02.02., 09.02., 16.02. + 01.03.2020
› Schauspielhaus
Dresdner Reden 2020
in Kooperation mit der Sächsischen Zeitung
FOTO Markus Tedeskino, Jürgen Bauer, David Pinzer / © SKD, Stefanos Notopoulos
Handlung
Die traditionsreiche Reihe der Dresdner Reden in Kooperation mit der Sächsischen Zeitung, die seit 1992 am Staatsschauspiel Dresden stattfindet, wird auch 2020 fortgesetzt. Hierzu laden wir jedes Jahr Persönlichkeiten aus Kunst, Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft ein, mit unserem Publikum über Themen der Zeit nachzudenken.
2. Februar 2020, 11.00 Uhr
Ulrich Wickert, Journalist und Autor
„Von der Suche nach Heimat und deutscher Identität“
Der Journalist und Autor Ulrich Wickert fordert in seinem im September erschienenen Buch IDENTIFIZIERT EUCH! eine Rückbesinnung auf unsere Werte. Marode Brücken, fehlender Digitalausbau, Verkehrskollaps – und die Politik berauscht sich an der schwarzen Null. Unterdessen hetzen nationalistische Demagogen Bürger auf und vergrößern die Gräben. Rechts gegen Links, Ost gegen West, Stadt gegen Land. Die Probleme sind zahlreich, Taten folgen nicht. Deutschland nähert sich dem Burn-out. Um endlich wieder handlungsfähig zu werden, müssen wir uns mehr mit den Werten identifizieren, die uns ausmachen. Von Politik über Religion bis Literatur und Geschichte liefert Ulrich Wickert eine Neubewertung unserer Identität und definiert einen neuen Heimatbegriff. Er zeigt dabei, was Bürger unterschiedlichster Herkunft als Deutsche eint. Denn in Zeiten undemokratischer Entwicklungen muss sich jeder verantwortlich fühlen für den Zustand unseres Landes.
9. Februar 2020, 11.00 Uhr
Hartmut Rosa, Soziologe und Politikwissenschaftler
„Wenn die Welt zum Feind wird, misslingt das Leben. Politisches Plädoyer für ein anderes In-der-Welt-Sein.“
Wenn die Moderne darauf ausgerichtet ist, Welt verfügbar zu machen, so liegt dem die Vorstellung und das Verlangen zugrunde, sie unserem Begehren verfügbar zu machen. Aber eine komplett verfügbar gemachte Welt wäre nicht nur reizlos, sie wäre auch resonanzlos: Es gäbe in ihr nichts mehr zu begehren. Und es gibt eine ganze Reihe von Indizien dafür, dass die Libido, das ‚lodernde‘ Begehren, in der zeitgenössischen Gesellschaft abnimmt, so dass manche Beobachter etwa schon von einem post-emotionalen und post-sexuellen Zeitalter reden. Frustration und Depression nehmen zu und auch politisch sich äußernde Enttäuschung darüber, dass das Leben nicht hält, was es verspricht: Gerade in den Wohlstandszonen der Spätmoderne, wo ökonomische und digitale Verfügbarkeit beispiellose Reichweiten erlangt haben, erobern (oft gut situierte) Wutbürger die Mehrheiten. Worüber sind sie so wütend? Was wurde nicht eingelöst? Worauf basiert ihr generalisiertes Ressentiment gegenüber der Welt? Die Antwort, die der Vortrag des Soziologen und Politikwissenschaftlers Hartmut Rosa zu entwickeln versucht, lautet, dass die Kultur der Moderne an einer systematischen Verwechslung von Verfügbarkeit und Erreichbarkeit leidet und dass sie ein anderes Weltverhältnis entwickeln muss.
16. Februar 2020, 11.00 Uhr
Marion Ackermann, Kunsthistorikerin und Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
„Identität“
Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, spricht in ihrer Dresdner Rede über Identität: Der Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe am 25. November 2019 wurde als „Anschlag auf die sächsische Identität“ gedeutet. Dies führte zu einer bundesweiten Debatte über den Identitätsbegriff. Doch was impliziert „Identität“ in Hinblick auf Kunst- und Kulturobjekte? Wie können Kunstwerke und materielle Objekte Grundlage für Identitätsbildungsprozesse und Identitätsvergewisserung sein? Die Dresdner Rede von Marion Ackermann nähert sich aus einer kunsthistorischen Perspektive einer Beantwortung dieser Frage und zeigt dabei auch, wie Konstruktionen von Identität durch sprachliche und visuelle Bilder entstehen.
1. März 2020, 11.00 Uhr
Miriam Meckel, Kommunikationswissenschaftlerin und Publizistin
„Sind wir noch normal? Von der Norm, die nicht konform sein wollte.“
Miriam Meckel, Kommunikationswissenschaftlerin, Publizistin und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen, spricht in ihrer Rede über den Durchschnitt, der in Deutschland eine ganz besondere Faszination hat: Lieber nicht auffallen, lieber im Mittelwert verschwinden. Was gesagt und wie gelebt werden darf, richtet sich gerne nach einer vermeintlichen Konsensualposition. Aber lebt eine Demokratie nicht von Konfrontation der Positionen und Aushandlung des besseren Arguments? Neue Technologien, die perfektionistisch vermessen, können auf alles eine Norm berechnen – das Mittelmaß als Mantra der metrischen Gesellschaft. Wie langweilig. Es wird Zeit für neuen Mut der Außenseiter*innen und Nonkonformist*innen. Der Mensch ist die Ausnahmesituation, nicht die Regel. Leben wir sie.
