Premiere 11.05.2012
› Schauspielhaus
Damen der Gesellschaft
Komödie von Clare Boothe Luce
Deutsch von Nina Adler
Deutsch von Nina Adler
Handlung
Dschungelrot. Das ist die Farbe von Sylvias Fingernägeln, mit denen sie gleich am Lack von Marys heiler Welt kratzen wird. Denn Mary Haines hat zwar alles, was sie sich wünscht: Sie ist reich und schön, hat zwei süße Kinder und einen reizenden Mann. Was sie aber nicht weiß: Dieser reizende Gatte betrügt sie. Seine Geliebte ist die junge und ehrgeizige Verkäuferin Crystal. In Kosmetiksalons, Gymnastikstudios und Modeateliers ist nun das Scheitern von Marys Ehe zu erleben: Intrigen werden gesponnen, Konkurrentinnen zur Rede gestellt, alte Feindschaften wiederbelebt. Doch nicht nur Mary verliert ihren Mann, auch die Männer ihrer Freundinnen entscheiden sich für jüngere Frauen und eine zweite Runde – die Damen der Gesellschaft bangen um ihr privilegiertes Leben. Erst als Mary sich von den falschen Ratschlägen befreit und selber die Krallen ausfährt, findet die Komödie zu ihrem glücklichen Ende.
DAMEN DER GESELLSCHAFT ist eine Satire über Frauen aus scheinbar besseren Verhältnissen und ihre Angst vor Alter, Abstieg und Verfall. Das Stück war im Jahre 1936 der Durchbruch für die junge amerikanische Autorin Clare Boothe Luce und wurde am Broadway über 650 Mal gespielt. Es wurde zwei Mal verfilmt und ist inzwischen klassisch gewordenes Schauspielerfutter. Allerdings nur für Damen. Über die Männer wird diesmal nur geredet – dafür ausführlich ...
DAMEN DER GESELLSCHAFT ist eine Satire über Frauen aus scheinbar besseren Verhältnissen und ihre Angst vor Alter, Abstieg und Verfall. Das Stück war im Jahre 1936 der Durchbruch für die junge amerikanische Autorin Clare Boothe Luce und wurde am Broadway über 650 Mal gespielt. Es wurde zwei Mal verfilmt und ist inzwischen klassisch gewordenes Schauspielerfutter. Allerdings nur für Damen. Über die Männer wird diesmal nur geredet – dafür ausführlich ...
Besetzung
Regie
Simone Blattner
Bühne
Kostüme
Dagmar Fabisch
Musik
Dramaturgie
Felicitas Zürcher
Licht
Mary Haines
Sylvia Fowler
Nele Rosetz
Peggy Day
Ines Marie Westernströer
Edith Potter
Nancy Blake, Schriftstellerin
Oda Pretzschner
Crystal Allen, Parfümverkäuferin
Picco von Groote
Miriam Aarons, Musical-Star
Antje Trautmann
Countess de Lage
Helga Werner
Mrs. Morehead, Marys Mutter
Kleinmary, Marys Tochter
Lea Ruckpaul
Olga, Maniküre
Julia Keiling
Euphie, Friseurin / Miss Shapiro, Verkäuferin
Christine-Marie Günther
Zweite Verkäuferin / Gymnastin
Julia Keiling
Jane, Kinderfrau
Maggie, Köchin
Helga Werner
Miss Watts, Sekretärin
Antje Trautmann
Krankenschwester
Christine-Marie Günther, Julia Keiling
Garderobiere im „Blue Moon Roof“
Christine-Marie Günther, Julia Keiling
Video
Martin Heckmanns über Simone Blattner
Über die bisweilen komische Regisseurin Simone Blattner von Martin Heckmanns
Simone Blattner hat mein Leben verändert. Ich bin befangen, wenn ich einen Text schreiben soll über diese energiegeladene, formstrenge, stilsichere und wirkungsbewusste Regisseurin, und meinem Urteil ist nur bedingt zu trauen, denn: Simone Blattner hat mein Leben verändert. Es war zehn Tage vor der Premiere meines Stücks „Schieß doch, Kaufhaus!“ im Mai 2002 am Dresdner Theater in der Fabrik. Die Leitung des Hauses hatte dem vorgesehenen Regieteam das Vertrauen entzogen und Simone Blattner engagiert, in diesen letzten zehn Tagen eine Aufführung zu retten, bei der weder Text noch Regie noch Schauspieler wussten, was aus ihnen werden sollte. Von ihrem Ruf als „Drill-Instructor“ hatte ich bis dahin noch nicht gehört, aber nach zehn Probentagen wusste ich, wie sie ihn erworben hatte. Sie brauchte eine halbe Stunde Gespräch, um den Text zu begreifen, eine einzige Anweisung, um alle bisherigen Inszenierungsideen über Bord zu werfen, und sie nutzte die verbleibenden zehn Tage bis einige Minuten vor der Premiere, um das gesamte Team in Spannung zu setzen und zu halten.
