Premiere 20.02.2016
› Schauspielhaus
Der Raub der Sabinerinnen
Schwank von Franz und Paul von Schönthan
In der Bearbeitung von Curt Goetz
Fassung: Susanne Lietzow
In der Bearbeitung von Curt Goetz
Fassung: Susanne Lietzow
Handlung
Als Student hat auch Professor Gollwitz gedichtet und eine „Römertragödie“ verfasst, den „Raub der Sabinerinnen“. Mittlerweile ist er einer der angesehensten Bürger der Stadt, und seine Jugendsünde schlummert friedlich in der Schublade. Da klingelt es an der Tür, und Emanuel Striese, Direktor der frisch angekommenen Wandertheatertruppe, wirbt um Unterstützung für seine Vorstellung. Nein, mit Theater hat man nichts am Hut. Doch da entdeckt Striese den „Raub der Sabinerinnen“. Das Werk einer stadtbekannten Persönlichkeit – das ist genau das, was er braucht! Er ist wild entschlossen, es aufzuführen, und sei es noch so schlecht. Schließlich willigt Gollwitz ein, unter der Bedingung, dass sein Name nicht genannt wird und seine Frau nichts davon erfährt. Diese befindet sich im Moment samt der Tochter zur Kur, kommt aber just in dem Moment zurück, als der Professor inkognito seine Liaison mit dem Theater beginnt. Es folgen Intrigen, Allianzen, Verstellungen, um die Ehe, die bürgerliche Existenz und die Premiere zu retten.
Der Schwank der Brüder Schönthan entstand 1883, in der Hochphase der Gattung. Er spielt in klassischer Manier mit Schein und Sein und der heimlichen Sehnsucht des Bürgertums nach Ausbruch, Freiheit und dem vermeintlich Verruchten. Generationen von prominenten Schauspielern haben den Theaterdirektor Striese verkörpert, das Stück wurde mehrfach bearbeitet und verfilmt. In Dresden wird Ahmad Mesgarha den Emanuel Striese geben, Torsten Ranft seinen bürgerlichen Gegenspieler, und als Ehefrauen werden Antje Trautmann (Frau Direktor Striese) und Hannelore Koch (Frau Professor Gollwitz) zu sehen sein. Susanne Lietzow, die das Stück auf die Bühne bringt, inszeniert u. a. in Magdeburg und am Wiener Volkstheater und erhielt 2014 den Nestroy-Preis für HÖLLENANGST. In Dresden zeichnet sie für zahlreiche Inszenierungen verantwortlich, u. a. für KLAUS IM SCHRANK, CORPUS DELICTI, DIE FIRMA DANKT und DAS GESPENST VON CANTERVILLE.
Der Schwank der Brüder Schönthan entstand 1883, in der Hochphase der Gattung. Er spielt in klassischer Manier mit Schein und Sein und der heimlichen Sehnsucht des Bürgertums nach Ausbruch, Freiheit und dem vermeintlich Verruchten. Generationen von prominenten Schauspielern haben den Theaterdirektor Striese verkörpert, das Stück wurde mehrfach bearbeitet und verfilmt. In Dresden wird Ahmad Mesgarha den Emanuel Striese geben, Torsten Ranft seinen bürgerlichen Gegenspieler, und als Ehefrauen werden Antje Trautmann (Frau Direktor Striese) und Hannelore Koch (Frau Professor Gollwitz) zu sehen sein. Susanne Lietzow, die das Stück auf die Bühne bringt, inszeniert u. a. in Magdeburg und am Wiener Volkstheater und erhielt 2014 den Nestroy-Preis für HÖLLENANGST. In Dresden zeichnet sie für zahlreiche Inszenierungen verantwortlich, u. a. für KLAUS IM SCHRANK, CORPUS DELICTI, DIE FIRMA DANKT und DAS GESPENST VON CANTERVILLE.