2. Februar 2020, 11.00 Uhr
Ulrich Wickert, Journalist und Autor
„Von der Suche nach Heimat und deutscher Identität“
Der Journalist und Autor Ulrich Wickert fordert in seinem im September erschienenen Buch IDENTIFIZIERT EUCH! eine Rückbesinnung auf unsere Werte. Marode Brücken, fehlender Digitalausbau, Verkehrskollaps – und die Politik berauscht sich an der schwarzen Null. Unterdessen hetzen nationalistische Demagogen Bürger auf und vergrößern die Gräben. Rechts gegen Links, Ost gegen West, Stadt gegen Land. Die Probleme sind zahlreich, Taten folgen nicht. Deutschland nähert sich dem Burn-out. Um endlich wieder handlungsfähig zu werden, müssen wir uns mehr mit den Werten identifizieren, die uns ausmachen. Von Politik über Religion bis Literatur und Geschichte liefert Ulrich Wickert eine Neubewertung unserer Identität und definiert einen neuen Heimatbegriff. Er zeigt dabei, was Bürger unterschiedlichster Herkunft als Deutsche eint. Denn in Zeiten undemokratischer Entwicklungen muss sich jeder verantwortlich fühlen für den Zustand unseres Landes.
9. Februar 2020, 11.00 Uhr
Hartmut Rosa, Soziologe und Politikwissenschaftler
„Wenn die Welt zum Feind wird, misslingt das Leben. Politisches Plädoyer für ein anderes In-der-Welt-Sein.“
Wenn die Moderne darauf ausgerichtet ist, Welt verfügbar zu machen, so liegt dem die Vorstellung und das Verlangen zugrunde, sie unserem Begehren verfügbar zu machen. Aber eine komplett verfügbar gemachte Welt wäre nicht nur reizlos, sie wäre auch resonanzlos: Es gäbe in ihr nichts mehr zu begehren. Und es gibt eine ganze Reihe von Indizien dafür, dass die Libido, das ‚lodernde‘ Begehren, in der zeitgenössischen Gesellschaft abnimmt, so dass manche Beobachter etwa schon von einem post-emotionalen und post-sexuellen Zeitalter reden. Frustration und Depression nehmen zu und auch politisch sich äußernde Enttäuschung darüber, dass das Leben nicht hält, was es verspricht: Gerade in den Wohlstandszonen der Spätmoderne, wo ökonomische und digitale Verfügbarkeit beispiellose Reichweiten erlangt haben, erobern (oft gut situierte) Wutbürger die Mehrheiten. Worüber sind sie so wütend? Was wurde nicht eingelöst? Worauf basiert ihr generalisiertes Ressentiment gegenüber der Welt? Die Antwort, die der Vortrag des Soziologen und Politikwissenschaftlers Hartmut Rosa zu entwickeln versucht, lautet, dass die Kultur der Moderne an einer systematischen Verwechslung von Verfügbarkeit und Erreichbarkeit leidet und dass sie ein anderes Weltverhältnis entwickeln muss.
16. Februar 2020, 11.00 Uhr
Marion Ackermann, Kunsthistorikerin und Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
„Identität“
Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, spricht in ihrer Dresdner Rede über Identität: Der Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe am 25. November 2019 wurde als „Anschlag auf die sächsische Identität“ gedeutet. Dies führte zu einer bundesweiten Debatte über den Identitätsbegriff. Doch was impliziert „Identität“ in Hinblick auf Kunst- und Kulturobjekte? Wie können Kunstwerke und materielle Objekte Grundlage für Identitätsbildungsprozesse und Identitätsvergewisserung sein? Die Dresdner Rede von Marion Ackermann nähert sich aus einer kunsthistorischen Perspektive einer Beantwortung dieser Frage und zeigt dabei auch, wie Konstruktionen von Identität durch sprachliche und visuelle Bilder entstehen.
1. März 2020, 11.00 Uhr
Miriam Meckel, Kommunikationswissenschaftlerin und Publizistin
„Sind wir noch normal? Von der Norm, die nicht konform sein wollte.“
Miriam Meckel, Kommunikationswissenschaftlerin, Publizistin und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen, spricht in ihrer Rede über den Durchschnitt, der in Deutschland eine ganz besondere Faszination hat: Lieber nicht auffallen, lieber im Mittelwert verschwinden. Was gesagt und wie gelebt werden darf, richtet sich gerne nach einer vermeintlichen Konsensualposition. Aber lebt eine Demokratie nicht von Konfrontation der Positionen und Aushandlung des besseren Arguments? Neue Technologien, die perfektionistisch vermessen, können auf alles eine Norm berechnen – das Mittelmaß als Mantra der metrischen Gesellschaft. Wie langweilig. Es wird Zeit für neuen Mut der Außenseiter*innen und Nonkonformist*innen. Der Mensch ist die Ausnahmesituation, nicht die Regel. Leben wir sie.
Zum Nachhören
Dresdner Rede Ulrich Wickert
Dresdner Rede Hartmut Rosa
Dresdner Rede Marion Ackermann
Dresdner Rede Miriam Meckel