Das Staatsschauspiel Dresden gehört zu den renommiertesten Theatern im deutschsprachigen Raum und steht für Inszenierungen in großer ästhetischer Vielfalt. Pro Spielzeit werden in beiden Spielstätten, dem Schauspielhaus in der Altstadt und dem Kleinen Haus in der Dresdner Neustadt, ca. 25 Premieren aufgeführt, von denen zahlreiche Uraufführungen und Auftragswerke zeitgenössischer Autor*innen sind.
Das Staatsschauspiel Dresden hat ein festes Ensemble von mehr als 30 Schauspieler*innen, dazu ein Schauspielstudio und eine Bürgerbühne, in der unter professionellen Bedingungen Bürger*innen der Stadt auf der Bühne stehen. Das Repertoire umfasst moderne Inszenierungen klassischer Dramen wie DAS LEBEN IST TRAUM, DIE ORESTIE oder MACBETH und herausfordernde Formate des zeitgenössischen, ästhetischen Diskurses wie Sebastian Hartmanns Romanadaption VERNICHTEN, Claudia Bauers Inszenierung von VATERLAND oder Frank Castorfs Regiearbeit WALLENSTEIN. Ein breites Publikum ansprechende und gesellschaftlich relevante Bearbeitungen von Dramen und Komödien wie DIE DREIGROSCHENOPER oder DER DIENER ZWEIER HERREN stehen ebenso auf dem Spielplan wie aktuelle Werke der Literatur, in denen sich die gesellschaftlich relevanten Themen unserer Zeit spiegeln. Zeitgenössische Dramatik und Uraufführungen neuer Stücke, die im Auftrag des Staatsschauspiels Dresden entstanden, kommen von renommierten Dramatiker*innen wie Roland Schimmelpfennig, Lutz Hübner, Sarah Nemitz, Dirk Laucke, Jaroslav Rudiš, Florian Fischer, Caren Jeß, Soeren Voima oder Thomas Freyer. Inszenierungen aus Dresden waren bei allen wichtigen Festivals zu sehen, u. a. beim Berliner Theatertreffen, den Mülheimer Theatertagen und dem Festival für junge Regie „Radikal jung“. Seit 2017, dem Beginn der Intendanz von Joachim Klement und seinem künstlerischen Team, ist das Staatsschauspiel Dresden dreimal zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden mit den Inszenierungen DAS GROSSE HEFT (Regie Ulrich Rasche), ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE (Regie Sebastian Hartmann) und DER TARTUFFE ODER KAPITAL UND IDEOLOGIE (Regie Volker Lösch). 2023 wurde die Uraufführung DIE KATZE ELEONORE von Caren Jeß (Regie Simon Werdelis) zu den Mülheimer Theatertagen und zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. In der Kritiker*innen-Umfrage von Theater heute 2023 belegte das Staatsschauspiel Dresden in der Kategorie Gesamtleistung des Theaters den zweiten Platz im deutschsprachigen Raum. Seit 2017 findet am Staatsschauspiel Dresden außerdem das von Joachim Klement 2011 am Staatstheater Braunschweig gegründete europäische Festival für junge Regie FAST FORWARD statt. Jährlich im November präsentiert FAST FORWARD in vier Tagen Inszenierungen aus ganz Europa von Künstler*innen, die als Regisseur*innen noch am Anfang ihrer Laufbahn stehen.
Mit der europäischen Theaterlandschaft ist das Staatsschauspiel Dresden als Mitglied der European Theatre Convention (ETC) vielfältig vernetzt. Als Mitglied von #WOD-Initiative Weltoffenes Dresden ist es ein aktiver Mitgestalter des gesellschafts- und kulturpolitischen Lebens in Dresden und der Region.
