Premiere 06.12.2012
› Kleines Haus 3
Aus dem Leben eines Taugenichts
nach der Novelle von Joseph von Eichendorff
Handlung
Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ ist wohl die bekannteste Novelle der Romantik überhaupt. Unverstanden von der Welt der Erwachsenen, aber voller Sehnsucht und auf der Suche nach Liebe und dem Sinn des Lebens macht sich der Taugenichts auf den Weg. Vom Vater weggejagt, weil er lieber nichts tut, als diesem zur Hand zu gehen, läuft er los, ziellos, und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die meiste Zeit aber träumt er von Aurelie – der scheinbar unerreichbaren Gräfin. Für sie singt und dichtet er Liebeslieder. Allein er findet kein Gehör. Und weil ihm „die Welt zu eng und die Ewigkeit zu kurz ist“, zieht er fort ins sündige Rom, wo er sich von ungezügelten Romanzen, frivolen Verführungen und undurchsichtigen Versteckspielen verlocken lässt. Die Sehnsucht nach Aurelie jedoch bleibt; wo er geht und steht, erscheint ihm ihr Bild. Und als ihn – ganz unverhofft und unerwartet – ein Brief von Aurelie erreicht mit der Bitte, zu ihr zu kommen, zögert er keine Sekunde und tritt augenblicklich die Rückreise an.
Es fällt leicht, sich mit Eichendorffs Figur zu identifizieren: Die Reise- und Lebenslust des Taugenichts führt raus aus der Einöde des Alltags. Es gibt kein festes Ziel, das Glück liegt im Reisen, im Müßiggang, im Träumen selbst. Eichendorffs Taugenichts ist der Gegenentwurf zum durchrationalisierten und reglementierten Leben in einer auf Zweck und Funktion gedrillten Welt. Sein Taugenichts ist ein Träumer. Ein Träumer, der uns einlädt, unsere Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Es fällt leicht, sich mit Eichendorffs Figur zu identifizieren: Die Reise- und Lebenslust des Taugenichts führt raus aus der Einöde des Alltags. Es gibt kein festes Ziel, das Glück liegt im Reisen, im Müßiggang, im Träumen selbst. Eichendorffs Taugenichts ist der Gegenentwurf zum durchrationalisierten und reglementierten Leben in einer auf Zweck und Funktion gedrillten Welt. Sein Taugenichts ist ein Träumer. Ein Träumer, der uns einlädt, unsere Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Besetzung
Regie
Jan Gehler
Bühne
Sabrina Rox
Kostüme
Cornelia Kahlert
Musik
Johannes Birlinger
Dramaturgie
Luise Mundhenke
Licht
Taugenichts
Benjamin Pauquet
Aurelie / Spion / Zofe / Malerin / Waldhornistin
Flora / Magd / Malerin Eckbrecht / Posaunistin
Antje Trautmann
Portier / Postillion / Schlossherrin / Maler / Oboist
Benjamin Höppner
Kammerjungfer / Leonhard / Verliebter Student / Maler / Klarinettist
Stefko Hanushevsky
Video
Bepackt mit ganz eigenen Vorstellungen und Träumen zieht ein junger Mann ins Leben. Arbeit ist ihm nur mäßig wichtig, lieber reist und musiziert er. 1826 hat Joseph von Eichendorff seine Novelle vom „Taugenichts“ geschrieben. Über 180 Jahre später ziehen die drei Spiesser-Autoren Peter, Christina und Gustav Parallelen und erzählen ganz persönlich „aus dem Leben eines Taugenichts“.
Schluss mit „Melde dich, wenn du was sagen willst“! Für Peter war das Abi ein Befreiungsschlag. Bis er der Frage begegnete: Wie geht’s weiter?
