Uraufführung 04.05.2013
› Reinhardtsdorf-Schöna
Der Fall aus dem All
Ein Landschaftstheater in einem Dorf der Sächsischen Schweiz von Uli Jäckle
Eine Kooperation der Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna, der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden und Theater Aspik
Eine Kooperation der Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna, der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden und Theater Aspik
Handlung
Endlich ist Wochenende! Ab mit der Familie ins Grüne! In Reinhardtsdorf-Schöna gibt es das große Landschaftstheaterspektakel „Der Fall aus dem All“. Erleben Sie 53 Bewohner aus der Sächsischen Schweiz gemeinsam mit Profischauspielern. Wandern Sie vor der Kulisse des Zirkelsteins von Station zu Station und erleben hautnah eine absurde Science-Fiction: Ein Aquarellkurs besteht aus lauter Kripobeamten, österreichische Camper nehmen die falsche Abzweigung und verwechseln die Sächsische Schweiz mit Sizilien, das intergalaktische Fremdenverkehrsaufkommen kennt keine Grenzen mehr, und der Chef des Ministeriums für Extraterrestrische Angelegenheiten (MfeA) ist mit seinen Nerven am Ende. Als ein Raumschiff der Zirkulaner in Reinhardtsdorf landet, Zeitdimensionen durcheinander kommen und sich elbabwärts in der Hamburger Kunsthalle ein Bild des Malers Caspar David Friedrich in Luft auflöst, auf dem sich ein ominöses Vermächtnis finden soll, beginnt ein irrsinniges Spiel um Außerirdische, Heimische und die Zukunft der ganzen Welt, die in einem Dorf der Sächsischen Schweiz auf dem Spiel steht.
Eine Kooperation der Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna, der Bürgerbühne des Staatsschauspiel Dresden und des Theater ASPIK
Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes sowie von der LHP Toleranz der Landeshauptstadt Dresden
Eine Kooperation der Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna, der Bürgerbühne des Staatsschauspiel Dresden und des Theater ASPIK
Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes sowie von der LHP Toleranz der Landeshauptstadt Dresden
Besetzung
Regie
Uli Jäckle
Bühne
Thomas Rump
Kostüme
Elena Anatolevna
Künstlerische Leitung
Musik
Roman Keller
Produktionsleitung
Judith Kästner
Dramaturgie
Ole Georg Graf
Gunther, Polizist / Napoleon
Florian Brandhorst
Caspar David Friedrich
Oliver Dressel
Günther, Polizist alternierend
Jürgen Haase
Ludwig Fellner
Arnd Heuwinkel
Ines, Kommissarin
Luzia Schelling
Chef der MFEA
Michael Wenzlaff
Günther, Polizist
Uschi Fellner-Bratzeck
Veronika Steinböck
Der Malkurs
Siegfried, Kripo Helgoland
Bernhard Behnke
Rita, Kripo Dresden
Conny Jubelt
Resi, Kripo München
Hannelore Hering
Sigrun, Kripo Saarbrücken
Verena Müller
Sonja, Kripo Krippen
Brigitte Riedel
Die Bevölkerung
Regina Bergmann, Wolfgang Bergmann, Katja Kluge, Anton Kluge, Inge Langer, Karin Naumann, Elke Palme, Elke Pieschner, Erich Richter, Birgit Wacker, Michael Wacker, Hans-Jürgen Zscherper
MFEA
77
Pauline Bohnstedt
99
Cindy Döge
55
Cornelia Döge
222
Ronja Engelbrecht
333
Steffanie Engelbrecht
44
Dieter Füssel
777
Gabriele Könnemann
33
Gerd Laubenthal
555
Rainer Maly
22
Tom Mitscherling
888
Samira Odrich
111
Laura Palme
Die Außerirdischen
Ron Burian, Valentin Jäschke, Christian Naumann, Tilo Schröter, Leopold Schneider, Jakob Schneider, Kathleen Schneider, Olivia Schneider, Sandra Schneider, Jana Tändler
Die Napoleonische Kavallerie
Pauline Bohnstädt, Steffanie Engelbrecht, Ronja Engelbrecht, Gerd Laubenthal, Anne Schietzold
Video
Ein Theaterspektakel der besonderen Art
Ein Theaterspektakel der besonderen Art bringt das Schauspielhaus in die Sächsische Schweiz
Die Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna, das Theaterkollektiv Theater Aspik und die Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden starten in der 100. Spielzeit ein Großprojekt: 80 Bewohner des sächsischen Dorfes werden als Darsteller gemeinsam mit Theaterprofis ein Landschaftstheater inszenieren und das Publikum einladen, ein spektakuläres Stationendrama zu erleben. Das Genre ist komische Science-Fiction, welche die lieb gewonnenen Naturpanoramen lustvoll aus einem schrägen neuen Blickwinkel betrachtet. Olaf Ehrlich, der Bürgermeister von Reinhardtsdorf-Schöna; der Regisseur Uli Jäckle und der Schauspieler Michael Wenzlaff (Theater ASPIK) sowie der Schauspieler Philipp Lux, der Dramaturg Ole Georg Graf sowie die Regisseurin und Leiterin der Bürgerbühne Miriam Tscholl vom Staatsschauspiel Dresden haben sich vor Ort getroffen, um sich zu Beginn der Zusammenarbeit über das Projekt auszutauschen.
