Uraufführung / Dresdner Premiere 02.12.2011
› Kleines Haus 2
Herrmann’s Battle
Kleist von Rimini Protokoll
eine Produktion von Rimini Apparat in Koproduktion mit dem Staatsschauspiel Dresden sowie dem Hebbel am Ufer, Berlin und der Comédie de Reims / Festival Reims Scènes d'Europe.
eine Produktion von Rimini Apparat in Koproduktion mit dem Staatsschauspiel Dresden sowie dem Hebbel am Ufer, Berlin und der Comédie de Reims / Festival Reims Scènes d'Europe.
Handlung
Was ist ein Angriff im Netz? Wie lockt man ein Computersystem in einen Hinterhalt? Wie werden aus Spielern Krieger und welcher ideologischen Instrumente bedienen sie sich? In Heinrich von Kleists „Die Herrmannsschlacht“ werden Guerilla-Taktik und Propaganda ins Heldendrama verabsolutiert. Der Freiheitskampf wird als Ziel formuliert, dem alles andere und alle Anderen untergeordnet werden sollen. „Herrmann’s Battle“ bittet Menschen auf die Bühne, die dieser wiederkehrenden Beschwörungsformel ihre eigenen Erfahrungen entgegenhalten: Eine junge Frau auf dem Flug in die Heimatstadt ihrer Familie, Kairo, ins Zentrum des Aufstands. Vom Handy aus stellt sie letzte Neuigkeiten auf ihre facebook-Seite, bevor sie in der Zone der weltweit ersten nationalen Total-Abschaltung des Internets landet. Aus der Euphorie der Anreise wird große Skepsis, aus der facebook-Gemeinde ein zerstrittenes Lückennetz – und die „Freiheit“? Eine ältere Frau, in Berliner Nächten verfolgt von den Erinnerungen an die höllischen Erfahrungen in Srebrenica – an drei Jahre der Gefangenschaft im Heckenschützen-Ring eines überraschend aus der Mitte der Nachbarschaft ausgebrochenen Faschismus. Ein junger Hacker, der erst den USA, dann Israel den Rücken kehrt und die Extreme der Möglichkeiten auslotet, die das Internet an anonymem Geldverkehr, verschlüsselten Märkten und der totalen Tarnung bis hin zur „Freiheit“ bietet. Ein Hacker-Veteran, der das Internet als Ort des unauslöschbaren Gedächtnisses nutzt und auf Zeitreise durch die jungen, ungeschützten Datennetze von Hochsicherheits-Institutionen geht. Helgard Haug und Daniel Wetzel unternehmen nach „Wallenstein“, „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“ und „Breaking News“ ein weiteres Theater-Abenteuer, bei dem sie die Biografie der Experten in Kollisionskurs bringen mit einem Text, dessen Radikalität die Belange des Individuums überrennt. Eginhardt: ...Ganz Teutoburg siehst du in Schutt und Asche. – Herrmann: Mag sein! Wir bauen uns ein schön’res auf!
Besetzung
Regie
Rimini Protokoll
Recherche und Dramaturgie
Sebastian Brünger
Bühne
Folke Köbberling und Martin Kaltwasser
Bühne-Mitarbeit, Licht, Video
Marc Jungreithmeier
Recherche und Regieassistenz
Juliane Hahn
Musik
Rummelsnuff / Christian Schöfer
Mitarbeit
Mathilde Benignus und Jonas Heldt
Animationen
Riedel&Ulfig
Produktionsleitung
Katja Sonnemann
facebook-(counter)-Revolutionärin
Barbara Bishay
mutige Frau aus Srebrenica
Remzija Suljić
hardware reverse engineer
Nathan Fain
ccc Veteran
Peter Glaser
Eisenkumpel, Strommusik
Käpt'n Rummelsnuff
Heimkehrer, Oberst a.D.
Karl-Christoph von Stünzner-Karbe
Recherchetagebuch
Die Projekte der Gruppe Rimini Protokoll entstehen im Verlauf ihrer Recherche. Anlässlich des 200. Todestags von Heinrich von Kleist haben sich Rimini Protokoll „Einen Kleist“ vorgenommen. Die Auszüge aus ihrem Recherchetagebuch zeigen die Richtung, in die sich ihr Projekt entwickeln könnte.