Simone Blattner fordert viel. Sie erlaubt keine Lässigkeiten, sie inszeniert Kommata, sie hat eine große Lust an der Mechanik des Geschehens. Und sie hasst Langeweile auf der Bühne. Das bringt ihre Inszenierungen manchmal in Atemnot und nimmt ihnen die Momente der Entspannung, in den besten Fällen aber versprühen ihre Arbeiten eine hohe Energie und den Witz der Zuspitzung.
Manchmal meint man im Hintergrund ein Metrum zu hören, und wahrscheinlich deshalb werden ihre Inszenierungen von der Kritik oft an musikalischen Kriterien gemessen. Sie sind näher an der Electronic Body Music als am Kuschelrock, näher am Minimalismus als an der Romantik. Ich habe bisher keine Regisseurin kennengelernt, die Texte genauer auf ihren Rhythmus und ihren Klang hin überprüft. Und so zog sie in kurzer Zeit mit großer Präzision und Sorgfalt eine Ordnung ein in meinen Text, die dieser bis dato nicht gekannt hatte. Die Struktur ihrer Lektüre spiegelte sich wider in einer streng choreografierten Inszenierung, die die Mitwirkenden auch körperlich an ihre Grenzen brachte. Ich habe Schauspieler nach einer Probe mit Simone Blattner am Rande der Tränen gesehen. Und ich habe dieselben Schauspieler Wochen oder Monate später sagen gehört, wie genau sie sich und ihre Routinen und Marotten in der Arbeit erkannt hätten. Es waren meine ersten Erfahrungen am Theater, und sie prägten meinen Blick. Für lange Zeit dachte ich, dass Probenarbeit ein Kampf sein müsse und Unordnung der Feind. Und für diese erste gemeinsame Arbeit musste es wahrscheinlich so sein. Die Inszenierung war ein Erfolg, der „Drill-Instructor“ hatte seine Arbeit erledigt.
Dass Simone Blattner Schweizerin sein soll, halten die meisten für ein Gerücht. Sie ist das Gegenteil von langsam. Freundlich wird sie nur unter besonderen Umständen und selten bei der Arbeit. Und wenn es etwas gibt, was ihr bis in den Körper widerspricht, scheint es Gemütlichkeit zu sein. Sie ist 1968 in Basel geboren, hat in München Regie studiert und inszeniert seit fast 15 Jahren an großen Häusern in Deutschland und der Schweiz.
Simone Blattner fordert viel. Sie erlaubt keine Lässigkeiten, sie inszeniert Kommata, sie hat eine große Lust an der Mechanik des Geschehens. Und sie hasst Langeweile auf der Bühne. Das bringt ihre Inszenierungen manchmal in Atemnot und nimmt ihnen die Momente der Entspannung, in den besten Fällen aber versprühen ihre Arbeiten eine hohe Energie und den Witz der Zuspitzung.
