sehr genau arbeitenden Chores weggetragen zu werden und dem Wortstakkato nicht mehr zu folgen. Anstrengung und Überforderung sind dem Thema angemessen einkalkuliert.“
Tobias Prüwer, nachtkritik.de
„Rasches körper- und sprachbetonter Stil schafft einen Sog, der den Text eindringlich macht.“
Deutschlandfunk, Kultur heute, Thilo Koerting, 12.02.2018
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12.02.2018
„Für die Adaption von Ágota Kristófs Roman ‚Das große Heft‘ nutzt Ulrich Rasche seine erprobten Mittel: Er hat sich eine Bühne geschaffen aus zwei Podesten, die in sich und umeinander kreisen. Darauf lässt er seine Schauspieler ständig schreiten, in einem angespannten, fast schon angriffslustigen Gang; mal vorwärts, mal rückwärts, oft seitwärts, manchmal nur auf der Stelle. Gemeinsam rezitieren sie Kristofs Romantext. Der besticht vor allem durch seine Schlichtheit: In kurzen und simplen Sätzen erzählt Kristóf – fast schon beiläufig – von den Grausamkeiten, die den namenlosen Zwillingen widerfahren oder die sie sich selbst auferlegen, um das Überleben zu üben. Diese Art des Erzählens lässt sich kaum bebildern. Rasches körper- und sprachbetonter Stil schafft stattdessen passenderweise einen Sog, der den Text eindringlich macht.
Den Takt für Schritt und Sprache gibt die repetitive Musik von Monika Roscher vor, die mit reduziertem Material gekonnt eine düstere Stimmung erzeugt und den Abend in die Nähe des Musiktheaters rückt.
Die Produktion ‚Das große Heft‘ verlangt Ausdauer vom Publikum, das sich trotz aller Bewegung mit einem letztlich statischen Theaterabend konfrontiert sieht. Aber es mangelt an nichts: Musik, Licht, Bühne und Schauspiel greifen perfekt ineinander. Und vor allem in den Text, der in Ulrich Rasches Ästhetik sogar an Intensität gewinnt. Es ist ein langer Theaterabend am Dresdner Staatsschauspiel, doch der Zuschauer bereut kaum eine Minute dieser – auch fordernden – vier Stunden.“
Thilo Koerting, Deutschlandfunk, Kultur heute
„Chorisches Theater, das auf eine sehr verblüffende und auf eine sehr emotional starke Weise, die Brutalität dieses Buches zeigt und nicht ausklammert.“
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Bernhard Doppler, 11.02.2018
„Eine enorme physische und stimmliche Leistung der Spieler.“
taz.die tageszeitung, Michael Bartsch, 13.02.2018
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13.02.2018
„Das chorische Theater Ulrich Rasches bedeutet noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Einerseits eine Begegnung mit jener Gnadenlosigkeit, die die Zwillingsbrüder bei ihrer Selbstkasteiung auch an den Tag legen. Andererseits eine mit der stringenten Ästhetik verbundene Uniformität und Monotonie, die den Rezipienten vor die Wahl stellt, entweder abzustumpfen oder sich in einen Trancezustand jenseits kognitiver Wahrnehmungen zu versetzen.
Das Bild ist treffend und enorm suggestiv, zumal auf der ansonsten leeren Bühne zusätzliche Scheinwerfer für düstere Lichtstimmungen sorgen.
Eine enorme physische und stimmliche Leistung der Spieler.“
Michael Bartsch, taz.die tageszeitung
„Ein Drama um zwei Kinder im Krieg beeindruckt in Dresden als gewaltiges Mensch-Maschine-Musikwerk.“
Sächsische Zeitung, Rafael Barth, 13.02.2018
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13.02.2018
„Ein Drama um zwei Kinder im Krieg beeindruckt in Dresden als gewaltiges Mensch-Maschine-Musikwerk.