Besetzung
Regie
Susanne Lietzow
Bühne
Aurel Lenfert
Kostüme
Marie-Luise Lichtenthal
Musik
Gilbert Handler
Video
Petra Zöpnek
Licht
Dramaturgie
Felicitas Zürcher
Professor Gollwitz
Friederike, Gollwitz' Frau
Paula, die jüngere Tochter
Ines Marie Westernströer
Marianne, die ältere Tochter
Laina Schwarz
Dr. Neumeister, Mariannes Mann, Arzt
Benjamin Pauquet
Rosa, Dienstmädchen bei Gollwitz
Matthias Luckey
Karl Gross, Berliner Weinhändler
Emil Gross, genannt Sterneck, Karl Gross' Sohn
Christian Clauß
Emanuel Striese, Theaterdirektor
Luise, Strieses Frau
Antje Trautmann
Herrmann, Strieses Sohn
Thomas Braungardt
Höchst vergnüglich und verwicklungsreich spielt die um 1883 entstandene Komödie mit dem Reiz des Verbotenen und Verruchten. Eine fahrende Wandertheatergruppe droht die Fassade der Wohlanständigkeit der Familie des Professors (Torsten Ranft) zu beschädigen. Seine gestrenge Frau (Hannelore Koch) darf nichts von dessen Liaison mit dem Theater erfahren. Doch direkt vor der Professorenwohnung rollt mit Oldtimer und Campinganhänger voller Requisiten die Theatertruppe an. An der Spitze der bereits ergraute, aber immer noch heißblütig engagierte Theaterdirektor Striese. Eine Paraderolle für Ahmad Mesgarha, der mal schlitzohrig triumphiert und dann wieder herrlich komisch als Römerkönig im weißen Gewand scheitert.
Nacheinander steckt Striese fast alle mit dem Theatervirus an. Allen voran die Haushälterin Rosa (herrlich schräg: Matthias Luckey), aber selbst der biedere Schwiegersohn mit Doppelleben (Benjamin Pauquet) und die jüngere Professorentochter Paula (Ines Marie Westernströer), die für den Jungschauspieler Emil (linkisch-schüchtern: Christian Clauß) schwärmt, springen ein. Wunderbar komisch die entlarvenden Kommentare von Papagei Cicero, der von Bertolt List als Mann mit Anzug im goldenen Käfig gespielt wird.
Im Countdown vor der Premiere weiß keiner mehr, was Lüge, Spiel und Wirklichkeit ist. Doch selbst als im Eifer des Gefechts um die Sabinerinnen die Kulissen in Rauch aufgehen und die Theatertruppe im Seifenschaum buchstäblich baden geht, ist die Komödiantentruppe nicht totzukriegen. Begeisterter Beifall vom Publikum für ein grandioses Spektakel.“
Theaterdirektor Striese redet sich seine Welt schön, doch den Vorwurf der Schmiere weist er mit Würde zurück: ‚Wenn meine Frau als wahnsinnig gewordene Ophelia wie eine schöne Blume verwelkt, ersetzt eine einzige Träne von ihr alles, was uns an Personal und Dekoration fehlt!‘ Er brennt für die Kunst, und wenn sein Talent auch für das Burgtheater nicht reicht, bleibt er doch seinen Idealen treu. Sehnsucht heißt das Schlüsselwort der Inszenierung. Strieses patente Frau, bei Antje Trautmann in guten Händen, lebt dafür, dass abends der Lappen hochgeht. Professor Gollwitz möchte wenigstens einmal das Korsett der bürgerlichen Konventionen abstreifen. Seine strenge Gattin, Herrin des Hauses, dargestellt von Hannelore Koch, sehnt sich nach ein bisschen Verruchtheit, genießt Strieses tätschelnde Hand am Hintern. Tochter Paula, keck gespielt von Ines Marie Westernströer, will Tänzerin werden, läuft im Ballettröckchen herum und übt schon mal den Sprung im Spitzenschuh. Als schüchterner, talentloser Schauspieler, der sich heftig in Paula verliebt, überzeugt Christian Clauß. Herausragend Matthias Luckey als altjüngferliches und schwäbelndes Dienstmädchen Rosa.
Zum Höhepunkt des Abends wird das Theater im Theater. Die Aufführung der Römertragödie geht mit großem Aufwand krachen. Professor Gollwitz sitzt im Publikum und ruft verzweifelt ‚Aufhören, aufhören!‘. Sein 42-Personen-Stück wurde von dem vierköpfigen Striese-Ensemble gnadenlos zusammengestrichen. Am Ende geht alles ungebremst in Feuer und Bühnenschaum unter. Das Chaos ist perfekt, aber die Wandertruppe zieht weiter. Das Theater und die Träume hören nimmer auf.“