Die Vorstellung, als 18-Jähriger sofort an die Uni zu gehen, fand ich lächerlich. Folgende Alternativen hatte ich mir überlegt: 1. „Mama, darf ich ein Jahr lang nachts den Kühlschrank leerfuttern und tagsüber schlafen?“ 2. Ich könnte eine Weile durch die Weltgeschichte gondeln. Nur: mit welchem Geld? „Mama?“ Nein. Sollte ich es etwa mit Arbeit versuchen?
Arbeit. Das ist doch diese Krankheit, deretwegen man mitten in der Nacht schlecht gelaunt aufwacht, sich hastig ein Frühstück reinzieht und verschwindet, um dann kurz vor Sonnenuntergang nach Hause zu schlurfen und todmüde ins Bett zu fallen. Ein bisschen überspitzt? Ja. Meinen Eltern würde es trotzdem nicht schaden, weniger zu arbeiten. Wenn man fünf Tage pro Woche fast komplett im Büro verbringt, dann sollte es dort echt gut sein.
Als frischgebackener Abiturient kommst du ohne „Vitamin B“ oder einen Flaschengeist nur an wenig erfüllende Arbeitsplätze. Auf Monotonie hatte ich nach zwölf Jahren Frontalunterricht keine Lust. Ich wollte „in die Welt gehen und mein Glück machen“ – wie der Taugenichts.
So landete ich beim Freiwilligendienst in Ghana. In einer Privatschule. Wo ich gleich am ersten Tag zu den eingestaubten Büchern in die Bibliothek verdammt wurde. Inzwischen ist der Staub raus, ein System drin, und ich suche mir sinnvollere Aufgaben. Beim Unterrichten muss ich mich in der Klasse durchsetzen, ohne wie die Lehrer hier einen Stock zu benutzen. Sobald jemand beim Vorlesen dazwischenredet oder lacht, nehme ich das Buch und gehe – meine Art von Autorität. Dass meine Schüler mich auch so respektieren, ist ein wunderbares Gefühl.
Arbeit. Das ist doch diese Krankheit, deretwegen man mitten in der Nacht schlecht gelaunt aufwacht, sich hastig ein Frühstück reinzieht und verschwindet, um dann kurz vor Sonnenuntergang nach Hause zu schlurfen und todmüde ins Bett zu fallen. Ein bisschen überspitzt? Ja. Meinen Eltern würde es trotzdem nicht schaden, weniger zu arbeiten. Wenn man fünf Tage pro Woche fast komplett im Büro verbringt, dann sollte es dort echt gut sein.
Als frischgebackener Abiturient kommst du ohne „Vitamin B“ oder einen Flaschengeist nur an wenig erfüllende Arbeitsplätze. Auf Monotonie hatte ich nach zwölf Jahren Frontalunterricht keine Lust. Ich wollte „in die Welt gehen und mein Glück machen“ – wie der Taugenichts.
So landete ich beim Freiwilligendienst in Ghana. In einer Privatschule. Wo ich gleich am ersten Tag zu den eingestaubten Büchern in die Bibliothek verdammt wurde. Inzwischen ist der Staub raus, ein System drin, und ich suche mir sinnvollere Aufgaben. Beim Unterrichten muss ich mich in der Klasse durchsetzen, ohne wie die Lehrer hier einen Stock zu benutzen. Sobald jemand beim Vorlesen dazwischenredet oder lacht, nehme ich das Buch und gehe – meine Art von Autorität. Dass meine Schüler mich auch so respektieren, ist ein wunderbares Gefühl.
Christinas Leben besteht die meiste Zeit aus Sorge um sich selbst, aus Gott, Arbeit – und Musik.
„Wenn Worte aufhören, beginnt die Musik“ – da gebe ich Heinrich Heine recht. Musik vermag zu trösten, mich in Liebe dahinschmelzen zu lassen, eine unbändige Wut in mir zu wecken. Jeder hat seinen „Soundtrack des Lebens“, meiner geht so:
Der Kobold mit dem roten Haar – Immer wenn meine Eltern in der Küche noch den Abwasch machten und sich unterhielten, wäre ich gerne dabei gewesen – doch für mich war Bettgehzeit. Also sangen mich der Kobold mit dem roten Haar und sein Meister Eder in den Schlaf.