The Staatsschauspiel Dresden is one of the most renowned theatres in the German-speaking world and stands for productions of great aesthetic diversity. Each season, around 25 premieres are staged in both venues, the Schauspielhaus in the old town and the Kleines Haus in Dresden's new town, many of which are world premieres and commissioned works by contemporary authors. The Staatsschauspiel Dresden has a permanent ensemble of more than 30 actors and actresses, plus an acting studio and the Bürger:Bühne, a citizens' stage in which amateurs perform under professional conditions. The repertoire includes modern productions of classic dramas such as LIFE IS A DREAM, ORESTIA or MACBETH and challenging formats of contemporary aesthetic discourse such as Sebastian Hartmann's adaptation of the novel ANNIHILATE, Claudia Bauer's production of FATHERLAND or Frank Castorf's directorial work WALLENSTEIN. Adaptations of dramas and comedies that appeal to a broad audience and are socially relevant, such as THE THREEPENNY OPERA or THE SERVANT OF TWO MASTERS, are on the repertoire, as are current works of literature that reflect the socially relevant issues of our time. Contemporary drama and world premieres of new plays commissioned by the Staatsschauspiel Dresden come from renowned playwrights such as Roland Schimmelpfennig, Lutz Hübner, Sarah Nemitz, Dirk Laucke, Jaroslav Rudiš, Florian Fischer, Caren Jeß, Soeren Voima and Thomas Freyer. Productions from Dresden have been shown at all important festivals, including the Berlin Theatertreffen, the Mülheim Theatertage and the festival for young directors "Radikal jung". Since 2017, the beginning of the directorship of Joachim Klement and his artistic team, the Staatsschauspiel Dresden has been invited to the Berlin Theatertreffen three times with the productions THE NOTEBOOK (directed by Ulrich Rasche), HUMILIATED AND INSULTED (directed by Sebastian Hartmann) and TARTUFFE OR CAPITAL AND IDEOLOGY (directed by Volker Lösch). In 2023, the world premiere THE CAT ELEONORE by Caren Jeß (directed by Simon Werdelis) was invited to the Mülheim Theatertage and the Heidelberg Stückemarkt. In the Theater heute 2023 critics' survey, the Staatsschauspiel Dresden came second in the German-speaking world in the category of overall theatre performance. Since 2017, the Staatsschauspiel Dresden also hosts Fast Forward, the European festival for young directors, that was founded by Joachim Klement at the Staatstheater Braunschweig in 2011. Over four days annually in November, Fast Forward presents performances from all over Europe by artists who are still at the beginning of their careers as directors.
As a member of the European Theatre Convention (ETC), the Staatsschauspiel Dresden is networked in many ways with the European theatre landscape. As a member of #WOD-Initiative Weltoffenes Dresden, it is an active contributor to the socio-political and cultural life of Dresden and the region.
Geschichte
Die Gründung eines Hoftheaters geht in Dresden auf das Jahr 1816 zurück, als die zuvor vom sächsischen Hof subventionierten Theatergesellschaften und die Königliche musikalische Kapelle unter der Leitung des künstlerisch versierten Generaldirektors, des Grafen Heinrich Vitzthum von Eckstädt, vereint wurden. 1824 wurde Wolf August von Lüttichau sein Nachfolger. Er leistete nicht nur Wesentliches als Organisator der Verwaltung, sondern zeigte sich auch als Förderer bedeutender Künstlerpersönlichkeiten. In seine Amtszeit fällt u.a. das Wirken von Carl Maria von Weber und Richard Wagner als Kapellmeister, auf der Bühne standen Berühmtheiten wie die Sopranistin Wilhelmine Schröder-Devrient und die Schauspieler Eduard und Emil Devrient. Lüttichau gelang es außerdem, den Dichter Ludwig Tieck ab 1825 für das neugeschaffene Amt eines Dramaturgen zu gewinnen, der sich durch seine weitblickende Förderung junger Schauspieltalente außerordentliche Verdienste erwarb. Seine Ideen von einer natürlichen Sprachbehandlung, vom Ensemblespiel und der Pflege eines anspruchsvollen Repertoires sind bis heute in Dresden lebendig geblieben.
Anfang des 19. Jahrhunderts war es vor allem Emil Devrient, der als Schauspiel-Virtouse bejubelt wurde. Später erhielt er mit Bogumil Dawison und dessen leidenschaftlichem Spiel ernsthafte Konkurrenz.
Die Aufführungen fanden damals im Kleinen Hoftheater statt, welches bereits 1744 von Pietro Moretti errichtet worden war. Ab 1841 musste das Gebäude dem Neubau des Königlichen Hoftheaters von Gottfried Semper weichen, das mit einer Festvorstellung am 12. April 1841 eröffnet wurde. Vor allem klassische Schauspiele wie Werke von Shakespeare, Lessing, Kleist, Goethe und Schiller wurden hier zur Aufführung gebracht.
Auf der rechten Elbseite, unweit des heutigen Diakonissenkrankenhauses, befand sich eine weitere Spielstätte: das Sommertheater auf dem Linckeschen Bade. Dort erlebte das Publikum ausgewählte Schauspiele, vor allem Possen und Lustspiele, sowie deutsches bzw. französisches Opernrepertoire. Gerade diese inhaltliche Ausrichtung, die die Vorstadtbühne zum wichtigen Gegenpol des Hoftheaters „in der Stadt“ machte, bewährte sich in der vielfältigen Dresdner Theaterlandschaft über Jahrzehnte.
