Uraufführung 22.04.2017
› Kleines Haus 2
Der Scheiterhaufen
nach dem Roman von György Dragomán
aus dem Ungarischen von Lacy Kornitzer
Theaterfassung von Armin Petras
In Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart, dem Teatrul National „Radu Stanca“ Sibiu (Rumänien) und dem Vígszínház (Vig Theater) Budapest (Ungarn)
aus dem Ungarischen von Lacy Kornitzer
Theaterfassung von Armin Petras
In Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart, dem Teatrul National „Radu Stanca“ Sibiu (Rumänien) und dem Vígszínház (Vig Theater) Budapest (Ungarn)
Handlung
Rumänien 1989/90: Zwei Monate nach dem Sturz Ceauşescus brennen die Überreste des diktatorischen Regimes auf einem großen Scheiterhaufen.
Die dreizehnjährige Waise Emma wird von einer mysteriösen Unbekannten, die sich als ihre Großmutter vorstellt, aus dem Internat abgeholt und soll von nun an bei ihr leben. Widerstrebend folgt sie der Fremden in eine neue Stadt und wird hier in der Schule von den anderen ausgeschlossen, denn die Großmutter gilt als Spitzel und Verrückte, die in Kaffeesatz oder Blut liest.
Tapfer erträgt Emma die Peinigungen, und aus dem Misstrauen gegenüber der alten Frau entwickelt sich bald eine enge Beziehung – denn die Großmutter beginnt zu erzählen. Von ihrer eigenen Geschichte, Familiengeheimnissen und von einer Gesellschaft, in der viele Gewaltverbrechen nie verfolgt wurden. Schnell wird klar, wie verschränkt Politik und Gesellschaft mit Emmas eigener Familiengeschichte sind. In dem viel beachteten Roman wirft Autor György Dragomán, der als Angehöriger der in Siebenbürgen lebenden ungarischen Minderheit in Rumänien aufwuchs und später nach Ungarn emigrierte, einen Blick auf Rumänien und die dort von Schrecken geprägte Umbruchszeit Anfang der 1990er Jahre. Durch die Perspektive des jungen Mädchens, für die sich mit dem gesellschaftlichen Umbruch auch der des eigenen Erwachsenwerdens ankündigt, ist es möglich, einen unvoreingenommenen Blick auf die politischen Geschehnisse zu werfen.
In einer besonderen Form der Zusammenarbeit mit Theatern in Stuttgart, Sibiu und Budapest wird eine Inszenierung aus einem gemeinsamen Probenprozess in Dresden heraus entstehen, in dem Regisseur Armin Petras mit sechs Schauspielerinnen aus Deutschland, Rumänien und Ungarn zusammenarbeitet. Das Ergebnis wird schließlich mit den jeweiligen zwei Schauspielerinnen in Dresden, Stuttgart, Sibiu und Budapest zu sehen sein.
Es spielten außerdem
in Sibiu: Arina Ioana Trif, Maria Tomoiagă
in Budapest: Patrícia Puzsa, Janka Kopek
Die dreizehnjährige Waise Emma wird von einer mysteriösen Unbekannten, die sich als ihre Großmutter vorstellt, aus dem Internat abgeholt und soll von nun an bei ihr leben. Widerstrebend folgt sie der Fremden in eine neue Stadt und wird hier in der Schule von den anderen ausgeschlossen, denn die Großmutter gilt als Spitzel und Verrückte, die in Kaffeesatz oder Blut liest.
Tapfer erträgt Emma die Peinigungen, und aus dem Misstrauen gegenüber der alten Frau entwickelt sich bald eine enge Beziehung – denn die Großmutter beginnt zu erzählen. Von ihrer eigenen Geschichte, Familiengeheimnissen und von einer Gesellschaft, in der viele Gewaltverbrechen nie verfolgt wurden. Schnell wird klar, wie verschränkt Politik und Gesellschaft mit Emmas eigener Familiengeschichte sind. In dem viel beachteten Roman wirft Autor György Dragomán, der als Angehöriger der in Siebenbürgen lebenden ungarischen Minderheit in Rumänien aufwuchs und später nach Ungarn emigrierte, einen Blick auf Rumänien und die dort von Schrecken geprägte Umbruchszeit Anfang der 1990er Jahre. Durch die Perspektive des jungen Mädchens, für die sich mit dem gesellschaftlichen Umbruch auch der des eigenen Erwachsenwerdens ankündigt, ist es möglich, einen unvoreingenommenen Blick auf die politischen Geschehnisse zu werfen.
In einer besonderen Form der Zusammenarbeit mit Theatern in Stuttgart, Sibiu und Budapest wird eine Inszenierung aus einem gemeinsamen Probenprozess in Dresden heraus entstehen, in dem Regisseur Armin Petras mit sechs Schauspielerinnen aus Deutschland, Rumänien und Ungarn zusammenarbeitet. Das Ergebnis wird schließlich mit den jeweiligen zwei Schauspielerinnen in Dresden, Stuttgart, Sibiu und Budapest zu sehen sein.
