Deutschsprachige Erstaufführung 15.09.2013
› Kleines Haus 1
Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone
nach dem Roman von Mark Haddon
Bühnenfassung von Simon Stephens
Deutsch von Barbara Christ
Bühnenfassung von Simon Stephens
Deutsch von Barbara Christ
Handlung
„Supergute Tage“ von Mark Haddon ist eine mysteriöse Kriminalgeschichte um einen Mord. Christopher Boone ist ihr Erzähler und Detektiv. Christopher ist 15 Jahre, drei Monate und zwei Tage alt, und: Christopher ist Asperger-Autist. Er weiß beinahe alles über Mathematik und nur sehr wenig über Menschen, der Umgang mit ihnen versetzt ihn schnell in Panik. Er liebt Primzahlen, die Wahrheit und die Farbe Rot, er hasst Gelb und Braun, und er hasst es, angefasst zu werden. Er geht niemals weiter als bis zum Ende der Straße. Nur einmal macht er eine Ausnahme: als er auf Spurensuche nach dem Mörder des Nachbarhundes Wellington unterwegs ist. Mutig bricht Christopher aus seiner kleinen Welt auf, und es beginnt eine spannende Reise, die sein bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellt. Mark Haddon wurde für seinen Roman „The Curious Incident of the Dog in the Night-Time“ – so der Originaltitel – u. a. mit dem Whitbread Book Award ausgezeichnet. Der Roman, ein Kultbuch in Großbritannien, wurde nun von dem englischen Dramatiker Simon Stephens für die Bühne eingerichtet. Stephens zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Dramatikern Europas und wurde u. a. mehrfach (zuletzt 2012) von der Fachzeitschrift „Theater heute“ zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt.
Jan Gehler wurde 1983 in Gera geboren und studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim. Von 2009 bis 2011 war er Regieassistent am Staatsschauspiel Dresden, wo er in der Spielzeit 2010/2011 Robert Walsers „Jakob von Gunten“ inszenierte. In der Spielzeit 2011/2012 inszenierte er die Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“, die 2012 zum Theaterfestival „Radikal jung“ nach München sowie zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen wurde. Außerdem erhielt er für diese Arbeit eine Nominierung für den renommierten Theaterpreis „Der Faust“. Weitere Arbeiten führten ihn ans Volkstheater München sowie ans Maxim Gorki Theater Berlin. Am Staatsschauspiel Dresden entstand außerdem unter seiner Regie „Aus dem Leben eines Taugenichts“ nach der Novelle von Joseph von Eichendorff.
Jan Gehler wurde 1983 in Gera geboren und studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim. Von 2009 bis 2011 war er Regieassistent am Staatsschauspiel Dresden, wo er in der Spielzeit 2010/2011 Robert Walsers „Jakob von Gunten“ inszenierte. In der Spielzeit 2011/2012 inszenierte er die Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“, die 2012 zum Theaterfestival „Radikal jung“ nach München sowie zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen wurde. Außerdem erhielt er für diese Arbeit eine Nominierung für den renommierten Theaterpreis „Der Faust“. Weitere Arbeiten führten ihn ans Volkstheater München sowie ans Maxim Gorki Theater Berlin. Am Staatsschauspiel Dresden entstand außerdem unter seiner Regie „Aus dem Leben eines Taugenichts“ nach der Novelle von Joseph von Eichendorff.
Besetzung
Regie
Jan Gehler
Bühne
Kostüme
Video
Sami Bill
Musik
Licht
Björn Gerum
Dramaturgie
Robert Koall
Christopher
Jonas Friedrich Leonhardi
Siobhan
Ina Piontek
Ed
Mrs. Alexander / Mrs. Shears / Mrs. Gascoyne
Judy
Cathleen Baumann
Roger
Jan Maak
Passanten, Polizisten, Nachbarn
Ensemble
Ein Gespräch
Ein Gespräch mit dem britischen Dramatiker Simon Stephens über seine Bühnenbearbeitung von Mark Haddons Roman „Supergute Tage“
Der Roman „Supergute Tage“ von Mark Haddon war ein gigantischer Erfolg in Großbritannien. In Deutschland kennen den Stoff nur wenige. Wovon erzählt dieses Buch?
