Dresdner Reden 2024
Seit über 30 Jahren begleiten die Dresdner Reden das Zeitgeschehen. Jedes Jahr laden die Sächsische Zeitung und das Staatsschauspiel Dresden Persönlichkeiten des nationalen und internationalen Kultur- und Geisteslebens ein, im Schauspielhaus eine Rede zu halten. Verbunden sind diese Reden durch den ‚Gedanken zur Zeit‘, das Thema wird frei gewählt.
Redner*innen
Sonntag, 25.02.2024, 11.00 Uhr
Politikwissenschaftlerin, Publizistin
„24 Monate tobt Krieg in der Ukraine. Die Brutalität des russischen Kriegs zerstört das Land und das Leben der Ukrainer*innen. Für Russland ist der Krieg das Ergebnis einer Entwicklung aus Statusverlust, Gewalt und Autoritarismus. Der Krieg verändert die Gegenwart und Zukunft nicht nur beider Länder, sondern auch Europas. Er zwingt den Kontinent, lang geglaubte Überzeugungen zu überdenken und das Handeln neuen Realitäten anzupassen.
Welche politischen und historischen Entwicklungen haben zu diesem Krieg geführt? Wie wirkt er sich auf die Ukraine, Russland und Europa aus? Und welchen Handlungsspielraum, welche Verpflichtung hat Europa?“
Den Auftakt zur traditionsreichen Reihe der Dresdner Reden gibt in diesem Jahr die Politikwissenschaftlerin und Publizistin Dr. Sarah Pagung, die in den Medien regelmäßig als Russland- und Osteuropa-Expertin Stellung zum russischen Krieg in der Ukraine nimmt. Sie studierte und promovierte an der FU Berlin und war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, bevor sie 2023 ihre Tätigkeit als Programmleiterin bei der Körber-Stiftung antrat. Dr. Sarah Pagung beschäftigt sich vor allem mit russischer Außen-, Sicherheits- und Informationspolitik.
Sonntag, 03.03.2024, 11.00 Uhr
Schauspielerin, Autorin, UNICEF-Botschafterin
„Zeit der Zäune. Orte der Flucht“
Katja Riemann ist eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen, die sich mit feinem Gespür sowohl zwischen kommerziellem Kino und arthouse bewegt, als auch im Theater und der Musikwelt zu Hause ist. Sie ist UNICEF-Botschafterin und erhielt für ihr Engagement 2010 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2016 den Bad Iburger Courage-Preis. 2020 ist ihr Sachbuch über humanitäre Arbeit JEDER HAT. NIEMAND DARF. PROJEKTREISEN bei S. Fischer erschienen.
In ihrem neuen Buch ZEIT DER ZÄUNE. ORTE DER FLUCHT geht Katja Riemann der Frage nach, wie Menschen im Interim, an den Orten der Flucht leben und gestalten. Auf ihren Reisen begegnete sie erstaunlichen Personen und Situationen und lernte überall in der Welt von Theaterschaffenden, Filmleuten, Traumatologinnen, Ärzten, Fliehenden, von deren Wirken und Leben. Sie spricht mit Menschen, statt über sie.
„Katja Riemann mit ihrer Gabe zu genauer Beobachtung, mit ihrem Bewusstsein für menschliche Abgründe, lässt [...] etwas aufscheinen, das großen Künstlerinnen und Künstlern eigen ist: Haltung.“ Tanja Kokoska, Frankfurter Rundschau
Sonntag, 10.03.2024
Andrea Petković
Schriftstellerin, Moderatorin, Tennisspielerin
„Hineingewachsen in eine Kultur, die für meine aus Bosnien-Herzegowina stammende Familie nicht die vertraute war und an die es sich unbedingt anzupassen galt, ergab sich für mich als Jugendliche das Viereck des Tennisplatzes mit all seinen Formen und Regeln als eine Art „safe space“. Hier war es möglich, alle disparaten Empfindungen auszuleben und sie zu einer Technik, ja letztlich zu einem Wettstreit zuzuspitzen. Doch weder auf Sand noch auf Rasen ließ sich der Drang, die Beste sein zu wollen, wirklich stillen, denn der Tennisplatz hatte diesen Drang nicht verursacht und konnte ihn so auch nicht befrieden. Der Platz bot mir jedoch den Raum, ganz wie es der Existenzialismus vorschlägt, die Welt für mich zu interpretieren und somit Teil von ihr zu werden.“
Andrea Petković, Jahrgang 1987, gewann sieben WTA-Tennisturniere im Einzel und war 2011 unter den Top-Ten der Weltrangliste. Zeitweise spielte sie für den TC Blau-Weiß Dresden-Blasewitz in der ersten Tennisbundesliga der Damen. Andrea Petković steht auch als Sportmoderatorin vor der Kamera. Hierfür erhielt sie 2020 den SportBILD-Award für das beste TV-Debüt. Während der Pandemie gründete sie einen virtuellen Buchclub und gab ihr Literaturdebüt mit dem vom Feuilleton hochgelobten Erzählband ZWISCHEN RUHM UND EHRE LIEGT DIE NACHT. Seit 2023 moderiert sie die Literatursendung Seitenwechsel auf ZEIT ONLINE.
Sonntag, 17.03.2024
Politiker
„Es geht um die Zukunft Europas!“
Mit großer Klarheit und Beharrlichkeit setzte sich der Luxemburger Politiker Jean Asselborn jahrzehntelang für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und gemeinsames Handeln in Europa ein. Er plädierte für Verantwortung und Solidarität anstelle nationaler Interessen.
Nach neunzehn Jahren gab er als dienstältester Außenminister der EU im November 2023 sein Amt ab.
Jean Asselborn wurde 2010 für seine herausragenden Verdienste um die deutsch-luxemburgischen Beziehungen und die enge europapolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Luxemburg mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und drei Jahre später zum Commandeur de la Légion d’Honneur Frankreichs ernannt. Jean Asselborn ist Mitglied der Lëtzebuerger Sozialistesch Aarbechterpartei (LSAP) und war neben seinem Amt als luxemburgischer Außenminister seit 2014 auch Minister für Immigration und Asyl und bis Dezember 2013 außerdem Vize-Premierminister.