Premiere 18.05.2018
› Kleines Haus 1
Von der langen Reise auf einer heute überhaupt nicht mehr weiten Strecke
von Henriette Dushe
Handlung
Auf in ein besseres, bunteres, freieres Leben! Mit Enthusiasmus plant der Vater die Ausreise aus der DDR, schreibt Packlisten, wappnet seine Töchter gegen alle Schikanen und redet die Sorgen der Mutter klein. Doch es ist eine Reise, deren Ende in der niedersächsischen Provinz nie zur Ankunft wird, und gerade der, der sie am meisten wollte, wird sich im neuen Leben nicht zurechtfinden, sich in sich selbst zurückziehen, verschwinden. Statt der großen Träume und Erwartungen durchlebt die Familie eine Zeit voller Enttäuschung und Verfolgungswahn, voller Ärger und gegenseitiger Vorwürfe. Trost und Verständnis finden sich nur selten und die Deutungshoheit über die Familienerinnerung wird zum Kampfplatz, auf dem jede der Töchter sich doch noch zu behaupten versucht. Für ihr 2013 entstandenes Stück komponiert Henriette Dushe eine mehrstimmige Partitur, in der die Erinnerungen der Schwestern und der Mutter immer wieder um die Leerstelle des Vaters kreisen und in ihrer Vehemenz zum Maßstab für die Stabilität der Familie und der eigenen Identität werden. Jede definiert sich über das, woran sie sich erinnert, und wer sich nicht miterinnern oder sogar anders erinnern will, wird zur Gefahr für das mühsam aufgebaute eigene Selbst. Der Schlussstrich, den die Mutter will, ist unmöglich und die Vergangenheit muss immer neu verhandelt werden, um mit der Gegenwart zurecht zu kommen. Am Ende steht das Versprechen der Mutter, dass alles gut werde, doch da ahnt man als Zuschauer*in schon, wie es um die Versprechen dieser Familie bestellt ist.
Dauer der Aufführung: ca. 1 Stunde und 15 Minuten.
Keine Pause.
Keine Pause.
Besetzung
Regie
Babett Grube
Bühne
Kostüme
Hanne Lenze-Lauch, Bettina Kletzsch
Musik
Jonas Meyer, Fabian Ristau
Licht
Dramaturgie
Christine Besier
Mit
Überzeugendes Spiel im Kleinen Haus. Luise Aschenbrenner, Ursula Hobmair, Hannah Jaitner, Imogen Kogge und Fanny Staffa beeindrucken durchweg in der glaubhaft emotionalen Darstellung ihrer Figuren. Einen Besuch des Stückes von Henriette Dushe kann man nur empfehlen.“