1. Dezember 2009
Besuch des Kleist-Grabs in Potsdam. An den Bahngleisen entlangwandernd finden wir zwischen den stattlichen Vereinshäusern zweier Ruderclubs den unscheinbaren Zugang zum Ufer des Kleinen Wannsees. Ein schmaler Fußweg führt durch dichte Eibenbäume zum Kleist-Grab: Dunkel liegt der massive Grabstein von Kleist mit der Inschrift „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!“ vor uns. Daneben ein kleiner Grabstein für Henriette Vogel, seine „Gefährtin im Tode“, wie die Infotafel ausweist. Nun soll das Kleist-Grab neu gestaltet werden. Wie sähe unser Entwurf aus? Und wer kommt hierher, um Blumen abzulegen?
16. Dezember 2009
Früh mit dem Zug in Kleists Geburtsstadt Frankfurt an der Oder, alle Plätze sind besetzt von Studenten, die zur Europa-Universität Viadrina pendeln und am Nachmittag die Stadt wieder verlassen.
Das Kleist-Forum, ein Mehrzweckbau, der eine neue Spielstätte des Theaters Frankfurt werden sollte, wird unsere Spielstätte in Frankfurt sein. Als der Bau fertiggestellt wurde, war das Theater Frankfurt schon geschlossen und das Ensemble aufgelöst. Auf der Bühne wird ein Rednerpult mit großem Firmenlogo vorbereitet – morgen ist die Deutsche Bank zu Gast.
17. Dezember 2009
Der Weg zum Kleist-Museum führt auch über die Kreuzung Marx-Ecke Logens-Straße Im Museum führt uns Direktor Wolfgang de Bruyn durch die Sammlung. Im Büro steht der „Giftschrank“. Darin säurefreie Schachteln mit den Schätzen: Mit weißen Handschuhen öffnet der Direktor einen der Kartons und hält das Original eines Kleist-Briefs ins dämmrige Licht. Neulich ist wieder eine Handschrift aus dem Literaturarchiv in Marbach ersteigert worden. Die Bedeutung einer Stätte wie dieser wächst mit ihren Ankäufen, auch wenn der Inhalt der Briefe, penibel ediert, ohnehin publik ist und die Schriften in Sicherungsverwahrung verbleiben.
Januar 2010
Clausewitz-Lektüre: „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“ (Clausewitz: „Vom Kriege“, Buch I) Während die Kriegstheorien aus Kleists Zeit mittlerweile vor allem im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung finden, hat sich an den Grundfragen wenig geändert. Damals wie heute. Nur eben verstärkt im virtuellen Bereich.
Herbst 2010
Ein inoffizielles Gesetz der Computerspielindustrie lautet, dass Kriegsspiele immer in der Vergangenheit bzw. in einer überzeichneten Gegenwart spielen. „Medal of Honor“ verlegt nun zum ersten Mal ein Ego-Shooter-Spiel in einen realen Krieg: nach Afghanistan, mit hochauflösender Grafik – angeblich entwickelt von echten Soldaten aus den entsprechenden Spezialeinheiten.
4. Oktober 2010
Pressekonferenz in Potsdam. Die Cornelsen Stiftung will mit 500.000 Euro die Neugestaltung des Kleist-Grabs am Kleinen Wannsee unterstützen. Die verwucherte Anlage soll dem „heiter inszenierten Selbstmord Kleists im Naturtheater am Wannsee“ wieder gerecht werden.
14. November 2010
„Prinz von Homburg“ im Deutschen Theater. Schauspiel. Text und Wie des Spiels. Dazwischen pendelt das Auge permanent hin und her, manchmal so, als seien einem die Lider schwerer gemacht worden. Die Inszenierung ist uns fern. Hat aber Spaß gemacht. Vielleicht doch einmal Bruno Ganz in Zürich besuchen? Und ihm zuschauen, wie er uns von „seinem“ Homburg erzählt, von „seiner“ Traumszene? Kleist-Biograf Jens Bisky lässt auf dem Podium alle guten Haare an dem Abend. Nur eins war in der Suppe, aber warum, das haben wir nicht verstanden. Ein, zwei Zuschauer treiben das Nachgespräch dann ins Zerfahrene, es geht ihnen um Fragen der Lautstärke und überhaupt des Stils … Wie ist eigentlich die Lage eines deutschen Soldaten, zum Beispiel in Afghanistan, wenn sich herausstellt, dass seine Entscheidung eine Fehlentscheidung war? Und wie, wenn er seine Entscheidung zwar nicht regelgerecht getroffen hat, aber mit operativ erfolgreichem Ausgang? Was wäre das für ein Gespräch, wenn wir den Homburg jetzt mit Major Klein angeschaut hätten, dessen Entscheidung, einen Tanklastzug präventiv bombardieren zu lassen, noch untersucht wird?