Olaf Ehrlich: Wir sind ein kleines Dorf am Rande Deutschlands. Aus Versehen kommt hier niemand her. Hier ist erst mal Ende-Gelände, direkt hinter dem Dorf liegt Tschechien. Wenn man durch unsere Straßen geht, sieht man wenige Leute, hier ist nicht viel. Zudem werden die Leute immer älter. Als Sie mit der Frage nach einer möglichen Zusammenarbeit an mich herangetreten sind, habe ich zu meiner Frau gesagt: „Das muss doch zu schaffen sein, dass wir die Theaterleute überzeugen, sich für unser Dorf zu entscheiden!“
Uli Jäckle: Man sucht erst mal das Besondere eines Ortes. Welches Landschaftsbild ist so speziell, dass es uns bei der Entwicklung einer möglichen theatralen Handlung inspiriert? Das Grundgerüst des Stücks basiert auf der Landschaft, die wir vorfinden. Als wir hier den Zirkelstein gesehen haben, war klar, dass das Stück an diesem Ort spielen muss, denn der Fels sieht aus, als sei er vom Himmel gefallen! Das hat unsere Fantasie beflügelt: Vielleicht sind Außerirdische hier gestrandet, und der Zirkelstein ist ihr Planet, der heruntergefallen ist? Die Geschichte entsteht, indem wir Ideen zusammentragen, während wir uns vor Ort umsehen. Uns sind hier beispielsweise sehr viele Menschen begegnet, die mit Skistöcken wandern gehen. Die werden dann in der Fantasie zu den Aliens, die Stöcke benutzen, um nicht aufzufallen. Außerdem liegt der Ort an der Elbe, da muss natürlich eine Bootsfahrt eingeplant werden. Eine andere Idee ist, dass die Außerirdischen landwirtschaftliche Geräte in Besitz nehmen, es gibt viele alte Maschinen aus der DDR-Zeit, die sehen aus wie Monster.
Uli Jäckle: Ja. Wenn man hört, was so ein Ort für Probleme hat, von Überalterung, Arbeitslosigkeit bis hin zu rechtsextremen Tendenzen, ist es wichtig, dass im Dorf ein neues Selbstgefühl entsteht. Ich wohne selbst in einem Dorf. Man kann sich einigeln oder fliehen, aber es gibt auch etwas Drittes: sich mit offenen Augen vor Ort bewegen und selbst etwas schaffen. Die Theatererfahrungen sind bei vielen Leuten aus dem Dorf wahrscheinlich relativ gering, aber die mediale Erfahrung ist groß, und deshalb spielen wir mit dem Genre Science-Fiction. Und nebenbei erfüllen wir uns unsere Kleine-Jungs-Träume von der Begegnung mit extraterrestrischen Lebensformen! (lacht)
Michael Wenzlaff: Das können alle Leute sein, Mitglieder des Feuerwehrvereins, des Sportvereins, der Reiterhof und der Kindergarten sind erst mal wichtige Ansprechpartner. Natürlich auch Privatpersonen, jeder soll mitspielen. Es gibt ein allgemein menschliches Bedürfnis, sich in irgendeiner Form auszudrücken. Ich glaube, das will jeder, manche haben das nur noch nicht in sich entdeckt. Wenn die Leute erst mal in ein Projekt involviert sind, sind sie oft bereit, die verrücktesten Sachen zu machen. Beispielsweise fuhren die Zuschauer beim Landschaftstheaterprojekt im niedersächsischen Heersum in einer Autokolonne. Zuvor hatten wir den Anwohnern einen Brief geschrieben mit der Bitte, jedes Mal mit dem Staubsauger vor das Haus zu gehen, wenn die Fahrzeugkolonne in Sicht kommt. Und dann standen tatsächlich am Sonntagmorgen zahlreiche Anwohner im Bademantel auf der Straße und haben fröhlich ihren Rinnstein gesaugt.
Michael Wenzlaff: In Heersum ist unsere Arbeit über zwei Jahrzehnte gewachsen, wir mobilisieren dort unglaublich viele Leute, was uns sehr freut. Mittlerweile agieren dort jedes Jahr mehrere Hundert Menschen. Es geht darum, die Kunstform des scheinbar Dilettantischen aufzuwerten. Die Wirkung, die wir erzielen, erzielen wir auch, weil wir handwerkliche Regeln des Theaters bewusst brechen. Das ist unser ästhetisches Markenzeichen. Wir mischen dabei professionelle Schauspieler und Laiendarsteller, und die inspirieren sich gegenseitig. Die Profis lernen, wieder ein bisschen unschuldiger zu sein, und die sogenannten Laien lernen etwas über Bühnenwirksamkeit.
