Premiere 08.02.2019
› Kleines Haus 1
Biedermann und die Brandstifter
Handlung
„Der geht lieber zugrunde, als daß er seine kleinen feigen Falschheiten auch nur sich selber zugibt.“ (Max Frisch)
Er will Ruhe und Gemütlichkeit. Man lebt schließlich nur einmal, und auch wenn seine Frau meint, dass er bisweilen zu gutmütig sei, so kann man doch nicht ständig überall nur Schlechtes und Böses sehen. Biedermann ist sich sicher: Die zwei armen Männer auf seinem Dachboden wollen bloß Obdach. Ihre kleinen Witzeleien über Brandstiftung sind zugegebenermaßen etwas unpassend, aber man ist doch nicht humorlos. Schließlich geht es auch um den eigenen Ruf, und als spießig und kleingeistig möchte Biedermann nicht gelten. Doch Selbstsicherheit, Bequemlichkeit und der absolute Wille zum Guten lassen Biedermann übersehen, wofür Benzinfässer und Zündschnur doch eindeutiger Beweis sind: Er hat Brandstifter im Haus. Und er wird ihnen als aufgeschlossener, vorurteilsfreier Mensch in einem Akt des Vertrauens selbst die Streichhölzer reichen.
Max Frisch hat mit BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER ein „Lehrstück ohne Lehre“ geschrieben, in dem die Wahrheit als beste Tarnung genutzt wird und ein Mensch offenen Auges in sein Unglück läuft, weil er seine Meinung über sich selbst nicht ändern kann. Die Offenheit, mit der die Brandstifter Biedermann auf seinen Verdacht ansprechen, führt zu Scham. Die Scham lässt ihn lügen, um unangenehme Situationen zu vermeiden und nicht als Unmensch dazustehen. Immer größer wird die Kluft zwischen dem, was Biedermann darstellen will, und dem, was er tatsächlich fühlt und denkt. Seine Annahme, dass die deutlich ausgesprochene Drohung der Brandstifter sicher so radikal nicht gemeint sein könne, wird zum letzten Anker vor der eigenen Ängstlichkeit und führt direkt in die Katastrophe.
Er will Ruhe und Gemütlichkeit. Man lebt schließlich nur einmal, und auch wenn seine Frau meint, dass er bisweilen zu gutmütig sei, so kann man doch nicht ständig überall nur Schlechtes und Böses sehen. Biedermann ist sich sicher: Die zwei armen Männer auf seinem Dachboden wollen bloß Obdach. Ihre kleinen Witzeleien über Brandstiftung sind zugegebenermaßen etwas unpassend, aber man ist doch nicht humorlos. Schließlich geht es auch um den eigenen Ruf, und als spießig und kleingeistig möchte Biedermann nicht gelten. Doch Selbstsicherheit, Bequemlichkeit und der absolute Wille zum Guten lassen Biedermann übersehen, wofür Benzinfässer und Zündschnur doch eindeutiger Beweis sind: Er hat Brandstifter im Haus. Und er wird ihnen als aufgeschlossener, vorurteilsfreier Mensch in einem Akt des Vertrauens selbst die Streichhölzer reichen.
Max Frisch hat mit BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER ein „Lehrstück ohne Lehre“ geschrieben, in dem die Wahrheit als beste Tarnung genutzt wird und ein Mensch offenen Auges in sein Unglück läuft, weil er seine Meinung über sich selbst nicht ändern kann. Die Offenheit, mit der die Brandstifter Biedermann auf seinen Verdacht ansprechen, führt zu Scham. Die Scham lässt ihn lügen, um unangenehme Situationen zu vermeiden und nicht als Unmensch dazustehen. Immer größer wird die Kluft zwischen dem, was Biedermann darstellen will, und dem, was er tatsächlich fühlt und denkt. Seine Annahme, dass die deutlich ausgesprochene Drohung der Brandstifter sicher so radikal nicht gemeint sein könne, wird zum letzten Anker vor der eigenen Ängstlichkeit und führt direkt in die Katastrophe.
Dauer der Aufführung: 1 Stunde und 15 Minuten.
Keine Pause.
Keine Pause.
Besetzung
Regie
Nicola Bremer
Bühne
Jakob Ripp
Kostüme
Musik
Saga Björklund Jönsson
Licht
Dramaturgie
Herr Biedermann
Babette, seine Frau
Anna, ein Dienstmädchen
Schmitz, ein Ringer
Eisenring, ein Kellner
Ein Polizist | Witwe Knechtling | Ein Dr. Phil.
