Deutschsprachige Erstaufführung 10.11.2018
› Schauspielhaus
Sophie im Schloss des Zauberers
nach dem Roman von Diana Wynne Jones
Deutsch von Gabriele Haefs
in einer Fassung von Katrin Breschke und Mina Salehpour
ab 8 Jahre
Deutsch von Gabriele Haefs
in einer Fassung von Katrin Breschke und Mina Salehpour
ab 8 Jahre
Handlung
Sophie sucht das Glück, aber sie ist die älteste dreier Schwestern und im Lande Ingari wissen alle, dass das älteste Kind am schnellsten und schlimmsten versagen wird. Und so tappt Sophie in ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Und dann wird sie von der Hexe der Wüste auch noch in eine alte Frau verwandelt! Sophie entschließt sich, ihr zu Hause zu verlassen und im fliegenden Schloss des Zauberers Howl als Gehilfin anzuheuern. Hier putzt sie, bereitet das Essen zu und steckt neugierig ihre Nase in Dinge, die sie nichts angehen. Sie muss den Feuerdämon Calcifer bei Laune halten, dem Lehrling Michael bei seinen Zaubereien helfen und Howl daran hindern, ihrer Schwester das Herz zu brechen. Denn dafür ist Howl bekannt und gefürchtet: Mädchen das Herz zu brechen. Und dann ist da noch ein vermisster Hexenmeister, ein verlorener Prinz und eine wilde Vogelscheuche – nicht zu vergessen, dass Sophie von ihrem Alterszauber befreit werden muss. Eine Menge an zu lösenden Geheimnissen, Abenteuern und Heldentaten warten auf Sophie, Howl und Michael. Abenteuer, die Sophies Selbstbewusstsein stärken, sie wachsen lassen und ihr vor allem zeigen, dass sie zwar die älteste Schwester, aber auf gar keinen Fall eine Versagerin ist.
Der jetzt für die Bühne adaptierte Roman der englischen Autorin Diana Wynne Jones diente auch als Vorlage für den Animationsfilm DAS WANDELNDE SCHLOSS von Hayao Miyazaki.
Mit freundlicher Unterstützung unseres Projektpartners Ostsächsische Sparkasse Dresden.
Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass in den Vorstellungen stroboskopähnliches Licht eingesetzt wird. Wir bitten Sie um Beachtung.
Der jetzt für die Bühne adaptierte Roman der englischen Autorin Diana Wynne Jones diente auch als Vorlage für den Animationsfilm DAS WANDELNDE SCHLOSS von Hayao Miyazaki.
Mit freundlicher Unterstützung unseres Projektpartners Ostsächsische Sparkasse Dresden.
Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass in den Vorstellungen stroboskopähnliches Licht eingesetzt wird. Wir bitten Sie um Beachtung.
Dauer der Aufführung: 2 Stunden.
Eine Pause.
Eine Pause.
Besetzung
Regie
Bühne
Kostüme
Musik
Videoanimation
Silke Pielsticker
Licht
Dramaturgie
Sophie Hatter
Ursula Hobmair
Howl, der Zauberer
Michael Fisher, der Zauberlehrling
Calcifer, der Feuerdämon
Denis Geyersbach
Lettie, Schwester von Sophie / Hexe der Wüste
Tammy Girke
Martha, Schwester von Sophie / Mrs. Fairfax
Marina Poltmann
Vogelscheuche / Diener des Königs / König
Emil Borgeest
SOPHIE IM SCHLOSS DES ZAUBERERS heißt das neue Weihnachtsstück auf der großen Bühne des Staatsschauspiels Dresden. Der etwas angestaubte Roman aus dem Jahr 1986 wird in Dresden für Kinder ab acht actionreich aufpoliert. Hausregisseurin Mina Salehpour packt Disney-Ästhetik, Harry Potter-Anleihen und Gothik-Grusel auf die Bühne. Und schafft einen grandiosen Remix aus dem Fantasy-Baukasten.
Mina Salehpour macht Theater für Kinder, ohne es kindgerecht zu machen. Das ist kein Widerspruch. Weil die Schauspieler immer auch Erwachsenengags einschieben, glaubt man ihnen den Spaß in jeder Sekunde. Sprüche kommen so trocken, wie man es aus amerikanischen Sitcoms kennt. Wenn es um Sophies Schwester Lettie geht, dichtet einer darauf: ‚Lettie, Lettie, Fahrradkette‘. Und zu „I Want to Break Free“ von Queen entwickelt der Wischmopp ein Eigenleben und wird zur Luftgitarre, Howl hat einen Schnurrbart und macht den Hüftschwung. Die Kinder johlen, aber noch mehr freuen sich Zuschauer, die Freddie Mercury als sexy Putzfrau aus dem Videoclip zu diesem Song erkennen. Bis in alle Nebenrollen zieht sich die Leichtigkeit des Spiels. Tammy Girke und Marina Poltmann sind Sophies Schwestern, eine mit Quietschstimme, die andere im Getto-Sprech. Sven Hönig ist der trotteligknuffige Lehrling Michael, Dennis Geyersbach der Feuerdämon Calcifer, der dem dunklen ‚Blade Runner‘ entsprungen sein könnte. Emil Borgeest spielt mehrere Rollen herrlich überzeichnet androgyn. Und dann Sophie: Ursula Hobmair macht aus ihr einen Widerborst. Sie spielt sie irgendwo zwischen pubertär-launisch und selbstbewusst. Sophie ekelt sich vor den Spinnen im Schloss, zickt Michael, Calcifer und Howl an, muss immer widersprechen. Aber es ist schließlich Sophie, die den Fluch löst. Sie streift den Zauber ab und besiegt die Wüstenhexe, weil sie an sich selbst glaubt. Ein Hoch auf starke Mädchen!