Ich find dich scheiße – Mit meiner Freundin Jenny saß ich oft auf der Seilbahn des Kinderspielplatzes, dem wir längst entwachsen waren, und rappte Tic Tac Toes „Ich find dich scheiße“. Mit jeder Zeile grenzte ich mich weiter von meinen Eltern ab, auch wenn der Text nicht auf sie gemünzt war.
Ich bin dagegen, ich bin nicht so wie ihr – Durch die wütend-verzweifelten Stunden meiner Pubertät half mir mein Ghettoblaster mit Basslautsprechern. Die Ärzte sangen in „Rebell“ genau das, was ich in mir wahrnahm: Warum war die Welt auf einmal so kompliziert, und warum wollte keiner einsehen, dass ich recht hatte?
Manhattan Skyline – Wenn ich Ruhe suche, hilft noch heute nichts so gut, wie selbst zu musizieren. Dann spiele ich „Manhattan Skyline“ von Jürgen Moser auf dem Klavier. Meine Finger finden den Weg über die Tasten von allein, und all die Gedanken, die vorher in meinem Kopf hin und her wirbelten, sinken in die Tiefe. Zumindest für einen Moment. Musik füllt diesen Moment. Macht es mich zum Taugenichts, diese Gelassenheit zu lieben?
Der Kobold mit dem roten Haar – Immer wenn meine Eltern in der Küche noch den Abwasch machten und sich unterhielten, wäre ich gerne dabei gewesen – doch für mich war Bettgehzeit. Also sangen mich der Kobold mit dem roten Haar und sein Meister Eder in den Schlaf.
Ich find dich scheiße – Mit meiner Freundin Jenny saß ich oft auf der Seilbahn des Kinderspielplatzes, dem wir längst entwachsen waren, und rappte Tic Tac Toes „Ich find dich scheiße“. Mit jeder Zeile grenzte ich mich weiter von meinen Eltern ab, auch wenn der Text nicht auf sie gemünzt war.
Ich bin dagegen, ich bin nicht so wie ihr – Durch die wütend-verzweifelten Stunden meiner Pubertät half mir mein Ghettoblaster mit Basslautsprechern. Die Ärzte sangen in „Rebell“ genau das, was ich in mir wahrnahm: Warum war die Welt auf einmal so kompliziert, und warum wollte keiner einsehen, dass ich recht hatte?
Manhattan Skyline – Wenn ich Ruhe suche, hilft noch heute nichts so gut, wie selbst zu musizieren. Dann spiele ich „Manhattan Skyline“ von Jürgen Moser auf dem Klavier. Meine Finger finden den Weg über die Tasten von allein, und all die Gedanken, die vorher in meinem Kopf hin und her wirbelten, sinken in die Tiefe. Zumindest für einen Moment. Musik füllt diesen Moment. Macht es mich zum Taugenichts, diese Gelassenheit zu lieben?
Der Taugenichts nutzt den Rausschmiss zum Weltentdecken – das will Gustav auch.
„Aufgrund spielender Kinder auf den Gleisen wird unser Zug umgeleitet. Die Ankunft in Pirna verzögert sich um etwa 20 Minuten.“ Scheißlaune in allen Abteilen. Warum krallt sich niemand die Eltern? „Die machen gerade eine Fahrradtour auf der Autobahn“, tönt es von hinten. Reisen ist anstrengend, ermüdend – aber immer witzig.
Je häufiger man „woanders“ ist, umso größer ist die Chance, neue Dinge zu erleben. Wie den Taugenichts zieht es mich in die Ferne. Ich habe nichts gegen Heimat, sehe es aber als meine Aufgabe, die Flucht vor ihr zu ergreifen. 13 Jahre Schule haben gesessen, nach dem Abi kommt der Aufbruch. Der Taugenichts sucht Zuflucht in einer neuen Umgebung, die ihm mehr Nutzen bringen mag. Meine nächste Zuflucht heißt Dresden. Bei der Jugendzeitschrift Spiesser lasse ich mich zum Journalisten ausbilden.