Der gleichnamige Roman von Ágota Kristóf erschien vor mehr als dreißig Jahren, aber noch immer liest er sich als packendes Dokument, das aus der Zeit gefallen ist. Kurze, kalte, kahle Sätze. Jegliche Zier fortgeschmirgelt. Keine psychologische Füllung.
Der Takt der Schritte trifft auf den Takt der Sprache. Auf Sätze, die rhythmisch mit Pausen gespickt sind. Auf Worte, die die Spieler hervorpressen, über Kopfmikros in den Saal hämmern. Die Sprache vermischt sich mit der düsteren Komposition von Monika Roscher. Es ist, als träfe Rammstein auf Steve Reich: archaischer Minimalismus. Ein Sog der Wiederholungen, gespielt mit Schlagzeug, Violine, Cello und Bass von vier Musikern am Bühnenrand.
Seine Sogkraft ist letztlich das, was den gesamten Abend ausmacht: ‚Das große Heft‘ sticht deutlich hervor aus allen anderen Inszenierungen, die man derzeit am Staatsschauspiel sehen kann. Selbst wer zwischendurch abschweifen sollte, findet bald ins Geschehen zurück. Im unablässigen Gleichstrom setzt Rasche regelmäßig Reizpunkte. Das Licht gleißt, dann verschluckt das Dunkel die Spieler. Die Musik bricht plötzlich ab, fährt neu und wieder anders fort. Es drehen sich nicht nur die Spielflächen, auch die gesamte Konstruktion rotiert, man sieht die Gerüste, die Gemachtheit des Ganzen. Spieler kommen und gehen, barfuß oder in schwarzen Schuhen. Sie legen ihre dunklen Shirts ab, wenn die Zwillinge barsch die Sexualität entdecken. Die freien Oberkörper erscheinen auf einer halbtransparenten Wand zwischen Spielern und Zuschauern. Der Chor spaltet sich, die Hälften sprechen perfekt mit- und gegeneinander.
Soll man sich dieses malmende Totalkunstwerk antun? Ja, unbedingt.“
Rafael Barth, Sächsische Zeitung
„Die Dresdner Premiere ist eindrücklich gelungen und verweist als abstraktes Theaterereignis moralkeulenfrei auf mögliche Verluste durch Kriegstreiberei.“
Dresdner Neueste Nachrichten, Andreas Herrmann, 13.02.2018
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13.02.2018
„Es war immer ein Wagnis – die Dresdner Premiere des Staatsschauspiels rings um den 13. Februar. Dieses Jahr ist sie eindrücklich gelungen und verweist als abstraktes Theaterereignis moralkeulenfrei auf mögliche Verluste durch Kriegstreiberei.
Umwelt formt den Menschen – und die beiden Jungen schildern ihre Erlebnisse, ihren Lebenslauf, auf einer rotierenden Erdscheibe meist ohne Fortschritt trabend, im Silbenstakkato einer eigenen Sprachform: um Fehler zu vermeiden, ganz und gar gefühllos. Gemeinsam mit der Minimalmusik, die fast immer nur per Rhythmus den Takt vorgibt und sich selten in zarte Melodieanflüge ergießt, entsteht rasch eine tranceähnliche Stimmung und daraus ein kriegsdüsteres Requiem der Verwahrlosung und Verrohung. Dabei wird Ágota Kristófs Werk auf die reine Sicht der Zwillinge reduziert, alle andere Figuren werden von ihnen im Dialog gedoubelt – anfangs und später immer wieder von Moritz Kienemann und Johannes Nussbaum gegeben, aber rasch von sieben anderen ersetzt, ergänzt, gedoppelt. Sieben junge Ensembleschauspieler, dazu fünf Studenten und vier andere Gastspieler – alle unter 30 Jahre – bilden die Gespanne, die immer wieder wechseln, aber vor allem in verschiedensten Chorkonstellationen lautstark brillieren.