Simon Stephens: Das Buch erzählt die Geschichte von Christopher John Francis Boone, einem 15-jährigen Jungen aus Swindon in Südengland. Er ist „verhaltensmäßig auffällig“, so nennt er es. Viele Leser ordnen ihn als Autisten ein, im Buch wird das allerdings nie explizit so gesagt. Er ist ein Außenseiter. Sein Blick auf die Welt ist anders als der der meisten Menschen. Er mag keinen körperlichen Kontakt, er mag nichts, was braun oder gelb ist, und er mag es nicht, mit Fremden zu reden. Eines späten Abends findet er den Hund seiner Nachbarin tot in ihrem Vorgarten. Er ist getötet worden. Man hat ihm eine Mistgabel in die Flanke gestoßen. Die Nachbarin nimmt an, dass Christopher den Hund getötet hat. Ein Polizist will ihn festnehmen. Der Polizist fasst Christopher an. Christopher hasst es, angefasst zu werden, reißt sich los und greift den Polizisten an. Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt wird er verhaftet. Und nachdem er noch in derselben Nacht auf Kaution entlassen wird, beschließt er, herauszufinden, wer den Hund getötet hat.
Damit beginnt ein Abenteuer, an dessen Ende Christopher die Wahrheit über die Ehe seiner Eltern und über seine tote Mutter begreift – und Geheimnisse lüftet über das Leben, das seine Eltern einmal geführt haben.
Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Buch erinnern?
Zum ersten Mal habe ich es gelesen, als ich für mein Stück „Motortown“ recherchierte. Lee, eine Figur aus meinem Stück, ist Autist, und ich hatte gehört, dass es bei „Supergute Tage“ auch irgendwie um Autismus gehen solle. Ich habe mich sofort in das Buch verliebt. In Christopher und sein Vorstellungsvermögen, sein mathematisches Gehirn und wie entschlusskräftig und hoffnungsfroh er ist.
Wie arbeiteten Sie mit dem Autor des Romans, Mark Haddon, zusammen?
Er war ein beispielhafter Arbeitspartner. Er hat mir alle meine Fragen sofort und voll und ganz beantwortet – und mich gleichzeitig voll und ganz machen lassen, was ich wollte. Er sagte mir, er sei zu nahe an dem Buch dran, als dass er es noch mit klarem Blick lesen könne. Er hat mir vertraut. Mir das Vertrauen eines von mir so verehrten Autors zu verdienen, hat mich angetrieben.
Simon Stephens: Das Buch erzählt die Geschichte von Christopher John Francis Boone, einem 15-jährigen Jungen aus Swindon in Südengland. Er ist „verhaltensmäßig auffällig“, so nennt er es. Viele Leser ordnen ihn als Autisten ein, im Buch wird das allerdings nie explizit so gesagt. Er ist ein Außenseiter. Sein Blick auf die Welt ist anders als der der meisten Menschen. Er mag keinen körperlichen Kontakt, er mag nichts, was braun oder gelb ist, und er mag es nicht, mit Fremden zu reden. Eines späten Abends findet er den Hund seiner Nachbarin tot in ihrem Vorgarten. Er ist getötet worden. Man hat ihm eine Mistgabel in die Flanke gestoßen. Die Nachbarin nimmt an, dass Christopher den Hund getötet hat. Ein Polizist will ihn festnehmen. Der Polizist fasst Christopher an. Christopher hasst es, angefasst zu werden, reißt sich los und greift den Polizisten an. Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt wird er verhaftet. Und nachdem er noch in derselben Nacht auf Kaution entlassen wird, beschließt er, herauszufinden, wer den Hund getötet hat.
Damit beginnt ein Abenteuer, an dessen Ende Christopher die Wahrheit über die Ehe seiner Eltern und über seine tote Mutter begreift – und Geheimnisse lüftet über das Leben, das seine Eltern einmal geführt haben.
Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Buch erinnern?
Zum ersten Mal habe ich es gelesen, als ich für mein Stück „Motortown“ recherchierte. Lee, eine Figur aus meinem Stück, ist Autist, und ich hatte gehört, dass es bei „Supergute Tage“ auch irgendwie um Autismus gehen solle. Ich habe mich sofort in das Buch verliebt. In Christopher und sein Vorstellungsvermögen, sein mathematisches Gehirn und wie entschlusskräftig und hoffnungsfroh er ist.
Wie arbeiteten Sie mit dem Autor des Romans, Mark Haddon, zusammen?
Er war ein beispielhafter Arbeitspartner. Er hat mir alle meine Fragen sofort und voll und ganz beantwortet – und mich gleichzeitig voll und ganz machen lassen, was ich wollte. Er sagte mir, er sei zu nahe an dem Buch dran, als dass er es noch mit klarem Blick lesen könne. Er hat mir vertraut. Mir das Vertrauen eines von mir so verehrten Autors zu verdienen, hat mich angetrieben.
In Deutschland werden den Theatern ab und an Vorwürfe gemacht, wenn sie sich Stoffen annehmen, die nicht originäre Dramen sind, also Romanen oder Filmen. Wie ist das in Großbritannien?