4. Januar 2011
Wir treffen Sandro Gaycken, Philosoph und Senior Researcher an der Freien Universität Berlin, Experte für Cyberwar, Strategien des Internetkriegs und Hochsicherheits-Infrastrukturen. Er berät die Bundeswehr, das Bundesverteidigungsministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Heute Abend trägt er Basecap. Mit dem Netzkrieg ist eine neue Stufe der Kriegsführung erreicht. Von Preußens stehenden Heeren über die technisch-industrielle Revolution zum „totalen Krieg“ hebt das Internet den Raum als Kriegsfaktor noch dramatischer auf als Nuklearwaffen. Eine Interkontinentalrakete kann man wenigstens noch zuweisen und mit Vergeltung drohen; bei den neuen destruktiven Virenangriffen weiß man zurzeit nicht mehr, woher sie kommen. Der Feind wird ungreifbar. Alle computergestützten Informationssysteme werden damit zum potenziellen Ziel: Kernkraftwerke, Börsen, Trinkwasserversorgungssysteme. Verteidigung? „Jedes Netz ist hackbar“, sagt Gaycken. Cyberangriffe auf operative militärische Systeme sind auch bereits als Dienstleistungen spezialisierter Söldnereinheiten käuflich. Also Hacker treffen …
Besuch des Kleist-Grabs in Potsdam. An den Bahngleisen entlangwandernd finden wir zwischen den stattlichen Vereinshäusern zweier Ruderclubs den unscheinbaren Zugang zum Ufer des Kleinen Wannsees. Ein schmaler Fußweg führt durch dichte Eibenbäume zum Kleist-Grab: Dunkel liegt der massive Grabstein von Kleist mit der Inschrift „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!“ vor uns. Daneben ein kleiner Grabstein für Henriette Vogel, seine „Gefährtin im Tode“, wie die Infotafel ausweist. Nun soll das Kleist-Grab neu gestaltet werden. Wie sähe unser Entwurf aus? Und wer kommt hierher, um Blumen abzulegen?
16. Dezember 2009
Früh mit dem Zug in Kleists Geburtsstadt Frankfurt an der Oder, alle Plätze sind besetzt von Studenten, die zur Europa-Universität Viadrina pendeln und am Nachmittag die Stadt wieder verlassen.
Das Kleist-Forum, ein Mehrzweckbau, der eine neue Spielstätte des Theaters Frankfurt werden sollte, wird unsere Spielstätte in Frankfurt sein. Als der Bau fertiggestellt wurde, war das Theater Frankfurt schon geschlossen und das Ensemble aufgelöst. Auf der Bühne wird ein Rednerpult mit großem Firmenlogo vorbereitet – morgen ist die Deutsche Bank zu Gast.
17. Dezember 2009
Der Weg zum Kleist-Museum führt auch über die Kreuzung Marx-Ecke Logens-Straße Im Museum führt uns Direktor Wolfgang de Bruyn durch die Sammlung. Im Büro steht der „Giftschrank“. Darin säurefreie Schachteln mit den Schätzen: Mit weißen Handschuhen öffnet der Direktor einen der Kartons und hält das Original eines Kleist-Briefs ins dämmrige Licht. Neulich ist wieder eine Handschrift aus dem Literaturarchiv in Marbach ersteigert worden. Die Bedeutung einer Stätte wie dieser wächst mit ihren Ankäufen, auch wenn der Inhalt der Briefe, penibel ediert, ohnehin publik ist und die Schriften in Sicherungsverwahrung verbleiben.
Januar 2010
Clausewitz-Lektüre: „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“ (Clausewitz: „Vom Kriege“, Buch I) Während die Kriegstheorien aus Kleists Zeit mittlerweile vor allem im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung finden, hat sich an den Grundfragen wenig geändert. Damals wie heute. Nur eben verstärkt im virtuellen Bereich.
Herbst 2010
Ein inoffizielles Gesetz der Computerspielindustrie lautet, dass Kriegsspiele immer in der Vergangenheit bzw. in einer überzeichneten Gegenwart spielen. „Medal of Honor“ verlegt nun zum ersten Mal ein Ego-Shooter-Spiel in einen realen Krieg: nach Afghanistan, mit hochauflösender Grafik – angeblich entwickelt von echten Soldaten aus den entsprechenden Spezialeinheiten.