Rasche, der auch gern Laufbänder oder Walzen zur Schauspielerbewegung agieren lässt, hat mit HfBK-Absolventin Sabine Mäder als Bühnenbildnerin und der gebürtigen Karl-Marx-Städterin Romy Springsguth als Kostümbildnerin sowie den Chorleitern Alexander Weise und Toni Jessen bewährte Kräfte an seiner Seite. Bei der Komposition setzt er auf Monika Roscher, die ihm schon seinen Baseler ‚Woyzeck‘ untermalte. Sie liefert einen düster-rhythmischen Stücksoundtrack. Der ist angepasst an die beiden gleichmäßig drehenden und schräg stehenden Riesenscheiben als alleinige Spielfläche.
Musikerquartett und zehnköpfiges Regieteam bilden eine biografisch spannende Ost-West-Combo mit gediegener Ausbildung an allen guten wie näherliegenden Kunsthochschulen ab. Es wäre keine großartige Weissagung, dass diese Arbeitsbeziehung, durchaus als gelungene Bewerbung für die Theatertreffen in Dresden 2018 und Berlin 2019 zu werten, nachhaltig geraten dürfte. Und dabei – das ist wohl Rasches Hauptverdienst und akut recht selten im deutschen Regietheater – die Wirkung des Originals nicht beschädigt, sondern eher bestärkt.“
Andreas Herrmann, Dresdner Neueste Nachrichten
„Rasches Inszenierung ist ein Gesamtkunstwerk aus Spiel, Bildern und Rhythmus, das zu erschüttern weiß.“
Dresdner Morgenpost, Guido Glaner, 13.02.2018
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13.02.2018
„Es wird laut. Und packend und gut. Ulrich Rasches Inszenierung von Ágota Kristófs Roman ‚Das große Heft‘ ist großes Theater.
Nicht der Einzelne zählt, nur die Masse. Unheimlich ist das, düster, mitunter bedrohlich, dabei von eigenartiger Faszination.
Rasches Inszenierung ist ein Gesamtkunstwerk aus Spiel, Bildern und Rhythmus, das zu erschüttern weiß. Man sollte unbedingt Verträge für weitere Stücke mit dem Regisseur machen.“
Guido Glaner, Dresdner Morgenpost
„Ulrich Rasches Regiestil mit den erbarmungslos vor sich hin ratternden Maschinen und den verzweifelt kämpfenden, schwitzenden Menschenpasst hervorragend zu den düsteren, knappen Sätzen aus Ágota Kristófs dystopischem Roman.“
freitag.de, Konrad Kögler, 11.02.2018
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11.02.2018
„In ‚Das große Heft‘ erleben wir wieder abschüssige Drehbühnen, auf denen die Spieler die Balance halten müssen. Stampfende, halbnackte Männer ziehen ihre Kreise, schreien und brüllen im Chor: perfekt einstudiert von Alexander Weise/Toni Jessen und so präzise artikuliert, dass jedes Wort zu verstehen ist. Die Akribie, mit der die beiden Drehbühnen während des Stücks immer wieder neu arrangiert werden, nötigt Respekt ab.
Ulrich Rasches Regiestil mit den erbarmungslos vor sich hin ratternden Maschinen und den verzweifelt kämpfenden, schwitzenden Menschen, die sich dagegen so klein ausnehmen, passt hervorragend zu den düsteren, knappen Sätzen aus Ágota Kristófs dystopischem Roman über Zwillinge im Krieg.“
Konrad Kögler, freitag.de
„Dresden bietet unerträgliches, sehenswertes Theater der Verzweiflung.“
neues deutschland, Hans-Dieter Schütt, 02.03.2018
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02.03.2018
„Regisseur Ulrich Rasche ist der monströse Monteur des deutschen Theaters, ein Stahlkonstrukteur, ein Hydrauliker, ein Plattformer der extremen Art; weit draußen im Meer aus Schmutz und Kälte und Schweiß und Nebel und gähnendem Nichts stehen seine Platt-Formen, drehen sich gegenläufig; Schauspiel ist Exerzitium in Teufelskreisen, auf schrägen Kippladen und Laufbändern und immer wieder auf diesen runden Scheiben, wo Menschen marschieren, stolpern und ihre Stoßgebete zäh und zitternd in Beinarbeit umsetzen.
