03.02., 17.02., 24.02. + 10.03.2019
› Schauspielhaus
Dresdner Reden 2019
in Kooperation mit der Sächsischen Zeitung
Handlung
Die Dresdner Reden blicken auf eine über 25-jährige Geschichte zurück und sind längst eine Institution in der Stadt. Die Liste der bisherigen Gäste liest sich wie ein „Who’s Who“ des nationalen und internationalen Kultur- und Geisteslebens. Die Reihe ist geprägt von der völligen Freiheit der Vortragenden, zu welchem Thema sie sprechen wollen. Bei den Dresdner Reden ist kein Motto vorgegeben, allein der „Gedanke zur Zeit“ verbindet die Reden eines jeden Jahrgangs. Im vergangenen Frühjahr waren Richard Sennett, Norbert Lammert, Dunja Hayali und Eugen Ruge als Redner*innen zu Gast in Dresden. Diese traditionsreiche Reihe findet in Kooperation mit der Sächsischen Zeitung statt.
Den Anfang unserer diesjährigen Dresdner Reden macht die Regisseurin, Filmproduzentin und Schriftstellerin Doris Dörrie mit ihrer Rede AUF WANDERSCHAFT. FREMD UND ZUHAUSE. MEINE HEIMAT UND ICH am 3. Februar. Frau Dörrie beschreibt in einer Mischung aus autobiografischen Erfahrungen, Beobachtungen und Reflexionen die facettenreichen Zumutungen und Chancen des in der Fremde-Seins: „Schon immer war ich gern in der Fremde. Unterwegs, auf Wanderschaft zu sein, ist mir leichter gefallen, als zuhause zu bleiben. Je fremder die Fremde war, desto besser. Dabei habe ich mich gefragt: Wie sehr bin ich zuhause in der Fremde, wie sehr sehne ich mich in der Fremde nach zuhause, was und wo ist mein zuhause, wo fühle ich mich fremd? Wo fühle ich mich zuhause? Wo habe ich mich deutsch gefühlt? Was ist denn diese Heimat, die jetzt wieder von allen Seiten beschworen wird? Und wer bin ich, wenn ich in der Fremde bin? Bin ich vielleicht eine ganz und gar andere als zuhause?“
Karola Wille, Intendantin des MDR, spricht am 17. Februar in ihrer Rede ES GEHT UM DEMOKRATIE – UNSER GEMEINSAMER FREIER RUNDFUNK zum Thema Wahl- und Medien-freiheit: 2019 sind die Menschen in Sachsen wie auch in ganz Europa aufgerufen, ihr Recht auf freie Wahlen zu nutzen und mitzubestimmen, wer in den Parlamenten der Kommunen, des Freistaats und in Europa in ihrem Namen Politik macht. Medienfreiheit ist ein Fundament für das Funktionieren unserer Demokratie. Unser gemeinsamer freier Rundfunk steht in der Verantwortung, die Vielfalt der Themen, Fakten und Meinungen abzubilden und die öffentliche Debatte zu befördern, und dies umso mehr in einer digitalisierten Medien- und Kommunikationswelt. Meinungs- und Pressefreiheit waren zentrale Forderungen der Menschen im Osten, die für die Friedliche Revolution 1989 auf die Straße gegangen sind. Auch heute braucht eine gelebte Demokratie aufgeklärte und mutige Bürgerinnen und Bürger – und von Politik wie von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Medien.