Es spielten außerdem
in Sibiu: Arina Ioana Trif, Maria Tomoiagă
in Budapest: Patrícia Puzsa, Janka Kopek
Besetzung
Regie
Armin Petras
Bühne
Olaf Altmann
Kostüme
Musik
Jörg Kleemann
Übersetzerin
Judit Emödy (Ungarisch), Claudia Haluca (Rumänisch)
Lichtdesign
Licht
Dramaturgie
Anne Rietschel, Bernd Isele
Mit
Viktoria Miknevich, Lea Ruckpaul
Spannend, für die Inszenierung dieses Stoffes eine Koproduktion zu planen: Sechs Schauspielerinnen aus Rumänien, Ungarn und Deutschland probten unter Armin Petras in Dresden. Doch jeweils nur zwei Darstellerinnen stehen jetzt in ihrem Land auf der Bühne. Am Sonnabend beeindruckten Lea Ruckpaul und Viktoria Miknevich in der Uraufführung im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden. Fast leer ist die genial-symbolische Bühne von Olaf Altmann. Nur ein Pool mit Eiswürfeln gestaltet den Raum.
Hochspannend zeigt ‚Der Scheiterhaufen‘ einen vielschichtigen Plot.
Regisseur Armin Petras baut fortwährend mit einfachen Mitteln eindrückliche Bilder, zelebriert witzige Rollenwechsel und pointiert mit chorischem Sprechen. Auch zeigt seine eigene Fassung, dass bei Romaninszenierungen nicht alles nacherzählt werden muss. Petras arbeitet mit den zentralen Figuren und Handlungsschritten. Doch er baut eigene Leerstellen und Brüche ein, konzentriert sich besonders auf Emma. Wunderbar wandelfähig teilen sich Lea Ruckpaul und Viktoria Miknevich alle Rollen und haben sichtbaren Spaß daran. Sie ziehen sich ständig um, improvisieren charmant, toben als Emma durch das spritzige Eiswasser oder buckeln synchron als Großmutter.
Ein stiller Abschlusstanz suggeriert sinnlich die Verbundenheit der beiden. Das Eis schmilzt. Doch wann ist die Zeit der Scheiterhaufen und Todesstrafen vorbei?“
In der deutschsprachigen Fassung spielen Lea Ruckpaul und Viktoria Miknevich aus dem Stuttgarter Ensemble. Mit Verve werfen sie sich abwechselnd in die Rollen der Teenagerin, ihrer Großmutter, des Lauftrainers Pali oder von Lover und Bademeister Péter. Der Star hingegen ist das minimalistisch angelegte Bühnenbild, diesmal realisiert von Olaf Altmann: ein flaches, ausladendes Bassin voller Eiswürfel. Mit Petras müssen wir uns Erinnerung wie einen vereisten See vorstellen: auf viele Weisen schmerzhaft, stets flach und doch unergründlich.
Auch die vermeintlich banalen Wunden und Bedürfnisse seiner Figuren verwebt Dragomán elegant in diesen Stoff.“
Die vollständige Rezension finden Sie hier.
Das 2015 erschienene Buch erzählt die Begebenheiten vorgeblich aus der Sicht der 13-jährigen Emma. Petras bricht diese Perspektive vorsichtig auf, ohne die gewonnene Draufsicht über Gebühr für die Vermittlung von Botschaften zu benutzen. Er generiert vielmehr fast durchgängigen einen (Alb-)Traum, in dem Zeiten und Gestalten, Reales und Märchenhaftes verschwimmend ineinander übergehen.
Es gibt so einfühlsam wie intensiv ausgespielte Szenen, in denen die Darstellerinnen an die Grenzen gehen, wo mehr vom Gefühl als von der Logik her zu überzeugen ist. Dass nach einiger Zeit auch die Polarität im Rollenspiel immer mal wechselt, ist wahrscheinlich Gesetz. Viktoria Miknevich kommt das entgegen, denn sie ist unglaublich wandelbar, nimmt unversehens fade, gnatzige, ja widerwärtige Züge an, um dann wieder gleichsam von innen heraus strahlend ihre Partnerin abzulösen.“
Petras destilliert einzelne Szenen aus der gleichnamigen Romanvorlage von György Dragomán und nutzt sie als Spielmöglichkeiten, die die beiden Darstellerinnen Viktoria Miknevich und Lea Ruckpaul mit viel Energie nutzen. Sie rezitieren den Romantext und improvisieren damit, werden zur Ich-Erzählerin, zur Großmutter, zur Sportlehrerin, zur Rivalin. Dabei versucht Petras erst gar keine Illusion der Realität zu erzeugen – das Theater bleibt sichtbar.
Mit seinem Regieansatz des offensichtlichen Theaterspiels umgeht Petras die Gefahr, die rumänische Historie aus einer deutschen Sicht zu vereinnahmen. Er zeigt die Geschichte stattdessen als Fiktion auf der Bühne. Gerade bei dieser Produktion ist das von besonderer Bedeutung, denn die Inszenierung wurde nicht nur für deutsche Bühnen erarbeitet. Gleichzeitig hat Petras mit jeweils zwei Darstellerinnen aus Ungarn und Rumänien zusammengearbeitet, die das Stück in Sibiu und Budapest zeigen werden. Dabei lässt Petras’ Regieansatz genug Freiheiten, um den Darstellerinnen zu ermöglichen, den Stoff mit ihrem eigenen Stil zu begegnen und die Situationen zu verkörpern.
Am Ende des Stückes entsteht eine archaische Stimmung, die verdeutlicht, wie sehr die Gegenwart von der Vergangenheit beeinflusst werden kann. Die Beschreibung dieses Umstandes zeichnet den Roman ‚Der Scheiterhaufen‘ von György Dragoman aus. Dragoman erzählt zwar vom Erwachsenwerden des Mädchens Emma, doch zwischen den Zeilen liegt eine triste, manchmal sogar bedrohliche Stimmung: Die Verbrechen des kommunistischen Regimes sind immer noch präsent.“