Es ist bei uns viel weniger üblich, Romane oder Filme als Quellen zu nutzen. Hier fühlt man sich dem Stückeschreiber als Künstler so sehr verpflichtet, dass es geradezu eine Industrie gibt, die sich um die Entstehung neuer Stücke kümmert. Dass Stoffe auf der Bühne adaptiert werden, ist sehr selten. Die Frage stellt sich bei uns also nicht wirklich. Das war es auch, was mich bewogen hat, die Herausforderung anzunehmen: Ich habe es vorher noch nie gemacht.
Das Faszinierende an dem Buch ist, dass alle Figuren auf die eine oder andere Weise recht haben. Sie gehen ungewöhnliche Wege, und doch kann man ihnen allen folgen. Wem haben Sie sich am nächsten gefühlt?
Christopher ist eine so ungewöhnliche Figur, dass es leicht war, sich in ihn zu verlieben. Aber dann haben mich die Charaktere, die ihn umgeben, mehr und mehr fasziniert. Weil sich Christopher nie wirklich auf andere Menschen einlässt, erfahren wir aus dem Buch, das er in Mark Haddons Geschichte über seine Erlebnisse schreibt, nur Vages über sie. Für die Bühnenfassung musste ich die Figuren kompletter machen. Ich habe viel darauf verwendet, sie zu Charakteren zu machen, die reicher sind, als es Christopher beschreiben kann. Dabei mochte ich die Figuren Siobhan und Judy sehr – aber wen ich nun wirklich besonders mag, ist Ed, der Vater. Wahrscheinlich weil ich selbst Vater bin.
Aber genau hier liegt eben auch die Universalität des Buchs. Es ist kein Buch über Autismus, nicht mal übers Kranksein. Es handelt von Familie und davon, wie schwierig und rätselhaft es ist, eine zu haben. Es handelt davon, wie man trotz aller Schwierigkeiten und Rätsel versucht, ein guter Mensch zu sein – und ich glaube, dass das sehr viele Menschen umtreibt.
Das Interview führte Robert Koall.
Simon Stephens zählt zu den meistgespielten europäischen Dramatikern. Seine Stücke, wie „Motortown“, „Wastwater“ oder zuletzt „Three Kingdoms“, setzen sich zeitkritisch mit sozialen Themen auseinander und wurden vielfach ausgezeichnet. Simon Stephens lebt in London.
Es ist bei uns viel weniger üblich, Romane oder Filme als Quellen zu nutzen. Hier fühlt man sich dem Stückeschreiber als Künstler so sehr verpflichtet, dass es geradezu eine Industrie gibt, die sich um die Entstehung neuer Stücke kümmert. Dass Stoffe auf der Bühne adaptiert werden, ist sehr selten. Die Frage stellt sich bei uns also nicht wirklich. Das war es auch, was mich bewogen hat, die Herausforderung anzunehmen: Ich habe es vorher noch nie gemacht.
Das Faszinierende an dem Buch ist, dass alle Figuren auf die eine oder andere Weise recht haben. Sie gehen ungewöhnliche Wege, und doch kann man ihnen allen folgen. Wem haben Sie sich am nächsten gefühlt?
Christopher ist eine so ungewöhnliche Figur, dass es leicht war, sich in ihn zu verlieben. Aber dann haben mich die Charaktere, die ihn umgeben, mehr und mehr fasziniert. Weil sich Christopher nie wirklich auf andere Menschen einlässt, erfahren wir aus dem Buch, das er in Mark Haddons Geschichte über seine Erlebnisse schreibt, nur Vages über sie. Für die Bühnenfassung musste ich die Figuren kompletter machen. Ich habe viel darauf verwendet, sie zu Charakteren zu machen, die reicher sind, als es Christopher beschreiben kann. Dabei mochte ich die Figuren Siobhan und Judy sehr – aber wen ich nun wirklich besonders mag, ist Ed, der Vater. Wahrscheinlich weil ich selbst Vater bin.
Aber genau hier liegt eben auch die Universalität des Buchs. Es ist kein Buch über Autismus, nicht mal übers Kranksein. Es handelt von Familie und davon, wie schwierig und rätselhaft es ist, eine zu haben. Es handelt davon, wie man trotz aller Schwierigkeiten und Rätsel versucht, ein guter Mensch zu sein – und ich glaube, dass das sehr viele Menschen umtreibt.
Das Interview führte Robert Koall.
Simon Stephens zählt zu den meistgespielten europäischen Dramatikern. Seine Stücke, wie „Motortown“, „Wastwater“ oder zuletzt „Three Kingdoms“, setzen sich zeitkritisch mit sozialen Themen auseinander und wurden vielfach ausgezeichnet. Simon Stephens lebt in London.