Fast vier Stunden Beschreibung des Unbeschreibbaren. Stumpf und stier und grauenhaft. Vielleicht zu vergleichen mit Elem Klimows grandios unerträglichem Film ‚Komm und sieh‘: Vergreisung eines russischen Jungen, der den Krieg erblickt.
Dieser Abend ist eine Zumutung. Ohrstöpsel werden am Eingang verteilt. Die E-Gitarrenbässe schlagen peitschenhart zu (Musik: Monika Roscher). Die sechzehn jungen Schauspieler auf den zwei sich drehenden, hebenden, senkenden Scheiben präsentieren, nebelumwölkt, ein Martyrium des Chorischen. Himmelschreiend laut. Dann sehr, sehr leise. Mit einer sekündlich abgestimmten Präzision (Chorleitung: Alexander Weise, Toni Jessen). Es ist, als solle Publikums Haut mit jedem einzelnen Wort durchlässig geschlagen und dann gegerbt werden.
Rasche koppelt den entsetzlichen Realismus der Schilderungen mit frappanten Lichtwechseln und bewusstem Einblick in seine Apparatur.
Des Regisseurs radikaler Maschinismus macht Furore. Im vergangenen Jahr konnten seine Münchner ‚Räuber‘ nicht beim Theatertreffen gezeigt werden – Technik sprengte Bühnenmaße. Beim diesjährigen Festival im Mai zeigt er seinen Baseler ‚Woyzeck‘, danach wird er bei den Salzburger Festspielen inszenieren. Die Rasche-Mittel werden gewiss irgendwann ihren Abrieb, ihren Verschleiß offenbaren. Das mag morgen schon geschehen, aber das Morgen sei den Prognostikern im Politikbetrieb überlassen, die immer so eifrig spekulativ in ihrer Phrase Zukunft zappeln. Theater ist das Jetzt, und im Moment hat diese Ästhetik des 49-jährigen Regisseurs eine geradezu niederschmetternd gültige Energie. Ist messerscharfer Ausdruck im grassierend Konturlosen. Rasches Aufführungen wirken ein Jahrhundert nach Ernst Tollers ‚Masse Mensch‘ und dessen ‚Maschinenstürmern‘ wie die bittere Bilanz all der falschen, weil so gefährlichen Erwartungen ins zündend Kollektive. Die Verhältnisse tanzen nicht, aber alles stampft; zerstampft und weggetreten wird auf den Metallflächen dieses Theaters auch der fade Popanz des bürgerlichen Individualismus.
Dresden bietet unerträgliches, sehenswertes Theater der Verzweiflung. Das Schreckbildermalen kann religiöser sein als der gleichgültige Glaube ans Gute. Auch Schonungslosigkeit ist Arbeit an der Würde.“
Hans-Dieter Schütt, neues deutschland
„Die gleichbleibende Sprechweise und die düstere musikalische Untermalung generieren im Lauf des Abends eine derartige Sogwirkung, dass es keine Spielszenen benötigt, um die brutalen Erlebnisse der Geschwister für den Zuschauer spürbar zu machen.“
DRESDNER, Jenny Moritz, März 2018
„Großer Wurf am Schauspielhaus. Ein fast vierstündiger Parforceritt.“
SAX, Andreas Herrmann, März 2018
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März 2018
„Großer Wurf am Schauspielhaus.
Aus der französischen Übersetzung von Eva Moldenhauer destilliert sich Rasche gemeinsam mit dem Chorleiter Alexander Weise in bewährter Weise eine eigene Spielfassung – direkt aus dem Heft, in dem die selbstlernenden und gottlosen Jungs ihre Erlebnisse in der ihnen eigenen Sprache, also ohne jede Gefühlswelt zitieren, und als gleichförmiges kraftvolles Stakkato vortragen.