Manchmal meint man im Hintergrund ein Metrum zu hören, und wahrscheinlich deshalb werden ihre Inszenierungen von der Kritik oft an musikalischen Kriterien gemessen. Sie sind näher an der Electronic Body Music als am Kuschelrock, näher am Minimalismus als an der Romantik. Ich habe bisher keine Regisseurin kennengelernt, die Texte genauer auf ihren Rhythmus und ihren Klang hin überprüft. Und so zog sie in kurzer Zeit mit großer Präzision und Sorgfalt eine Ordnung ein in meinen Text, die dieser bis dato nicht gekannt hatte. Die Struktur ihrer Lektüre spiegelte sich wider in einer streng choreografierten Inszenierung, die die Mitwirkenden auch körperlich an ihre Grenzen brachte. Ich habe Schauspieler nach einer Probe mit Simone Blattner am Rande der Tränen gesehen. Und ich habe dieselben Schauspieler Wochen oder Monate später sagen gehört, wie genau sie sich und ihre Routinen und Marotten in der Arbeit erkannt hätten. Es waren meine ersten Erfahrungen am Theater, und sie prägten meinen Blick. Für lange Zeit dachte ich, dass Probenarbeit ein Kampf sein müsse und Unordnung der Feind. Und für diese erste gemeinsame Arbeit musste es wahrscheinlich so sein. Die Inszenierung war ein Erfolg, der „Drill-Instructor“ hatte seine Arbeit erledigt.
Dass Simone Blattner Schweizerin sein soll, halten die meisten für ein Gerücht. Sie ist das Gegenteil von langsam. Freundlich wird sie nur unter besonderen Umständen und selten bei der Arbeit. Und wenn es etwas gibt, was ihr bis in den Körper widerspricht, scheint es Gemütlichkeit zu sein. Sie ist 1968 in Basel geboren, hat in München Regie studiert und inszeniert seit fast 15 Jahren an großen Häusern in Deutschland und der Schweiz.
Mittlerweile hat sie vier Stücke von mir inszeniert, und selbstverständlich ist ihr Charakter komplexer, sind ihre Regiearbeiten vieldeutiger als oben beschrieben. Mit zunehmendem Vertrauen ist die Anspannung des Anfangs gewichen, und inzwischen lässt sie vermehrt auch stille und zärtliche Momente in ihren Inszenierungen zu, manchmal sogar Langsamkeit. Immer noch staunend denke ich an die Hochspannung der ersten Zusammenkunft zurück, und ich weiß sicher, jetzt kann ich es sagen, ohne Simone Blattner wäre mein Text kraft- und orientierungslos untergegangen, und ich mit ihm. Danke also für die Rettung.
Die beste Arbeit von Simone Blattner, die ich gesehen habe, war aber keine Inszenierung eines Gegenwartsstücks, sondern ihre Frankfurter Inszenierung des französischen Boulevardklassikers „Floh im Ohr“ von Georges Feydeau. Es ist eine Verwechslungskomödie, in der die Figuren keine Zeit mehr finden, sich richtig anzuschauen. Überspannte Großstädter ringen hier um kleinere und größere Nichtigkeiten, um Hosenträger, Ehebruch und falsche Eifersucht. In der Panik vor ihrer inneren Leere werden die so gezeichneten Figuren hektisch, steif, ungelenk und für den Betrachter komisch. Das Gelächter im Zuschauersaal nahm hysterische Züge an.
Im Lachen verliert der Mensch kurzfristig die Beherrschung. Denn Lachen reagiert auf Überforderung. Widersprüche stoßen aufeinander, Menschen fallen über Dinge, es knallt zusammen, was nicht zusammengehört. Der französische Philosoph Henri Bergson hat in seinem Text über das Lachen den Grund des Komischen in Formen der Unflexibilität gesucht. Mechanismen, Automatisierungen und Konventionen, die in Gegensatz zu den Bewegungen des Lebens geraten sind, bewirken danach den Effekt des Komischen. „Was an dem einen wie an dem andern lächerlich ist, ist eine gewisse mechanische Starrheit, da wo wir geistige Rührigkeit und Gelenkigkeit fordern“, heißt es bei Bergson. Der starre Mechanismus stellt eine „Abirrung vom Leben“ dar, und das Lachen versucht diese Abirrung zu korrigieren.
Damit ist das Lachen eine „soziale Geste, die eine bestimmte Art des Abweichens vom Lauf des Lebens und der Ereignisse sichtbar macht und gleichzeitig verurteilt“. Das Lachen ist bei Bergson eine Art Strafe für den unflexiblen Menschen. Die Schauspieler nehmen diese Strafe dankend an. Es ist die Aufforderung, die eigenen Mechanismen zu überprüfen und wieder neu zugänglich zu werden für die Zufälle der Gegenwart und aufmerksam für den eigenen Rhythmus.