4. Oktober 2010
Pressekonferenz in Potsdam. Die Cornelsen Stiftung will mit 500.000 Euro die Neugestaltung des Kleist-Grabs am Kleinen Wannsee unterstützen. Die verwucherte Anlage soll dem „heiter inszenierten Selbstmord Kleists im Naturtheater am Wannsee“ wieder gerecht werden.
14. November 2010
„Prinz von Homburg“ im Deutschen Theater. Schauspiel. Text und Wie des Spiels. Dazwischen pendelt das Auge permanent hin und her, manchmal so, als seien einem die Lider schwerer gemacht worden. Die Inszenierung ist uns fern. Hat aber Spaß gemacht. Vielleicht doch einmal Bruno Ganz in Zürich besuchen? Und ihm zuschauen, wie er uns von „seinem“ Homburg erzählt, von „seiner“ Traumszene? Kleist-Biograf Jens Bisky lässt auf dem Podium alle guten Haare an dem Abend. Nur eins war in der Suppe, aber warum, das haben wir nicht verstanden. Ein, zwei Zuschauer treiben das Nachgespräch dann ins Zerfahrene, es geht ihnen um Fragen der Lautstärke und überhaupt des Stils … Wie ist eigentlich die Lage eines deutschen Soldaten, zum Beispiel in Afghanistan, wenn sich herausstellt, dass seine Entscheidung eine Fehlentscheidung war? Und wie, wenn er seine Entscheidung zwar nicht regelgerecht getroffen hat, aber mit operativ erfolgreichem Ausgang? Was wäre das für ein Gespräch, wenn wir den Homburg jetzt mit Major Klein angeschaut hätten, dessen Entscheidung, einen Tanklastzug präventiv bombardieren zu lassen, noch untersucht wird?
4. Januar 2011
Wir treffen Sandro Gaycken, Philosoph und Senior Researcher an der Freien Universität Berlin, Experte für Cyberwar, Strategien des Internetkriegs und Hochsicherheits-Infrastrukturen. Er berät die Bundeswehr, das Bundesverteidigungsministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Heute Abend trägt er Basecap. Mit dem Netzkrieg ist eine neue Stufe der Kriegsführung erreicht. Von Preußens stehenden Heeren über die technisch-industrielle Revolution zum „totalen Krieg“ hebt das Internet den Raum als Kriegsfaktor noch dramatischer auf als Nuklearwaffen. Eine Interkontinentalrakete kann man wenigstens noch zuweisen und mit Vergeltung drohen; bei den neuen destruktiven Virenangriffen weiß man zurzeit nicht mehr, woher sie kommen. Der Feind wird ungreifbar. Alle computergestützten Informationssysteme werden damit zum potenziellen Ziel: Kernkraftwerke, Börsen, Trinkwasserversorgungssysteme. Verteidigung? „Jedes Netz ist hackbar“, sagt Gaycken. Cyberangriffe auf operative militärische Systeme sind auch bereits als Dienstleistungen spezialisierter Söldnereinheiten käuflich. Also Hacker treffen …
4. Februar 2011
Pressekonferenz der Bundeskulturstiftung im Gorki Theater. Das Kleist-Jahr rollt an. Nach den Kleist-Biografien des ehemaligen Direktors des Kleist-Museums Rudolf Loch und des Journalisten Jens Bisky erscheinen nun auch die von Günter Blamberger und Peter Michalzik.
18. Februar 2011
Erfindersuche, Teil I. Kleists Briefnotiz zu einer Art U-Boot, das er sich in Königsberg 1806 ausgedacht hatte, setzt uns auf die Spurensuche nach Erfindern. Am GeoForschungsZentrum Potsdam stellen heute Abend fünf Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsvorhaben im Wettbewerb vor: drei Minuten Zeit, bewertet wird nach Inhalt, Klarheit und Charisma des Vortrags. Zwischen Weltall-Messgeräten und Plastikteilchen in Medikamenten gewinnen die elastischen Hüftgelenke.
28. Februar 2011
Erfindersuche, Teil II, im Patentamt Kreuzberg. Im für Besucher eingerichteten historischen Patentbüro geht es um den Unterschied zwischen Patenten, Marken, Geschmacksmustern und Gebrauchsmustern. Das erste angemeldete Patent aus dem Jahr 1877 war für eine Farbe. Derzeit kommen die meisten Anmeldungen von einigen wenigen großen Unternehmen.