Als 1869 der erste Semperbau durch einen Brand vernichtet wurde, bezogen Schauspiel und Oper die sogenannte Bretterbude, ein rasch errichtetes Interimsgebäude hinter dem Zwingerteich. Am Eröffnungsabend war neben Carl Maria von Webers JUBELOUVERTÜRE auch Goethes IPHIGENIE AUF TAURIS angesetzt. In der Titelpartie sah man die Schauspielerin und vielfache Bühnenpartnerin Emil Devrients, Marie Bayer-Bürck.
Nach Plänen des Architekten Bernhard Schreiber wurde am 20. September 1873 ein weiteres Theater in Dresden eröffnet: das nach dem sächsischen Kronprinzen benannte Alberttheater. Zum ersten Mal in Dresdens Theatergeschichte war dies ein Theater, dessen Bau von Bürgern der Stadt finanziert wurde. Bis 1910 wurde es an den königlichen Hof verpachtet und bot vor allem Lustspielen und Konversationsstücken eine Bühne – die große Oper und das seriöse Drama blieb dem Sempergebäude vorbehalten.
Das zweite Königliche Hoftheater von Gottfried Semper – in den Jahren 1871 bis 1878 unter der Bauaufsicht von Sempers Sohn Manfred errichtet – wurde am 2. Februar 1878 erneut in der Kombination von Webers JUBELOUVERTÜRE und Goethes IPHIGENIE AUF TAURIS eröffnet. Diesmal spielte Pauline Ulrich die Titelrolle.
Mit Nikolaus Graf von Seebach hatte 1894 ein Intendant die Leitung des Hoftheaters übernommen, der die Ausgewogenheit zwischen Tradition und Fortschritt suchte. Unter seiner Amtszeit gelangte nicht nur die Oper zu neuer Blüte, er öffnete auch energischer als seine Vorgänger im Schauspiel die Bühne für alle wesentlichen zeitgenössischen Autoren: Ibsen, Strindberg, Halbe, Hauptmann gehörten zum Repertoire.
Mit einem Zyklus Hebbelscher Werke verabschiedete sich das Ensemble des Hoftheaters im Juli 1913 vom Alberttheaterbau, der mittlerweile schon lange nicht mehr den Anforderungen eines modernen Theaterbetriebs genügte. Die Stadt hatte dem Schauspiel 1911 – 1913 an der Ostra-Allee endlich ein neues Haus errichten lassen. Dr. Karl Zeiß wurde künstlerischer Leiter des am 13. September 1913 festlich eröffneten „Neuen königlichen Schauspielhauses“.
Mit der Novemberrevolution von 1918/1919 und der daraus resultierenden Beendigung der Monarchie änderte sich auch die Verwaltungsstruktur des Hoftheaters. Als „Sächsisches Landestheater“, dann als „Staatstheater“ wurde die Institution in staatliche Verantwortung überführt. Die Leitung des Schauspiels wurde Paul Wiecke übertragen, sein Stellvertreter war Lothar Mehnert. Beide hatten reiche Verdienste als Schauspieler und in der Regie. Wiecke genoss zudem als Vertreter der Belegschaft bei der Umgestaltung zum Staatstheater das Vertrauen der Mitglieder. Ihm standen mit dem von Generalintendant Seebach berufenen Dramaturgen Dr. Karl Wolff und den Regisseuren Berthold Viertel, später Josef Gielen und Georg Kiesau hervorragende und fortschrittlich denkende Mitarbeiter zur Seite.
Diese Phase lebendiger, schöpferischer Auseinandersetzung am Staatsschauspiel dauerte nur kurz. Bereits 1930 gründete sich eine Theaterfachgruppe der NSDAP mit der Zielsetzung, die Staatstheater von der „Beherrschung durch Fremdrassige“ zu befreien. In Folge der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 schritt die Fachgruppe zur Tat: Am 9. März 1933 wurde der Generalintendant Dr. Alfred Reucker vom selbsternannten Intendanten und langjährigem Ensemblemitglied Alexis Posse entlassen und im September 1933 schließlich zwangspensioniert. In der Oper wurde Generalmusikdirektor Fritz Busch seines Amtes enthoben, im Schauspiel entließ man Martin Hellberg, Arthur Chitz (Leiter der Schauspielmusik), die Ensemblemitglieder Jenny Schaffer und Siegfried Lewinsky. Paul Adolph, ehemaliger Regierungsrat, wurde zum Generalintendanten berufen.
