Premiere 24.11.2017 › Kleines Haus 1

In seiner frühen Kindheit ein Garten

nach dem Roman von Christoph Hein
Auf dem Bild: Philipp Grimm, Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Philipp Grimm, Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Philipp Grimm, Sven Hönig, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Birte Leest. Christine Hoppe, Hans-Werner Leupelt
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Birte Leest, Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe, Moritz Kienemann, Philipp Grimm
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe, Moritz Kienemann
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Hans-Werner Leupelt, Philipp Grimm, Christine Hoppe, Moritz Kienemann, Sven Hönig
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Moritz Kienemann, Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe, Philipp Grimm, Birte Leest
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Birte Leest, Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Hans-Werner Leupelt, Birte Leest, Christine Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Birte Leest, Hans-Werner Leupelt, Moritz Kienemann, Christine Hoppe, Philipp Grimm
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Philipp Grimm, Christine Hoppe, Hans-Werner Leupelt, Birte Leest
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Ensemble
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Hans-Werner Leupelt, Birte Leest, Christine Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Hans-Werner Leupelt, Christine Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Christine Hoppe, Hans-Werner Leupelt
Foto: Sebastian Hoppe
Auf dem Bild: Hans-Werner Leupelt
Foto: Sebastian Hoppe

Handlung

Für den Lehrer und Gymnasialdirektor Dr. Richard Zurek verstand sich das von selbst: Als Beamter auf Lebenszeit hatte er sich zur Loyalität gegenüber Grundgesetz und Amt zu verpflichten. Den Eid, den er dafür leistete, hatte er nie gebrochen. Er unterrichtete Generationen von Schülern. Immer versuchte er, sie auf das Leben in einer Gesellschaft vorzubereiten, die sich an demokratischen Grundrechten und Werten orientiert. Meist gelang ihm das, in einem Fall aber glaubt er, versagt zu haben. Dieser Fall ist sein Sohn Oliver.
Oliver war gegen alles, schon immer. Vielleicht waren seine große Wahrheitsliebe, ein unbeirrbares Rechtsgefühl und seine unbeherrschbare Ungeduld daran schuld. Er kämpfte gegen das „Schweinesystem“, gegen Ausbeutung und Imperialismus. Im Mai 1985 wurde er nach einer Denunziation verhaftet. Unschuldig, wie sich herausstellte. Seither galt er als gefährlicher Terrorist. Jetzt ist er als solcher gestorben.
Die Zureks trauern. Und entdecken, dass sie alle kaum etwas von Olivers Leben wissen. Nichts über sein Leben und nichts über seinen Tod an einem Bahnhof im mecklenburgischen Bad Kleinen. Richard Zurek gibt sich damit nicht zufrieden, er will Aufklärung: War der Todesschuss Zufall oder eine Hinrichtung durch den Staat? Wie hält es dieser Staat, dem er ein Leben lang gedient hat, mit seinen Gegnern? Mit der Gerechtigkeit? Mit der Wahrheit? Je mehr er über den Weg seines Sohnes erfährt, desto stärker ahnt er: Wahrheit und Gerechtigkeit haben keinen Wert; was zählt, ist der Staat. Er siegt, möge die Gerechtigkeit darüber auch zugrunde gehen. Richard Zurek beschließt, seinen Eid zurückzunehmen. Dort, wo er ihn lebenslang erfüllt hat: in der Schule.
Dauer der Aufführung: 2 Stunden.
Keine Pause.

Besetzung

Regie
Friederike Heller
Bühne und Kostüme
Sabine Kohlstedt
Musik
Markus Reschtnefki
Dramaturgie
Licht
Richard Zurek
Friederike Zurek / Susanne
Christin Zurek / Sprecher 2
Birte Leest
Heiner Zurek / Sprecher 1
Anwalt Feuchtenberger  / Sprecher 3
Pfarrer Alarich / Immenfeld / Direktor Kobelius