Moritz Kienemann als neues Ensemblemitglied, der schon in Heins IN SEINER FRÜHEN KINDHEIT EIN GARTEN überzeugte, und Johannes Nussbaum als gastierender Student, sind die tragenden Spieler, werden im Laufe des langen, packenden Abends immer wieder von sieben anderen Zwillingspärchen ersetzt oder ergänzt. Insgesamt sieben junge Herren des Ensembles, dazu fünf Studenten und vier andere Gastspieler – acht Paare, die ständig in Bewegung ihre Befindlichkeit laut und simpel artikulieren.
Ein wuchtiges Werk, welches auf Empfehlung des Hauses auch mit Ohrstöpseln genossen werden kann. Dabei spiegelt sich der monoton stapfend Zeitgeist im Stiefelmarschrhythmus in einer tranceartigen Minimalmusik, komponiert von Monika Roscher, die Rasche schon dessen Baseler ‚Woyzeck‘ untermalte. Auch mit Bühnenbildnerin Sabine Mäder, Kostümbildnerin Romy Springsguth sowie den beiden Chorleitern Alexander Weise und Ton Jessen arbeitet er oft zusammen. Einen guten Teil des bleibenden Eindrucks liefert Videoartist Philip Bußmann mit zwei Liveübertragungen der trabenden nackten Oberkörper nach der Pause.
Ein Tipp: Unbedingt Programmheft lesen – und wenn es vorher gelingt, schmälert es keineswegs das Erlebnis, welches man ob des Gebotenen nicht als Genuss bezeichnen mag, weil alles Sanfte und Seichte fehlt. Aber vielleicht serviert Rasches zehnköpfiges Regieteam, welches vier Livemusiker und 16 wehrfähige Jünglinge zu einem kollektiven, fast vierstündigen Parforceritt vereint und treibt, einen Warnschuss zur rechten Zeit.“
Andreas Herrmann, SAX
„Auf zwei rotierenden Scheiben sind die Zwillinge immer in Bewegung, müssen laufen, um nicht herunterzufallen, ein grandioses Bild.“
Freie Presse, Christian Schmidt, 15.02.2018
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15.02.2018
„‚Das große Heft‘ erschüttert am Staatsschauspiel: Ein Zwillingspaar härtet sich gegen die Zumutungen seiner Zeit ab.
Ulrich Rasches Konzept, das chorische Theater der Antike wiederzubeleben, funktioniert auch in Dresden. Auf zwei rotierenden Scheiben sind die Zwillinge immer in Bewegung, müssen laufen, um nicht herunterzufallen, ein grandioses Bild.“
Christian Schmidt, Freie Presse
„Rhythmisch starkes, eindringliches chorisches Theater und kraftvoll sinnliches Körpertheater.“
meinwortgarten.com, Lilli Vostry, 13.02.2018
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13.02.2018
„Über eine Kindheit im Krieg und was dieser mit den Menschen macht, erzählt berührend, bewegungsreich und lautstark bis zur Schmerzgrenze die Inszenierung ‚Das große Heft‘ im Schauspielhaus Dresden.
Heftig und intensiv, aufwühlend, beklemmend, bebend, fesselnd, faszinierend, verstörend und erschütternd treffen die Schönheit, Poesie und Gewalt von Sprache, rhythmisch starkes, eindringliches chorisches Theater und kraftvoll sinnliches Körpertheater aufeinander, begleitet von spannungsvollen, auf und ab schwellenden, sanften und harten Klängen auf Cello, Geige, Bass und Drums von Musikern vor und auf der Bühne.