Kein Weihnachtsstück ohne ordentlich Theaterzauber. Da fällt Glitzerkonfetti, da öffnet sich mit viel Pathos die Weite der Bühne, es regnet und stürmt und heult. Und weil Mina Salehpour nie einfach nur Spaß inszeniert, gibt es diese Szene: Zauberer Howl lässt durchblicken, warum er so ist, wie er ist: In seine Heimat pflanzte eine Hexe die Gier ein. ‚Aus Angst wurde Hass, aus Hass wurde Krieg.‘ Dazu sieht man auf der Rückwand bewegte Zeichnungen von Menschen mit Plakaten, von einer Stadt im Krieg. Es ist nicht so, dass dieser Part die Inszenierung ins Moralische kippen lassen würde. Hinterher geht es so herrlich-komisch weiter wie zuvor. Aber die wenigen Minuten heben SOPHIE IM SCHLOSS DES ZAUBERERS auf eine politische Ebene. Auch das können Kinder ab.“
Ursula Hobmair spielt die Sophie sehr schlicht und zurückhaltend, avanciert für die Achtjährigen aufwärts nicht zur ersten Identifikationsfigur. Die sind eher Fans vom Feuerdämon Calcifer alias Denis Geyersbach, wie er lustig dem Kamin entsteigt und Holzscheite knabbert. Oder von Sven Hönig als Zauberlehrling Michael, der mit etlichen pyrotechnischen Gags aufwartet. Das Böse in Gestalt von Tammy Girkes Hexe sieht ziemlich attraktiv aus, wenn es sich gelegentlich und pflichtgemäß in Erinnerung ruft. Und Emil Borgeest mimt nicht nur die mysteriöse Vogelscheuche, er beeindruckt auch dank einer Meisterleistung von Kostüm und Maske als kriegslüsterner König sensible Gemüter im jungen Publikum.
Ähnlich variabel zeigt sich auch Marina Poltmann in mehreren Rollen. Mit Illusionseffekten arbeitet die Bühne von Andrea Wagner, verengt die oft genutzte volle Tiefe manchmal geschickt auf Schlitze und Durchlässe von der halbrealen in die Zauberwelt des Campingschlosses. Das ist eine Art Wohnwelt 4.0 mit allerlei Schnickschnack-Automatismen, gesteuert nur etwas anachronistisch von Hometrainer-Dynamos und Hebeln an Stelle eines Laptops. Faszination Technik bietet tatsächlich das aus dem Schnürboden fallende Treppengerüst für den Auftritt des Königs.“
In eine alte Frau verwandelt, wandert Sophie (Ursula Hobmair) durch die karge, graue Landschaft, eine einsam umherschwirrende Vogelscheuche (Emil Borgeest) folgt ihr bis zum Schloss des Zauberers Howl (David Kosel), einen verworfenen, lasterhaften jungen Mann mit Rockergitarre. Er liebt es, Mädchen anzulocken, angeblich um ihre Herzen zu essen.
Sophie zieht bei ihm ein und wirbelt den Männerhaushalt gründlich auf, zu dem Howls quirliger Zauberlehrling Michael (Sven Hönig) und der wilde Feuerdämon Calcifer (Denis Geyersbach) gehören, der im Kamin haust und einen Pakt mit Howl hat, den Sophie lösen soll.
Begeisterter Beifall für einen wundervollen, herzerfrischenden Theaternachmittag.“
Was Hausregisseurin Mina Salehpour da inszeniert hat, lohnt den Besuch unbedingt, selbst für Kenner des Animes DAS WANDELNDE SCHLOSS aus dem großartigen Ghibli-Studio. Aus der Kinderbuchvorlage von Diana Wynne Jones hat Salehpour einen magischen Mix gebraut: mit allerlei Zaubertricks, Knallpengpuff- und Stroboskopeffekten, Theaterregen und -wind, Fahrstuhl in den Himmel und Videos. Ein Fest fürs Auge feiern die glitzerglimmerbunten Kostüme und turmartigen Perücken. Zum Gelingen des herrlich verspielten Abends tragen nicht zuletzt das effektvoll wandelbare, detailreiche Bühnenbild bei sowie die Musik.“
Den mitreißenden Schauspielern folgt man gern durch die actionreiche Handlung. Besonders stark in Erinnerung blieben dem achtjährigen Zuschauer Denis Geyersbach als Feuerdämon Calcifer und Tammy Girke als einschüchternde Hexe der Wüste. In seinen Rollen als Vogelscheuche, Diener und König überzeugte hingegen Emil Borgeest den erwachsenen Theaterbesucher besonders. Auch Ursula Hobmair (Sophie), Sven Hönig (Zauberlehrling Michael) und natürlich David Kosel als eitle, ein wenig selbstmitleidige Popstar-Version des Zauberers Howl begeistern sowohl die jungen und als auch älteren Zuschauer.
Die stimmige Zusammenarbeit von Regie (Mina Salehpour), Bühne (Andrea Wagner), Kostümen (Maria Anderski), Musik (Sando Tajouri), Videoanimation (Silke Pielsticker), Licht (Andreas Barkleit) und Dramaturgie (Karin Breschke) fügt die Aufführung zu einem rasanten Theaterbesuch voller Konfetti, Regenschauer, Blitz und Donner bis hin zur Einbeziehung des jungen Publikums mittels Leuchtarmbändern.“