Video

Pressestimmen

„Diese moderne Kohlhaas-Geschichte, temporeich und klug in Szene gesetzt, ist ein Spiegel, in den wir schauen. Was ist sie uns wert, die Demokratie? Wie und vor wem müssen wir sie schützen?“
MDR Kultur, artour, 30.11.2017
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30.11.2017
„1993, vor 24 Jahren, kam der RAF-Terrorist Wolfgang Grams in der mecklenburgischen Kleinstadt Bad Kleinen bei einem GSG-9-Großeinsatz ums Leben. 40 Schüsse wurden in 10 Sekunden abgefeuert. Bis heute ist unklar, ob Grams erschossen wurde oder Selbstmord beging. Das Theaterstück ‚In seiner frühen Kindheit ein Garten‘ begibt sich auf Spurensuche. Regisseurin Friederike Heller bringt den gleichnamigen Roman von Christoph Hein auf die Bühne, in dem dieser aus der Perspektive des Vaters von Wolfgang Grams nach den wahren Todesursachen seines Sohnes sucht. Eine Geschichte, die – hochaktuell – nachfragt, wie sehr wir dem Rechtsstaat vertrauen können oder sollten und wann er an seine Grenzen stößt. Ein Stück über die Gefährdungen der Demokratie.
Diese moderne Kohlhaas-Geschichte, temporeich und klug in Szene gesetzt, ist ein Spiegel, in den wir schauen. Was ist sie uns wert, die Demokratie? Wie und vor wem müssen wir sie schützen?“
MDR Kultur, artour
„Mehr als Räuber-und Gendarm-Spiele, sondern Weckruf gegen demokratische Selbstzufriedenheit:
Christoph Heins Romans von Friederike Heller inszeniert.“
nachtkritik.de, Christian Rakow, 25.11.2017
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25.11.2017
„Mehr als Räuber-und Gendarm-Spiele, sondern Weckruf gegen demokratische Selbstzufriedenheit:
Christoph Heins Romans von Friederike Heller inszeniert.
Heins Roman arbeitet die Geschehnisse um den desaströsen Einsatz der GSG-9 in Bad Kleinen 1993 auf, bei dem das RAF-Mitglied Wolfgang Grams (im Buch heißt er Oliver Zurek) und der Polizist Michael Newrzella unter nie restlos geklärten Umständen zu Tode kamen.
Die Eltern (Christine Hoppe und Hans-Werner Leupelt), Träger der Empathie, aber auch zu steifer Blässlichkeit verdammt. Die steife Grundanlage der beiden und der von ihnen abgerückte Fokus verhindern, dass die ‚Michael Koolhaas‘-Note aufkommt, die ihnen in Heins Roman im Gang durch die Instanzen noch deutlich anhaftet.
Spielerische Farbtupfer setzen an diesem Abend die Nebenfiguren: allen voran Moritz Kienemann. Sein clownesker Anstrich sorgt für Heiterkeit. Tiefe steuert Sven Hönig bei, der mit leiser Melancholie noch die plattesten Chargen aus dem Schulbetrieb als Menschen hinzeichnet, die an ihrem Opportunismus leiden, die sich verbiegen müssen, um die Karriereleiter hochzukraxeln.“
Christian Rakow, nachtkritik.de
„Man wird nicht als Terrorist geboren, man wird zum Terroristen erst gemacht. Davon erzählt ohne Pathos die spannende und mutige Inszenierung.“
Sächsische Zeitung, Rainer Kasselt, 27.11.2017
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27.11.2017
„Christoph Heins Roman über einen bundesdeutschen Justizskandal bringt das Staatsschauspiel Dresden in einer brisanten Inszenierung auf die Bühne.
Christoph Hein, einer der wichtigsten deutschen Autoren, fand die Vorgänge um Bad Kleinen, die merkwürdige Verschleierung des Falls durch Justiz- und Staatsorgane befremdlich. Er besorgte sich mithilfe von Anwälten die Akten der Prozesse, sprach mit den Eltern von Grams, recherchierte minutiös. Er nutzt die Freiheit des Romanciers und erzählt die Geschichte mit veränderten Namen aus der Sicht der Eltern. Sein Zweifel an der offiziellen Version gründet sich auf die Kenntnis aller ihm zugänglichen Unterlagen.
Am Freitag erlebte im ausverkauften Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden die Bühnenfassung des Romans ihre mit minutenlangem Beifall gefeierte Premiere. Ein besonderer Applaus galt dem anwesenden Autor, der im April 1989 mit der Dresdner Uraufführung des Stückes ‚Die Ritter der Tafelrunde‘ das Ende der DDR vorwegnahm und Theatergeschichte schrieb. Regisseurin Friederike Heller verkürzt den 272-Seiten-Roman auf eine zweistündige Aufführung, verzichtet auf einige Figuren, lässt amtliche Verlautbarungen von Sprechern vortragen.
Die Familie Zurek steht im Zentrum des Abends. ‚Gerade weil sich dort das Private mit dem Politischen verzahnt, ist Hein hochaktuell‘, so Heller. Ausstatterin Sabine Kohlstedt stellt auf die Bühne ein holzvertäfeltes, enges Wohnzimmer mit verschiebbaren Wänden, hinter denen sich das Ehepaar Zurek verbarrikadiert. Dieser containergroße Kasten ist von Scheinwerfern umzingelt, Zeichen dauerhafter Bewachung. In Rückblenden tanzen Schauspieler, die sich mit Indianerspielen in die Kindheit zurückversetzen, wild ballernd um diese Box herum. Man wird nicht als Terrorist geboren, man wird zum Terroristen erst gemacht. Davon erzählt ohne Pathos die spannende und mutige Inszenierung. Sie stellt unaufdringlich Assoziationen zum ewig währenden NSU-Prozess her.