Viel Beifall und Bravos für einen einige Überwindung kostenden, jedoch reichlich bewegenden Theaterabend, den man nicht so schnell vergisst.“
Lilli Vostry, meinwortgarten.com
„Ulrich Rasches Arbeiten überwältigen das Publikum mit hochfahrend effektsicherer Lichtregie, mit sich nach Art der Minimal Music ins Hirn fräsenden Soundschleifen und mit majestätisch auf der Stelle schreitenden Schauspielern.“
taz, die tageszeitung, Shirin Sojitrawalla, 17.05.2019
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17.05.2019
„Die Arbeiten Ulrich Rasches erschüttern, man durchlebt sie körperlich. Seine Arbeiten überwältigen das Publikum mit hochfahrend effektsicherer Lichtregie, mit sich nach Art der Minimal Music ins Hirn fräsenden Soundschleifen und mit majestätisch auf der Stelle schreitenden Schauspielern, die ihre Sätze skandieren, als wollten sie die einzelnen Worte vom Knochen des Textes lösen, bis sie in all ihrer Nacktheit dröhnen.“
Shirin Sojitrawalla, taz, die tageszeitung
„Jedes dieser Worte ist ein Schrei. Kein Schrei lässt Platz für Trost. Vor diesem Sog des Schlimmen kann man sich nicht retten.“
Berliner Zeitung, Ulrich Seidler, 16.05.2019
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16.05.2019
„Hier wird das Konzept der chorischen Marsch- und Brüll-Installation plausibel. Diese Art von Extremsport nimmt das Abhärtungsprinzip der jungen Zwillinge, die den Krieg in Ungarn erleben, auf. Die beiden Kinder versuchen, die Trennung von ihrer Mutter, Hunger, Kälte und die Quälereien der Großmutter handhabbar zu machen, indem sie alles, was war, ausradieren und ihre Seelen neu mit Gewalt und Verzichtsübungen beschreiben. Kein Wort zu viel schreiben sie in ihr Heft, in dem sie ihr Martyrium protokollieren und damit das Finstere, Barbarische und Unaushaltbare in Sprache bannen. Jedes dieser Worte ist ein Schrei. Kein Schrei lässt Platz für Trost.
Bis zu sechzehn Männer stampfen auf kreisenden Tellern im Gleichschritt auf der Stelle, pressen sich kalte Aussagesätze wie Todesurteile ab zu den sich permanent wiederholenden Seufzer-Terzen des live fragmentierten Mozart-Requiems. Vor diesem Sog des Schlimmen kann man sich nicht retten. Dem Berichterstatter liefen nach fünf Minuten die Tränen, nach weiteren zehn Minuten versuchte er, sich in einen Sekundenschlaf zu retten, mit der Folge, dass der Text sich ungehindert zwischen Traum und Trauer hindurch ins Gemüt prägte.“
Ulrich Seidler, Berliner Zeitung
„Ungeheuer präzise durchgearbeitete Sprechchöre und Bewegungsformen, die eine große szenische Wucht erzeugen. In ihrer theatralen Energie ist die Inszenierung ein herausragendes Unikat.“
rbbKultur, Barbara Behrendt, 20.05.2019
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20.05.2019
„Diesmal stehen zwei Drehscheiben schräg gegeneinander, die Bässe erzeugen – zusammen mit Schlagzeug und Violinen einen pompösen Live-Sound. Auch der virile Chor ist wieder da. Zuerst sind es nur zwei Schauspieler, darunter der unauffällige Kerr-Preisträger Johannes Nussbaum, die über die rotierenden Scheiben laufen, es sind die Zwillingsbrüder aus Kristofs Roman. Sie werden verdoppelt, vervierfacht – bis 16 Schauspieler mal zu zweit, mal im Chor den Text im Rhythmus mit der Musik sprechen und exakt choreografiert marschieren.
Sie wirken wie ein Heer halb verhungerter Sklaven, die den Aufstand proben, dann wieder wie eine einzige Kampfmaschine, eine Mörderbande, die sich zu Greueltaten formiert – ungeheuer präzise durchgearbeitete Sprechchöre und Bewegungsformen, die eine große szenische Wucht erzeugen.