Der österreichische Romancier und Essayist Robert Menasse, der für seinen Europa-Roman DIE HAUPTSTADT mit dem Deutschen Buchpreis 2017 ausgezeichnet worden ist, spricht in seiner Dresdner Rede am 24. Februar über DEN PREIS DER WERTE. Was die Macht und die Herrlichkeit, die politischen und wirtschaftlichen Eliten, die Reichen und die Privilegierten in der freien Welt mit dem gemeinen Volk teilen, ist immateriell: „Unsere Werte“. Was die freie Welt über alle anderen Weltteile erhebt, ist längst nicht mehr „unser wirtschaftlicher Erfolg“, sondern immateriell: „Unsere Werte“. Dass „unsere Werte“ in Sonntagsreden klarer, schöner und strahlender erscheinen als Montag bis Freitag – geschenkt! Aber was passiert, wenn „unsere Werte“ plötzlich ein Preisschild bekommen und sich jemand findet, der diesen Preis bezahlt? Ist es wirklich niemandem aufgefallen, dass zum ersten Mal seit 1945, seit die verwüstete europäische Zivilisation unter dem Baldachin „unserer Werte“ wieder aufgebaut wurde, „unsere Werte“ auf dem Weltmarkt einen präzisen Preis, auf den Euro oder Dollar genau, bekamen – und um diesen Preis tatsächlich verkauft wurden? Es ist geschehen. Was haben wir jetzt noch? Warum hört man kein Höllengelächter, wenn am Sonntag „unsere Werte“ beschworen werden? Was bedeutet das für unser Leben in Europa? Was bedeutet das für die Literatur als Reflexion unserer Zeitgenossenschaft? Was hat überhaupt noch Bedeutung?
Der Historiker und Schriftsteller Ian Kershaw analysiert in seiner Rede EUROPAS KRISE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN am 10. März die große Geschichte Europas. Für Kershaw gleicht diese Geschichte einer „Achterbahn“, die niemals aufhört: Europa befindet sich in einer ernsthaften Krise. Das ‚europäische Projekt‘ der engeren Integration hat bei vielen Bürger*innen seine Überzeugungskraft verloren. Demgegenüber ist der Nationalismus wieder stärker geworden. Der nationale Populismus gewinnt an Zustimmung und grassiert mittlerweile in fast allen europäischen Staaten. Die europäische Verständigung ist offenkundig in Gefahr. Und international sieht die Lage düster aus. Wie ist es dazu gekommen? Wo liegen die Wurzeln dieser besorgniserregenden Situation? Wie sieht die Zukunft der EU aus? Kann sie Reformen einführen und damit den Bedrohungen erfolgreich begegnen? Antworten auf diese wichtigen Fragen sucht er in dieser Dresdner Rede.
Ian Kershaws große Geschichte Europas im 20. Jahrhundert geht weiter. Unter dem Titel ACHTERBAHN – EUROPA 1950 bis 2017 (Original: Roller-Coaster: Europe, 1950-2017. Allen Lane. 30. August 2018) erscheint die deutsche Ausgabe des zweiten Bandes bei DVA am 11. März 2019.
Ian Kershaw wird seine Rede in deutscher Sprache halten.
Den Anfang unserer diesjährigen Dresdner Reden macht die Regisseurin, Filmproduzentin und Schriftstellerin Doris Dörrie mit ihrer Rede AUF WANDERSCHAFT. FREMD UND ZUHAUSE. MEINE HEIMAT UND ICH am 3. Februar. Frau Dörrie beschreibt in einer Mischung aus autobiografischen Erfahrungen, Beobachtungen und Reflexionen die facettenreichen Zumutungen und Chancen des in der Fremde-Seins: „Schon immer war ich gern in der Fremde. Unterwegs, auf Wanderschaft zu sein, ist mir leichter gefallen, als zuhause zu bleiben. Je fremder die Fremde war, desto besser. Dabei habe ich mich gefragt: Wie sehr bin ich zuhause in der Fremde, wie sehr sehne ich mich in der Fremde nach zuhause, was und wo ist mein zuhause, wo fühle ich mich fremd? Wo fühle ich mich zuhause? Wo habe ich mich deutsch gefühlt? Was ist denn diese Heimat, die jetzt wieder von allen Seiten beschworen wird? Und wer bin ich, wenn ich in der Fremde bin? Bin ich vielleicht eine ganz und gar andere als zuhause?“
Karola Wille, Intendantin des MDR, spricht am 17. Februar in ihrer Rede ES GEHT UM DEMOKRATIE – UNSER GEMEINSAMER FREIER RUNDFUNK zum Thema Wahl- und Medien-freiheit: 2019 sind die Menschen in Sachsen wie auch in ganz Europa aufgerufen, ihr Recht auf freie Wahlen zu nutzen und mitzubestimmen, wer in den Parlamenten der Kommunen, des Freistaats und in Europa in ihrem Namen Politik macht. Medienfreiheit ist ein Fundament für das Funktionieren unserer Demokratie. Unser gemeinsamer freier Rundfunk steht in der Verantwortung, die Vielfalt der Themen, Fakten und Meinungen abzubilden und die öffentliche Debatte zu befördern, und dies umso mehr in einer digitalisierten Medien- und Kommunikationswelt. Meinungs- und Pressefreiheit waren zentrale Forderungen der Menschen im Osten, die für die Friedliche Revolution 1989 auf die Straße gegangen sind. Auch heute braucht eine gelebte Demokratie aufgeklärte und mutige Bürgerinnen und Bürger – und von Politik wie von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Medien.