In Kürze waren die Theater unter die Kontrolle der Nazis gebracht, offener Widerstand nicht mehr denkbar. Selbst Klassikeraufführungen standen unter Aufsicht der Gestapo. Dennoch haben die künstlerischen Projekte auf der Bühne des Staatsschauspiels dem Faschismus Kunstsinn und Menschlichkeit entgegengesetzt. Georg Kiesau inszenierte 1936 Schillers DON CARLOS in einer Weise, die als kaum verhüllter Protest gegen die Nazibarbarei gewertet wurde.
Am 1. September 1944 fielen die Staatstheater Hitlers „Totalem Krieg“ zum Opfer. Sie wurden geschlossen und die Belegschaft für die Rüstung zwangsverpflichtet. In der Nacht vom 13./14. Februar wurde das Schauspielhaus wie alle Dresdner Theaterspielstätten bei den Bombenangriffen auf die Stadt nahezu völlig zerstört.
Zur Interimsbühne wird die umgebaute Tonhalle in der Dresdner Neustadt (später das „Kleine Haus“). Schon am 10. Juli 1945 gab es die erste Premiere: NATHAN DER WEISE mit Erich Ponto in der Titelrolle und Charlotte Friedrich als Daja.
Das Schauspielhaus, dessen Bühnentechnik dank der Umsicht des technischen Betriebsleiters vor der Zerstörung bewahrt blieb, konnte als erstes Theatergebäude wiederaufgebaut werden. Vieles wurde durch tatkräftige Mithilfe der ganzen Belegschaft bewältigt.
Die festliche Eröffnung, nun als „Großes Haus“ der Staatstheater, fand am 22. September 1948 mit Beethovens FIDELIO statt. Das Schauspiel schloss sich am 23. September mit der Uraufführung des SIMON BOLIVAR von Ferdinand Bruckner an. Für die nächsten Jahrzehnte waren das Große und Kleine Haus das Domizil für Schauspiel, Oper, Ballett und Konzert.
Der 1950 als Generalintendant zurückgekehrte ehemalige Schauspieler Martin Hellberg hatte sein Konzept umrissen mit „Tradition und Revolution“. Er setzte sich zum Ziel, die Shakespeare-Pflege neu zu beleben und brachte in kurzer Zeit vier seiner Werke heraus. Der Regisseur Hannes Fischer entwickelte die Dresdner Staatstheater in den 1960er-Jahren zu einem bedeutenden Zentrum der Brecht-Pflege. Den ersten Höhepunkt setzte er 1961 mit der DDR-Erstaufführung der HEILIGEN JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE mit Lissy Tempelhof in der Hauptrolle. Außerdem begann er in den 1970er Jahren eine intensive Zusammenarbeit mit Dramatiker Peter Hacks, die in erfolgreichen und weithin beachteten Uraufführungen gipfelte. 1980 kam Wolfgang Engel als Hausregisseur ins Ensemble und stellte mit den Inszenierungen LA GUERRA von Goldoni und Hebbels Nibelungen eine neue, unverwechselbare Regiehandschrift vor.
1983 begann, mit Gerhard Wolfram als Intendant, die juristische Eigenständigkeit des Schauspiels, die mit der Trennung der Ensembles 1985 vollzogen wurde, als die musizierenden Künste in die wiederaufgebaute Semperoper umziehen konnten. Das „Große Haus“ wurde wieder zum „Schauspielhaus“ und begann die Spielzeit 1985 mit drei Shakespeare-Inszenierungen: STURM (Regie: Horst Schönemann), DER KAUFMANN VON VENEDIG (Regie: Klaus Dieter Kirst) und SONETTE (Regie: Wolfgang Engel). Während seiner Amtszeit bemühte sich Intendant Gerhard Wolfram von 1983 bis 1990 darum, die Probleme des sozialistischen Alltags in unterschiedlichen thematischen Facetten auf die Bühne zu bringen. Er engagierte Regisseure, die Klassiker radikal hinterfragten und setzte die Aufführung kritischer Texte sozialistischer Gegenwartsdramatik durch. So beispielsweise Werke des Schriftstellers Christoph Hein, dessen im Frühjahr 1989 uraufgeführtes Stück RITTER DER TAFELRUNDE in der Regie von Klaus Dieter Kirst die Endzeitstimmung in der DDR seismographisch widerspiegelte und die Notwendigkeit eines politischen Umbruchs künstlerisch übersetzte. Zum Regieteam in der Vorwendezeit gehörte außerdem Irmgard Lange mit ihrer Inszenierung von Volker Brauns ÜBERGANGSGESELLSCHAFT.