In ihrer theatralen Energie ist die Inszenierung ein herausragendes Unikat.“
Barbara Behrendt, rbbKultur
„Männerchöre schreiten unablässig auf zwei rotierenden Drehscheiben, getrieben vom Rhythmus der Musik und der Maschinen. Ein eindringlicher Blick auf das Überleben in Zeiten der Gewalt.“
radioeins, Tomasz Kurianowicz, 20.05.2019
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20.05.2019
„Zwei Brüder – Zwillinge – begegnen einer verrohten Welt mit Härte, lernen sich zu wehren und entwickeln ihre ganz eigenen Moralvorstellungen. Immer mit dabei: das große Heft, in das sie ihre gewonnenen Erkenntnisse und Wahrheiten eintragen. Der Regisseur Ulrich Rasche gießt die Kindheitserzählung aus Weltkriegszeiten von Ágota Kristóf in eine strenge Form: Männerchöre schreiten unablässig auf zwei rotierenden Drehscheiben, getrieben vom Rhythmus der Musik und der Maschinen. Ein eindringlicher Blick auf das Überleben in Zeiten der Gewalt.“
Tomasz Kurianowicz, radioeins
„Die meisten Zuschauer hielt es nicht in den Sitzen, ein wahrer Begeisterungssturm brach los.“
Märkische Allgemeine, Karim Saab, 20.05.2019
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20.05.2019
„Ulrich Rasche stellt Schauspieler mit weit aufgerissenen Augen auf riesige Scheiben, die gegen den Uhrzeigersinn rotieren. Wer rechts vom Mittelpunkt steht, muss unentwegt vorwärts schreiten, wer links steht unentwegt rückwärts. Denn es gilt, auf der Stelle zu treten, sei es barfuß oder in Stiefeln. Aus diesem athletischen und rhythmisierten Grundgestus werden die Texte ins Publikum gesprochen, einzeln oder in Sprechchören.
Dank der Mikroports legen sich die gut verständlichen Worte über einen gleichförmigen, mitreißenden Klangteppich, den vier Musiker auf der Seitenbühne live einspielen. Das dämonische Potential des Stückes, das von der Verrohung zweier Brüder im Krieg handelt, kommt so besonders intensiv zur Entfaltung.
Die meisten Zuschauer hielt es nicht in den Sitzen, ein wahrer Begeisterungssturm brach los.“
Karim Saab, Märkische Allgemeine
„Das nimmt mit. Das zieht stampfend durch Zuschauerhirn und Zuschauerkörper. Dies ist von bedrängender Intensität und Intimität. Dieses Stück nagelt einen fest im Theatersitz.“
taz, die tageszeitung, Katrin Bettina Müller, 21.05.2019
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21.05.2019
„Das nimmt mit. Das zieht stampfend durch Zuschauerhirn und Zuschauerkörper. Wie sich die Jungmännerschar Schritt für Schritt gegen den rotierenden Boden der hydraulischen Drehbühnen stemmt, gegen die Schräge, gegen den drohenden Sturz, die Muskeln gespannt, glänzend vor Schweiß.
Das Theater von Ulrich Rasche ist ein düsteres Erlebnis.
Wie Kinder im Krieg überleben, davon erzählt Kristófs Roman und damit über einen Schrecken, der immer Gegenwart scheint. Zwei Zwillingsbrüder, zur Großmutter aufs Land gebracht, versuchen sich hart zu machen, keine Schmerzen mehr zu fühlen, das Töten zu üben, Gefühle aus ihrer Sprache zu streichen. Um jeden Preis nicht zu den Schwachen zu gehören. Aber es gelingt ihnen nicht, sie werden trotzdem Verlierer sein.
In Rasches Inszenierung wird aus dem Zwillings-Paar eine Horde, lauernd und gefährlich, aber auch verwundbar und unentwegt getrieben. Sie reden einzeln oder im Chor. Besonders in der zweiten Hälfte, wenn die Brüder von Szenen sexueller Gewalt in ihren kalten protokollarischen Sätzen berichten und die jungen Männer sich dabei immer weiter gehend die Arme um die entblößten Schultern legen, ist dies von bedrängender Intensität und Intimität. Dieses Stück nagelt einen fest im Theatersitz.“
Katrin Bettina Müller, taz, die tageszeitung
„Nervenaufreibend, gewaltig, eindrücklich, außergewöhnlich ist DAS GROSSE HEFT.“
Das HOrGAn Schülermagazin der HOGA Schule Dresden, Oktober 2018
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Oktober 2018
„Wenn dieser Abend eines ist, dann bombastisch. Ulrich Rasch, der in Deutschland grundsätzlich für überwältigende Werke bekannt ist, inszenierte in der letzten Spielzeit DAS GROSSE HEFT am Staatsschauspiel Dresden.