Christine Hoppe und Hans-Werner Leupelt als Ehepaar Zurek zeigen, wie sie aus Schockstarre und verzweifelter Trauer zu Aufbegehren und Widerstand finden. Sie leiden unter den ständigen Anrufen von Journalisten, müssen Schlagzeilen wie ‚Die Mutter des Killers‘ oder ‚Der Vater des Mörders ist der Lehrer unserer Kinder‘ ertragen. Sie halten sich an den Händen fest, rücken einander näher. Leupelt, anfangs korrekt und steif mit Weste und Krawatte, wandelt sich zu einem Mann, der mit wehendem Schal dem Staat, der ihm Auskunft verweigert, die Gefolgschaft aufkündigt. In einer Schlüsselszene widerruft Richard Zurek seinen Eid: ‚Da der Staat seine eigenen Gesetze nicht wahrt, bin ich von meinem Amtseid entbunden.‘
Christine Hoppe, als Friederike Zurek lange in Wehmut verharrend, um Familienharmonie ringend, bietet auch andere Facetten der Figur. Geradezu amüsiert erinnert sie daran, wie schüchtern und verklemmt der junge Richard anfangs wirkte und sich entschuldigte, wenn er Friederike nackt im Badezimmer sah.
Im Kampf mit der Justiz werden die Eltern des toten Sohnes von Anwalt Feuchtenberger vertreten, der in Parka und Turnschuhen flott und engagiert von Moritz Kienemann verkörpert wird. Als schmieriger Schuldirektor, der sein Fähnchen nach dem Wind dreht, beeindruckt Sven Hönig; in zwei weiteren Rollen beweist er seine Vielseitigkeit. Philipp Grimm spielt mit revolutionärem Feuer Richards jüngeren Bruder, der am liebsten selbst in den Untergrund gegangen wäre. Birte Leest ist die staatstreue Tochter Christin.“
Rainer Kasselt, Sächsische Zeitung
„Hervorragend besetzten Sechspersonenstück. Ein passendes Stück in unserer Zeit, auch wegen seiner Wesensart, den Zuschauer beunruhigt zurückzulassen.“
Dresdner Morgenpost, Guido Glaner, 27.11.2017
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27.11.2017
„Zwischen Zeitgeschichte und Fiktion gelingt in diesem hervorragend besetzten Sechspersonenstück vor allem Hans-Werner Leupelt und Christine Hoppe eine glaubwürdige und überaus packende Darstellung elterlicher Not im Geflecht aus persönlicher Betroffenheit und gesellschaftspolitischer Bedeutung.
Das Misstrauen in den demokratischen Rechtsstaat – ob berechtigt oder nicht ist überaus streitbar – bricht sich gegenwärtig wieder Bahn. Insofern ist ‚In seiner frühen Kindheit ein Garten‘ ein passendes Stück in unserer Zeit, auch wegen seiner Wesensart, den Zuschauer beunruhigt zurücklassen.“
Guido Glaner, Dresdner Morgenpost
„Sie alle sind Gebrandmarkte. Und gehen doch ihre eigenen Wege, dem toten Sohn und Bruder, seinen Gedanken und Entscheidungen näherzukommen oder ihn abzulehnen.“
Dresdner Neueste Nachrichten, Torsten Klaus, 27.11.2017
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27.11.2017
„Friederike Heller hat Christoph Heins ‚In seiner frühen Kindheit ein Garten‘ im Dresdner Kleinen Haus eine neue Bühnenfassung gegeben.
Eine Überraschung, dass Christoph Hein da ist. Und dass Hein mit im Publikum sitzt, darf getrost seiner engen Verbindung mit dem Dresdner Staatsschauspiel zugesprochen werden. Das begann schon in DDR-Tagen mit den Inszenierungen der Hein-Texte ‚Passage‘ und ‚Die Ritter der Tafelrunde‘, setzte sich später mit ‚Randow‘ und ‚Landnahme‘ fort.
Heins Buch, das 2005 erschienen war, arbeitet vor einem realen Hintergrund, der geplanten Festnahme der RAF-Mitglieder Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams im Sommer 1993 auf dem Bahnhof von Bad Kleinen. Die Aktion geht schief, Grams und der GSG-9-Beamte Michael Newrzella sterben durch Schussverletzungen. Heins toter Protagonist Oliver Zurek ist stark an Grams orientiert.
Und doch geht es nicht (nur) um den Terror, sondern vor allem um den Umgang des Staates mit seinen Feinden – in diesem Fall um den mit dem getöteten Zurek. Hein lässt die Familie des Mannes plastisch werden, dessen Eltern Richard (Hans-Werner Leupelt) und Friederike (Christine Hoppe), die Geschwister Christin (Birte Leest) und Heiner (Philipp Grimm). Sie alle sind Gebrandmarkte. Und gehen doch ihre eigenen Wege, dem toten Sohn und Bruder, seinen Gedanken und Entscheidungen näherzukommen oder ihn abzulehnen.“
Torsten Klaus, Dresdner Neueste Nachrichten
„Friederike Heller bleibt textlich nah an der Vorlage. Sie scheut sich nicht, die Verwicklungen und die immer neuen Wendungen der Gerichtsprozesse zu erzählen. Eine aktuelle Lektion in Staatsbürgerkunde.“
Süddeutsche Zeitung, Mounia Meiborg, 01.12.2017
„In Dresden wird Christoph Heins Roman als brisantes Kammerspiel auf die Bühne gebracht – Empfehlung für Deutsch-/Geschichtsunterricht.“
Das HOrGAn Schülermagazin der HOGA Schule Dresden, Oktober 2018