Im Oktober 1990 übernahm Dieter Görne die Intendanz des Dresdner Staatsschauspiels und führte es bis 2001 durch die Zeit der politischen und künstlerischen Neuorientierung in Ostdeutschland. In seine Amtszeit fällt auch die Rekonstruktion des historischen Zuschauersaals von 1913, was die Schließung des Hauses für den Bauzeitraum von 2 Jahren erforderlich machte. Als Interimsspielstätte diente unter anderem ein Theaterzelt, das sogenannte Kuppeltheater, in dem so ikonische Inszenierungen wie THE ROCKY HORROR SHOW Premiere feierten.
Von 2001 bis 2009 leitete Holk Freytag das Staatsschauspiel Dresden. Seine Intendanz hatte eine der größten Naturkatastrophen der jüngsten Geschichte zu bewältigen. Beim Hochwasser im August 2002 ergossen sich 20.000 von insgesamt 35.000 Kubikmeter Schlammwasser allein in die Unterbühne des Schauspielhauses. Erst nach dem Abpumpen der Wassermassen wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Zerstört waren neben Infrastruktur, technischen Anlagen und Druckerzeugnissen auch die Dekorationen von sechs Produktionen. Dennoch konnten alle Premieren wie angekündigt stattfinden, zum Teil an anderen Spielorten wie zum Beispiel im Festspielhaus Hellerau oder in der Dresdner Synagoge. Ein Großteil der Schäden wurde bis März 2003 parallel zu einem anspruchsvollen Spielbetrieb beseitigt.
Auch im Kleinen Haus fanden ab 2003 umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten am Gebäude statt. Am 15. Januar 2005 wurde es mit der Uraufführung von Aki Kaurismäki DER MANN OHNE VERGANGENHEIT in der Regie von Holk Freytag wiedereröffnet.
Künstlerisch bleiben vor allem die Inszenierungen in der Regie Volker Löschs in Erinnerung, in denen er Stücke des bürgerlichen Bildungskanons mit Beiträgen von Laienchören kontrastiert und dazu einen Bürgerchor ins Leben ruft. Seine Inszenierung DIE DRESDNER WEBER wurde 2005 von der Zeitschrift Die Deutsche Bühne zur Aufführung des Jahres gewählt.
Von Mitte Juni bis Mitte September 2007 wurde im und am Schauspielhaus ein weiteres Mal gebaut. Die Steuerung der Untermaschine und die Beleuchtung in den Foyers wurden komplett erneuert, der Rundhorizont der Bühne erhielt einen neuen Sternenhimmel mit 806 Sternen. Aber am auffälligsten war die äußere Veränderung: Die vollständige Restaurierung der Fassade und ein neues Beleuchtungskonzept lassen das Haus bis heute neben seinen berühmten Nachbarn Zwinger, Residenzschloss und Semperoper erstrahlen.
Ab dem Jahr 2009 hatte es sich das Staatsschauspiel Dresden unter der Intendanz von Wilfried Schulz zur Aufgabe gemacht, die Zukunft des Theaters aus seiner Geschichte und aus den Erfahrungen der Gegenwart zu entwickeln. In der Sparte „Bürgerbühne“, bei der Dresdner Bürgerinnen und Bürger unter professionellen Bedingungen eigene Inszenierungen erarbeiten, findet das Theater seitdem eine große Nähe zur Stadtbevölkerung.
Mit der Historie der Stadt Dresden beschäftigte sich 2010 auch Roger Vontobels Inszenierung von Schillers DON CARLOS. Die Produktion wurde zum Berliner Theatertreffen 2011 als eine der zehn „bemerkenswertesten Inszenierungen“ des deutschsprachigen Theaters eingeladen und ausgezeichnet mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ für beste Regie.
Seit der Spielzeit 2017/2018 hat Joachim Klement die Leitung des Dresdner Staatsschauspiels als Intendant inne.
Dieser Text ist eine überarbeitete und ergänzte Version der von der langjährigen Presse-Dramaturgin Inge Mätje 1988 verfassten Publikation „Ist alles vorbei, fängt alles an“ – Aus der Geschichte des Schauspiels in Dresden.