Der Taugenichts erlebt mit wenig Absicht viel. Das will ich auch: schauen, was kommt, und offen dafür sein. Wie im Urlaub, wenn ich in unserem Wohnwagen selbst meine Süppchen koche. Ich bin unter Menschen, unterwegs und schlafe doch immer im eigenen Bett. Und es macht Spaß, den Eltern beim Scheitern zuzuschauen, wenn sie das Vorzelt aufzubauen versuchen.
Frei sein und überall dabei sein – muss man Taugenichts sein, um das toll zu finden?
Je häufiger man „woanders“ ist, umso größer ist die Chance, neue Dinge zu erleben. Wie den Taugenichts zieht es mich in die Ferne. Ich habe nichts gegen Heimat, sehe es aber als meine Aufgabe, die Flucht vor ihr zu ergreifen. 13 Jahre Schule haben gesessen, nach dem Abi kommt der Aufbruch. Der Taugenichts sucht Zuflucht in einer neuen Umgebung, die ihm mehr Nutzen bringen mag. Meine nächste Zuflucht heißt Dresden. Bei der Jugendzeitschrift Spiesser lasse ich mich zum Journalisten ausbilden.
Der Taugenichts erlebt mit wenig Absicht viel. Das will ich auch: schauen, was kommt, und offen dafür sein. Wie im Urlaub, wenn ich in unserem Wohnwagen selbst meine Süppchen koche. Ich bin unter Menschen, unterwegs und schlafe doch immer im eigenen Bett. Und es macht Spaß, den Eltern beim Scheitern zuzuschauen, wenn sie das Vorzelt aufzubauen versuchen.
Frei sein und überall dabei sein – muss man Taugenichts sein, um das toll zu finden?
Peter Unbehaun, 18, hat Dresden nach dem Abi den Rücken gekehrt, um in einer ghanaischen Schule die Bibliothek zu leiten. Das Rückflugticket ist gebucht, ob’s dann nach Rom weitergeht? Mal sehen.
Christina Ponader, 26, ist Sozialpädagogin B.A. und zum Masterstudium nach Dresden gekommen. Für ein Musikstudium war sie immer zu faul – all das Üben hat sie abgeschreckt.
Gustav Beyer, 19, findet beim Spiesser in Dresden ein neues Zuhause – auf Zeit. Danach wartet der restliche Planet auf einen Besuch.
Spiesser
Peter, Christina und Gustav sind drei von 350 jungen Autoren der Jugendzeitschrift Spiesser. Der Spiesser kommt aus Dresden und ist in ganz Deutschland an Schulen und Hochschulen kostenlos erhältlich. Das Besondere: Junge Menschen produzieren hier – unterstützt von Redakteuren – alles selbst.
Christina Ponader, 26, ist Sozialpädagogin B.A. und zum Masterstudium nach Dresden gekommen. Für ein Musikstudium war sie immer zu faul – all das Üben hat sie abgeschreckt.
Gustav Beyer, 19, findet beim Spiesser in Dresden ein neues Zuhause – auf Zeit. Danach wartet der restliche Planet auf einen Besuch.
Spiesser
Peter, Christina und Gustav sind drei von 350 jungen Autoren der Jugendzeitschrift Spiesser. Der Spiesser kommt aus Dresden und ist in ganz Deutschland an Schulen und Hochschulen kostenlos erhältlich. Das Besondere: Junge Menschen produzieren hier – unterstützt von Redakteuren – alles selbst.
Nicht nur dem, der sich in der heutigen lebenslaufoptimierten Zeit manchmal nach Nichtstun sehnt, sei dieses Stück als kleine Anleitung und nebenbei gute Unterhaltung winterwärmstens ans Herz gelegt.“