Der Chor
Ensemble
In der Dresdner Fassung sind die Eheleute durchaus heutig, vor allem Biedermanns Sprache hat etwas mehr Schneid und weniger von dem Möchtegern-Nobeln der Fassung von 1958.
Gegen ein Duo wie das der Zündler, unschlagbar gespielt von Philipp Lux und Viktor Tremmel, hat er keine Chance. Sie führen mit sichtlichem Spaß ihre eigene Oper auf, unverstellt und natürlich, gerade im Kontrast zum Ehepaar Biedermann. Aber ach, auch Natürlichkeit ist allzu oft eine Inszenierung – eine der vielen Lehren, die in dem ‚Lehrstück ohne Lehre‘ von Max Frisch lauern, ohne sich sauertöpfisch aufzudrängen.
Steffi Rehberg hat für das feurige Duo Kostüme entworfen, bei denen kein Teil zum andern passt und die dennoch deshalb perfekt wirken – modernes Understatement, Shabby-Ironie, hallo Zeitgeist.
Regisseur Nicola Bremer hat den Biedermann, es ist seine erste Arbeit für das Staatsschauspiel, klug und durchaus mutig modernisiert. Man mag den Chor vermissen, den Max Frisch als Kommentator und gelegentliches Hindernis auf der Bühne erdachte. Dessen bissige Anmerkungen – ‚Wer die Verwandlungen scheut mehr als das Unheil, was kann er tun wider das Unheil‘ – hat die Komponistin Saga Björklund Jönsson in eine elektronische Zwischenmusik gebettet, laut und beeindruckend.
Philipp Grimm legt die Hauptrolle so geschmeidig und voller Angst vor Fehlern an, dass er als Hausherr beinahe puppenhaft wirkt, der brav Alltag und Rolle abarbeitet. Stark dann, wie er bei der hochinteressanten Befragung des Publikums, wie es denn handeln würde, den empathisch wirkenden Machtmenschen gibt. Zunehmend gewinnt er an Profil, das Stück entwickelt einen faszinierenden Sog bis zur letzten Minute, die schnell kommt: Nach 75 Minuten brennt‘s lichterloh.
Dabei hatte Biedermann extra eine Schutzwand auf das Podium gestellt. Betonsteine, wie man sie etwa vom Weihnachtsmarkt kennt, bilden das Wohnzimmer und später den Dachboden. Die Bühne von Jakob Ripp schlägt die Brücke zwischen Lego und Terror und sorgt für weitere Zwischenräume des Sowohl-als-Auch in einem Stück, das so sehenswert wie geistig anregend ist.“
Es scheint völlig selbstverständlich, wie die beiden Ganoven Schmitz und Eisenring Benzin und Zündgerät auf Biedermanns Dachboden einlagern können. ‚Merkt der denn nichts!‘, möchte man aufschreien, oder will der nichts merken? Mit Philipp Lux und Viktor Tremmel bietet das Ensemble zwei seiner besten Komödianten für diese Rollen auf. In einer Mischung aus Charme, Chuzpe und Zynismus tarnen sie, von sich selbst amüsiert, ihre verheerende Absicht. Solchen goldigen Schlitzohren kann man doch nicht etwa böse sein? ‚Man muss auch ein bisschen Vertrauen haben‘, sagt sich und dem Publikum Gottlieb Biedermann. Er ist nicht der heute denunzierte naive Gutmensch, sondern eher der gefährliche Ignorant.
Eine hübsche zeitgeistlose Verfremdung gelingt Regisseur Bremer mit dem Dienstmädchen Anna. Anna-Katharina Muck erscheint als Alexa auf Beinen oder jedenfalls als eine dieser moralneutralen künstlichen Intelligenzen aus Sci-Fi-Filmen. Eine Sprechpuppe mit eckigen Bewegungen, die auch als Erzählerin oder Ansagerin das Geschehen vorantreibt.
Jakob Ripp hat eine kombinierbare Mauer aus Großbausteinen auf die Bühne gesetzt. Ein Symbol für das Domizil, aber auch für die gedankliche Gefangenschaft.
Konsequent wird der Sound scheinbarer Normalität durchgehalten, und gerade diese bedrohliche Heiterkeit wirkt wie ein Menetekel.“
Ein aufwühlender Abend, der herausfordert, hinter Fassaden zu schauen.“
Philipp Lux und Viktor Tremmel verkörpern bravourös die klettenhaften und wortgewandten Brandstifter.“