Michael Wenzlaff: Ja klar, jeder Dorfbewohner, der Lust hat, wird eine Rolle spielen. Mit Text und allem, was dazugehört. Nur stehen wir nicht auf einer Bühne, sondern die Landschaft wird zur Bühne. Und das Publikum geht von Station zu Station, von Szene zu Szene und hat am Ende eine kleine Wanderung hinter sich: über Wasser, Wald, Wiesen, Dorfplätze usw. Das wird alles in den Proben vor Ort entwickelt.
Uli Jäckle: Es ist nicht so, dass sich die Mentalität der Leute grundsätzlich verändert hätte, da muss man die Kirche im Dorf lassen. Aber ich denke schon, dass die Bewohner eine größere Toleranz gegenüber andersdenkenden Leuten entwickeln.
Philipp Lux: Ich finde es toll, unser Elbflorenz einmal zu verlassen und da zu arbeiten, wo ich sonst nur als Tourist wandern gehe. Ich bin ganz angetan von der ersten Begegnung heute und freue mich darauf, einmal nicht wie sonst auf einer Probebühne zu stehen!
Uli Jäckle: Es muss den Leuten ein Stück Restanarchie zurückgeben. Jeder hat die Sehnsucht nach einem Regelbruch. Dieses Gefühl, das in unserem Alltag eliminiert wird, bei den Zuschauern hervorzurufen, das ist es, was die Leute zu uns bringt.
Michael Wetzlaff: Die Erfahrung lehrt, dass es sich lohnt auszuhalten, dass es keine Klarheit auf der Strecke gibt, dass die Proben nicht auf Anhieb perfekte Ergebnisse erzielen. Wir glauben daran, dass am Ende etwas Gutes dabei herauskommt.
Philipp Lux: Ich werde gerne mit ihnen über die Wiesen tanzen. (lacht)
Uli Jäckle: Wir konzipieren tagsüber, was wir abends mit den Darstellern proben. Man kann den Leuten aus dem Dorf nicht sagen: „Improvisiert mal!“, sondern sie müssen sehr konkret wissen, was die Idee der jeweiligen Szene ist. Wenn sie wissen, was sie tun, bekommen die Darsteller wieder eine neue Art von Freiheit und können diese selbst füllen.
Uli Jäckle: Wir konzipieren tagsüber, was wir abends mit den Darstellern proben. Man kann den Leuten aus dem Dorf nicht sagen: „Improvisiert mal!“, sondern sie müssen sehr konkret wissen, was die Idee der jeweiligen Szene ist. Wenn sie wissen, was sie tun, bekommen die Darsteller wieder eine neue Art von Freiheit und können diese selbst füllen.
Ole Georg Graf: Wir sind als Staatstheater keine Institution der Stadt Dresden, sondern eine des Freistaates Sachsen. Und Sachsen besteht zu einem großen Teil aus Orten wie Reinhardtsdorf-Schöna, also aus Grenzregionen und Gegenden, in denen es eine Landflucht gibt. Die Idee der Bürgerbühne basiert auf der Öffnung des Theaters. Dazu zählt auch, die Dresdner vor die Tore ihrer Stadt zu locken oder die Bewohner des Umlandes für das Theater zu begeistern. Die Zusammenarbeit mit Theater Aspik ist für die Bürgerbühne so etwas wie der nächste logische Schritt. Es geht immer um die Frage, wie sich die kulturellen Leuchttürme über die Zentren hinaus rechtfertigen. Wenn man es mit Fußball vergleicht: Ohne den Fußballverein in Schöna oder Bad Schandau kein Dynamo Dresden. Die Profivereine sind immer auf diese Basisarbeit angewiesen!
Olaf Ehrlich: Oha, ja, mal sehen. Gibt es auf anderen Planeten eigentlich auch Bürgermeister?
Für Reinhardtsdorf-Schöna ist es ganz sicher eine Bereicherung – das intergalaktische Theaterspektakel macht das populäre Ausflugsziel noch attraktiver.“
Eine durchgeknallte Konstellation, die für Unterhaltung sorgt. Regisseur Uli Jäckle kennt sich aus mit ungewöhnlichen Inszenierungen. Seit Jahren führt er im niedersächsischen Heersum Landschaftstheater auf und ist mit seinem Theater Aspik Spezialist für Theater in oder an fremden Orten. Intensive Bilder, ausgefallene Kostüme, Musik und Sound sorgen für eine eigene Ästhetik, die den Zuschauer aktiv beteiligen.
In der Kooperation mit den Theater-Profis und der Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna wird die charakteristische Form des Zirkelsteins als perfekte Kulisse in Szene gesetzt.
Für Reinhardtsdorf-Schöna ist es ganz sicher eine Bereicherung – das intergalaktische Theaterspektakel macht das populäre Ausflugsziel noch attraktiver.“