3. März 2011
Treffen mit dem ehemaligen wissenschaftlichen Leiter des Kleist-Museums zu DDR-Zeiten. Herr Barthel erzählt eindrucksvoll von den unterschiedlichen Phasen der Kleist-Rezeption in der DDR zwischen Verehrung des „Genies Kleist“ und Kritik am „Junker Kleist“. „Die „Hermannsschlacht“ von 1957 war so ein kruder Fall von ideologischer Auslegung. Aber die Doppelinszenierung von „Krug“ und „Homburg“ 1970 ist ihm durch ihren subversiven Witz immer noch im Ohr. Denn „Klassikerinszenierungen im Theater“ hieß immer: „Da müssen wir hin. Da können wir zwischen den Zeilen lesen!“
Erfindersuche, Teil III. Der Regionalwettbewerb Berlin Süd hat einen „Jugend forscht“-Preisträger: einen 12 jährigen Jungen, der sich mit dem Thema Demenz beschäftigt.
21. März 2011
Bauprobe am Kleinen Haus in Dresden. Zwei Kunstwelten treffen aufeinander und basteln gemeinsam. Martin Kaltwasser hat eine Ladung Restholz angeliefert, aus dem er und Folke Köbberling in Berlin eine erste Zuschauerloge zusammengebaut hatten. Nun soll sie im Zuschauerraum erprobt werden. Ein merkwürdig schönes zusammengenageltes Minitheater auf hohen Füßen, in dem neun Leute sitzen können und selbst aussehen wie ein kleines Ensemble. Sie müssten eigentlich alle lossprechen jetzt. Wir sehen zahlreiche dieser Aufbauten, wie sie auf hohen Stelzen über den eigentlichen Zuschauerplätzen schweben. Aber nun ist die Stunde der Sicherheitsbestimmungen für Zuschauer, der Aufbaulogistik des Theaters, und die Konstruktion gerät in konzeptionelle Bewegung. So geht es nicht. Außerdem gibt es in den Theatern gar nicht so viele Kulissenbestände aus Holz, die wiederverwendet, zersägt und neu zusammengeschraubt werden können. Merke: Neues Holz im Baumarkt zu kaufen ist 100-mal billiger, als dieselbe Menge Holz durch Zerlegen wieder nutzbar zu machen. Mal so über den Daumen gepeilt.
24. März 2011
Beim Bundeswehrverband in Berlin: Mit Juristen sprechen wir über die Lage von Soldaten, wenn sie andere getötet haben und ihre Handlung darauf überprüft wird, ob sie gerechtfertigt war. Ein Mann aus Frankfurt an der Oder, der bei der Sicherung eines Checkpoints in Afghanistan eine Frau und zwei Kinder in einem vollbesetzten Kleinbus erschoss, ist einer der Fälle, die wir so ausführlich besprechen, dass ein mögliches Bild von der Situation des Schützen entsteht. Begriffe wie Restlichtverstärker, „line of fire“, Blutgeld, Tatverdacht wandern in die Notizbücher. Die Ermittlungen wurden eingestellt, der Fall ist abgeschlossen. Der Anwalt erklärt, dass er seinem Mandanten zugesichert habe, ihn nicht mit Kontaktanfragen zu behelligen. Wir könnten ihn ohnehin zunächst nicht treffen, er ist wieder in Afghanistan.
Helgard Haug und Daniel Wetzel, beide Absolventen des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft (Gießen), gehören zur Künstlergruppe Rimini Protokoll. Seit 1995 arbeiten sie in unterschiedlichen Konstellationen mit Interventionen im öffentlichen Raum sowie mit dokumentarischen Theaterstücken und Hörspielen. Ihre Performer sind zumeist „Experten des Alltags“, die mit ihren Biografien in theatralische Zusammenhänge gebracht werden. Ihre Arbeiten wurde im In- und Ausland vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Europäischen Theaterpreis und dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“.
Pressekonferenz der Bundeskulturstiftung im Gorki Theater. Das Kleist-Jahr rollt an. Nach den Kleist-Biografien des ehemaligen Direktors des Kleist-Museums Rudolf Loch und des Journalisten Jens Bisky erscheinen nun auch die von Günter Blamberger und Peter Michalzik.
18. Februar 2011
Erfindersuche, Teil I. Kleists Briefnotiz zu einer Art U-Boot, das er sich in Königsberg 1806 ausgedacht hatte, setzt uns auf die Spurensuche nach Erfindern. Am GeoForschungsZentrum Potsdam stellen heute Abend fünf Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsvorhaben im Wettbewerb vor: drei Minuten Zeit, bewertet wird nach Inhalt, Klarheit und Charisma des Vortrags. Zwischen Weltall-Messgeräten und Plastikteilchen in Medikamenten gewinnen die elastischen Hüftgelenke.
