Cyrano de Bergerac
Handlung
Wie hört sich Edmond Rostands bekanntes romantisches Versdrama über den Mann mit der großen Nase im Zeitalter von Rap und Poetry Slam an? Martin Crimp hat in seiner schillernden, mitreißenden Neufassung traditionelle Alexandriner mit Spoken Word und Hip Hop Reimen ersetzt und das in der Zeit des Frühbarock spielende Mantel- und Degen-Stück mit aktuellen Debatten aufgefrischt.
Der hitzige, redegewandte Soldat Cyrano verbirgt hinter seinen berüchtigten Wutausbrüchen und seinem Macho-Gehabe Unsicherheit und Sensibilität, die man angesichts seiner körperlichen und verbalen Schlagfertigkeit nicht vermutet. Für seine treffsicheren, provokanten Reime wird er gleichermaßen gefürchtet wie verehrt. Glücklich ist er deshalb nicht: Ihn quält seine Liebe zu Roxane. Der sonst so unerschrockene Mann vermag es nicht, sich der angebeteten Frau zu offenbaren – aus Scham über seine Nase, die er als Makel und monströs, und sich selbst deshalb als unerträglich hässlich empfindet. Zudem gehört Roxanes Herz Christian, einem smarten, gutaussehenden Soldaten aus Cyranos Regiment, dem es jedoch nach eigener Einschätzung an den richtigen Worten und Esprit mangelt, um der schönen und emanzipierten Roxane zu genügen. Als sie sich dann von Christian auch noch romantische Poesie wünscht, verwandelt Cyrano seine Verzweiflung in eine List: In Christians Namen und mit dessen Einverständnis schreibt er ihr kluge und sinnliche Briefe, was alle drei schon bald in ein Identitätschaos katapultiert und es immer schwerer macht, zwischen Sein und Schein zu unterscheiden.
Gekämpft wird in Crimps Neufassung des beliebten Klassikers jedoch nicht nur um die Liebe. Es stehen nichts weniger als Frieden, Freiheit (auch die der Kunst), und Gleichberechtigung auf dem Spiel, als Cyranos Widersacher De Guiche die Bühne betritt.
Nach DER BESUCH DER ALTEN DAME ist dieser Abend im Stil eines Battles mit viel Musik Nicolai Sykoschs nächste Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden.
Eine Pause.