Man könnte meinen, dass seinen Stücken das Berliner Theatertreffen vorprogrammiert ist. Auch in Dresden sorgte seine Inszenierung für ordentlich Furore, selten wurde so viel diskutiert. Der Pressespiegel schäumte über. Liegt auf der Hand, dass es sich um nichts Konventionelles handelt.
Die zwei bedrohlichen Drehscheiben, die immer wieder neu arrangiert, beleuchtet und benebelt werden, machen den Text noch kräftiger, als er so schon ist.
Der durchgehend synchrone Sprechchor ist geprägt von einer sprachlich klugen Exzellenz. Die Pointen sind scharf. Eine ohrenbetäubende Lautstärke und mitunter perverse Texte werden zur Normalität. So lässt man sich durch den Abend tragen, kann dem Geschehen – trotz allem – nicht entgehen.
Nervenaufreibend, gewaltig, eindrücklich, außergewöhnlich ist DAS GROSSE HEFT in Dresden. Diesen dreieinhalbstündigen Abend sollte man sich unbedingt antun. Ohne Ohrstöpsel.“
Das HOrGAn Schülermagazin der HOGA Schule Dresden
„Monumental. Der Abend ging unter die Haut wie kein anderer.“
Die Welt, Jan Küveler, 22.05.2019
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22.05.2019
„Ein vielleibiger Chor stampfte zur Dauermusikuntermalung über zwei im Nebel einander umtanzende Drehbühnen. Vor diesem gewaltigen Hintergrund und durch die Wucht des Sprechens in Chor und Kanon wirkte die allmähliche Verrohung eines Zwillingsbrüderpaars im Krieg monumental.
Der Abend ging unter die Haut wie kein anderer.“
Jan Küveler, Die Welt
„Akribisch, musikalisch komponiert. Diese Chöre des Schreckens erinnern auf eindrücklich unangenehme Weise an die Gräuel des 20. Jahrhunderts.“
theatertreffen-blog.de, Dilan Zuhal Capan, 21.05.2019
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21.05.2019
„Alles an diesem Abend ist in ständiger Bewegung — mal gegeneinander, mal nebeneinander, die verschiedenen Mittel selten miteinander, aber sehr akribisch, musikalisch komponiert.
Dieser Chor erinnert nicht nur an die schauerlichen Männlichkeitsbilder des vergangenen Jahrhunderts und dessen erbarmungslose Grausamkeit, sondern weckt Assoziationen zu einer Gegenwart, in der sich eben diese Männerchöre wieder laut in rechten Bewegungen wie den Identitären und Pegida (die Inszenierung kommt immerhin aus Dresden!) formieren.
Man kann sich über die ausgestellte Männlichkeit ärgern, man sollte sich vor ihr ekeln, man kann die Sprache der Inszenierung gegenüber der des Romans ablehnen. Dennoch: Wir sehen und hören hier keinesfalls einheitlich maschierende, faschistoid dargestellte Männer, die dem Takt von Musik und Lärm folgen. Es ist keine reine Reproduktion, die Rasche unternimmt. Vielmehr dekonstruiert das Sprechen an vielen Stellen sich selbst, wechselt ständig den Takt, gibt Raum für individuelle Bewegung im gesamten leiblichen Ausdruck. Und: Gilt es nicht gerade heute, auf eben diese empörend brutale Weise an das zu erinnern, was war und nie wieder sein darf?“
Dilan Zuhal Capan, theatertreffen-blog.de