28. Februar 2011
Erfindersuche, Teil II, im Patentamt Kreuzberg. Im für Besucher eingerichteten historischen Patentbüro geht es um den Unterschied zwischen Patenten, Marken, Geschmacksmustern und Gebrauchsmustern. Das erste angemeldete Patent aus dem Jahr 1877 war für eine Farbe. Derzeit kommen die meisten Anmeldungen von einigen wenigen großen Unternehmen.
3. März 2011
Treffen mit dem ehemaligen wissenschaftlichen Leiter des Kleist-Museums zu DDR-Zeiten. Herr Barthel erzählt eindrucksvoll von den unterschiedlichen Phasen der Kleist-Rezeption in der DDR zwischen Verehrung des „Genies Kleist“ und Kritik am „Junker Kleist“. „Die „Hermannsschlacht“ von 1957 war so ein kruder Fall von ideologischer Auslegung. Aber die Doppelinszenierung von „Krug“ und „Homburg“ 1970 ist ihm durch ihren subversiven Witz immer noch im Ohr. Denn „Klassikerinszenierungen im Theater“ hieß immer: „Da müssen wir hin. Da können wir zwischen den Zeilen lesen!“
Erfindersuche, Teil III. Der Regionalwettbewerb Berlin Süd hat einen „Jugend forscht“-Preisträger: einen 12 jährigen Jungen, der sich mit dem Thema Demenz beschäftigt.
21. März 2011
Bauprobe am Kleinen Haus in Dresden. Zwei Kunstwelten treffen aufeinander und basteln gemeinsam. Martin Kaltwasser hat eine Ladung Restholz angeliefert, aus dem er und Folke Köbberling in Berlin eine erste Zuschauerloge zusammengebaut hatten. Nun soll sie im Zuschauerraum erprobt werden. Ein merkwürdig schönes zusammengenageltes Minitheater auf hohen Füßen, in dem neun Leute sitzen können und selbst aussehen wie ein kleines Ensemble. Sie müssten eigentlich alle lossprechen jetzt. Wir sehen zahlreiche dieser Aufbauten, wie sie auf hohen Stelzen über den eigentlichen Zuschauerplätzen schweben. Aber nun ist die Stunde der Sicherheitsbestimmungen für Zuschauer, der Aufbaulogistik des Theaters, und die Konstruktion gerät in konzeptionelle Bewegung. So geht es nicht. Außerdem gibt es in den Theatern gar nicht so viele Kulissenbestände aus Holz, die wiederverwendet, zersägt und neu zusammengeschraubt werden können. Merke: Neues Holz im Baumarkt zu kaufen ist 100-mal billiger, als dieselbe Menge Holz durch Zerlegen wieder nutzbar zu machen. Mal so über den Daumen gepeilt.
24. März 2011
Beim Bundeswehrverband in Berlin: Mit Juristen sprechen wir über die Lage von Soldaten, wenn sie andere getötet haben und ihre Handlung darauf überprüft wird, ob sie gerechtfertigt war. Ein Mann aus Frankfurt an der Oder, der bei der Sicherung eines Checkpoints in Afghanistan eine Frau und zwei Kinder in einem vollbesetzten Kleinbus erschoss, ist einer der Fälle, die wir so ausführlich besprechen, dass ein mögliches Bild von der Situation des Schützen entsteht. Begriffe wie Restlichtverstärker, „line of fire“, Blutgeld, Tatverdacht wandern in die Notizbücher. Die Ermittlungen wurden eingestellt, der Fall ist abgeschlossen. Der Anwalt erklärt, dass er seinem Mandanten zugesichert habe, ihn nicht mit Kontaktanfragen zu behelligen. Wir könnten ihn ohnehin zunächst nicht treffen, er ist wieder in Afghanistan.
Helgard Haug und Daniel Wetzel, beide Absolventen des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft (Gießen), gehören zur Künstlergruppe Rimini Protokoll. Seit 1995 arbeiten sie in unterschiedlichen Konstellationen mit Interventionen im öffentlichen Raum sowie mit dokumentarischen Theaterstücken und Hörspielen. Ihre Performer sind zumeist „Experten des Alltags“, die mit ihren Biografien in theatralische Zusammenhänge gebracht werden. Ihre Arbeiten wurde im In- und Ausland vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Europäischen Theaterpreis und dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“.