Der österreichische Romancier und Essayist Robert Menasse, der für seinen Europa-Roman DIE HAUPTSTADT mit dem Deutschen Buchpreis 2017 ausgezeichnet worden ist, spricht in seiner Dresdner Rede am 24. Februar über DEN PREIS DER WERTE. Was die Macht und die Herrlichkeit, die politischen und wirtschaftlichen Eliten, die Reichen und die Privilegierten in der freien Welt mit dem gemeinen Volk teilen, ist immateriell: „Unsere Werte“. Was die freie Welt über alle anderen Weltteile erhebt, ist längst nicht mehr „unser wirtschaftlicher Erfolg“, sondern immateriell: „Unsere Werte“. Dass „unsere Werte“ in Sonntagsreden klarer, schöner und strahlender erscheinen als Montag bis Freitag – geschenkt! Aber was passiert, wenn „unsere Werte“ plötzlich ein Preisschild bekommen und sich jemand findet, der diesen Preis bezahlt? Ist es wirklich niemandem aufgefallen, dass zum ersten Mal seit 1945, seit die verwüstete europäische Zivilisation unter dem Baldachin „unserer Werte“ wieder aufgebaut wurde, „unsere Werte“ auf dem Weltmarkt einen präzisen Preis, auf den Euro oder Dollar genau, bekamen – und um diesen Preis tatsächlich verkauft wurden? Es ist geschehen. Was haben wir jetzt noch? Warum hört man kein Höllengelächter, wenn am Sonntag „unsere Werte“ beschworen werden? Was bedeutet das für unser Leben in Europa? Was bedeutet das für die Literatur als Reflexion unserer Zeitgenossenschaft? Was hat überhaupt noch Bedeutung?
Der Historiker und Schriftsteller Ian Kershaw analysiert in seiner Rede EUROPAS KRISE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN am 10. März die große Geschichte Europas. Für Kershaw gleicht diese Geschichte einer „Achterbahn“, die niemals aufhört: Europa befindet sich in einer ernsthaften Krise. Das ‚europäische Projekt‘ der engeren Integration hat bei vielen Bürger*innen seine Überzeugungskraft verloren. Demgegenüber ist der Nationalismus wieder stärker geworden. Der nationale Populismus gewinnt an Zustimmung und grassiert mittlerweile in fast allen europäischen Staaten. Die europäische Verständigung ist offenkundig in Gefahr. Und international sieht die Lage düster aus. Wie ist es dazu gekommen? Wo liegen die Wurzeln dieser besorgniserregenden Situation? Wie sieht die Zukunft der EU aus? Kann sie Reformen einführen und damit den Bedrohungen erfolgreich begegnen? Antworten auf diese wichtigen Fragen sucht er in dieser Dresdner Rede.
Ian Kershaws große Geschichte Europas im 20. Jahrhundert geht weiter. Unter dem Titel ACHTERBAHN – EUROPA 1950 bis 2017 (Original: Roller-Coaster: Europe, 1950-2017. Allen Lane. 30. August 2018) erscheint die deutsche Ausgabe des zweiten Bandes bei DVA am 11. März 2019.
Ian Kershaw wird seine Rede in deutscher Sprache halten.
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Dresdner Rede Doris Dörrie
Dresdner Rede Karola Wille
Dresdner Rede Robert Menasse
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