Lachen machen ist eine harte Arbeit. Sie erfordert Genauigkeit, Taktgefühl und ein Gespür für die von Bergson beschriebenen Mechanismen. Für jede Pointe gibt es nur eine Chance. Simone Blattner – auf das Wort sensibel rea-gierte sie vermutlich sehr empfindlich – ist eine Regisseurin der gespannten Sensibilität. Und Vorsicht! Sie könnte Ihr Leben verändern.
Martin Heckmanns ist Autor und Dramaturg. Seine Stücke wurden bisher in mehr als zehn Ländern aufgeführt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Einige davon hat die Regisseurin Simone Blattner mit großem Erfolg zur Uraufführung gebracht, darunter SCHIESS DOCH, KAUFHAUS! am TIF Dresden, KRÄNK am Schauspiel Frankfurt und ZUKUNFT FÜR IMMER am Staatsschauspiel Dresden.
Die beste Arbeit von Simone Blattner, die ich gesehen habe, war aber keine Inszenierung eines Gegenwartsstücks, sondern ihre Frankfurter Inszenierung des französischen Boulevardklassikers „Floh im Ohr“ von Georges Feydeau. Es ist eine Verwechslungskomödie, in der die Figuren keine Zeit mehr finden, sich richtig anzuschauen. Überspannte Großstädter ringen hier um kleinere und größere Nichtigkeiten, um Hosenträger, Ehebruch und falsche Eifersucht. In der Panik vor ihrer inneren Leere werden die so gezeichneten Figuren hektisch, steif, ungelenk und für den Betrachter komisch. Das Gelächter im Zuschauersaal nahm hysterische Züge an.
Im Lachen verliert der Mensch kurzfristig die Beherrschung. Denn Lachen reagiert auf Überforderung. Widersprüche stoßen aufeinander, Menschen fallen über Dinge, es knallt zusammen, was nicht zusammengehört. Der französische Philosoph Henri Bergson hat in seinem Text über das Lachen den Grund des Komischen in Formen der Unflexibilität gesucht. Mechanismen, Automatisierungen und Konventionen, die in Gegensatz zu den Bewegungen des Lebens geraten sind, bewirken danach den Effekt des Komischen. „Was an dem einen wie an dem andern lächerlich ist, ist eine gewisse mechanische Starrheit, da wo wir geistige Rührigkeit und Gelenkigkeit fordern“, heißt es bei Bergson. Der starre Mechanismus stellt eine „Abirrung vom Leben“ dar, und das Lachen versucht diese Abirrung zu korrigieren.
Damit ist das Lachen eine „soziale Geste, die eine bestimmte Art des Abweichens vom Lauf des Lebens und der Ereignisse sichtbar macht und gleichzeitig verurteilt“. Das Lachen ist bei Bergson eine Art Strafe für den unflexiblen Menschen. Die Schauspieler nehmen diese Strafe dankend an. Es ist die Aufforderung, die eigenen Mechanismen zu überprüfen und wieder neu zugänglich zu werden für die Zufälle der Gegenwart und aufmerksam für den eigenen Rhythmus.
Lachen machen ist eine harte Arbeit. Sie erfordert Genauigkeit, Taktgefühl und ein Gespür für die von Bergson beschriebenen Mechanismen. Für jede Pointe gibt es nur eine Chance. Simone Blattner – auf das Wort sensibel rea-gierte sie vermutlich sehr empfindlich – ist eine Regisseurin der gespannten Sensibilität. Und Vorsicht! Sie könnte Ihr Leben verändern.
Martin Heckmanns ist Autor und Dramaturg. Seine Stücke wurden bisher in mehr als zehn Ländern aufgeführt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Einige davon hat die Regisseurin Simone Blattner mit großem Erfolg zur Uraufführung gebracht, darunter SCHIESS DOCH, KAUFHAUS! am TIF Dresden, KRÄNK am Schauspiel Frankfurt und ZUKUNFT FÜR IMMER am Staatsschauspiel Dresden.
Für die grelle Welt der Luxussorgen haben Alain Rappaport eine witzig poppige Puppenhaus-Bühne und Dagmar Fabisch schillernde Glamour-Kostüme entworfen.“