Uraufführung 23.04.2015
› Kleines Haus 3
Alles im Fluss
Ein Projekt über die Elbe und den Wandel der Zeit
Handlung
Alles fließt: die Elbe, Tränen, elektrischer Strom, Geld, die Zeit, das ganze Leben. Alles bewegt sich fort, nichts bleibt. Der Fluss ist eine Metapher für das ewige Werden, den stetigen Wandel und die Unumkehrbarkeit der Zeit. Seit jeher beschäftigen sich die Menschen mit dem Phänomen Fluss. Die einen eher abstrakt als Schriftsteller oder Philosophen, die anderen ganz konkret als Kanalbauer oder Naturschützer. In der Inszenierung von Regisseur Uli Jäckle wagen Dresdner Bürger und Bewohner der Sächsischen Schweiz gemeinsam den Sprung ins kalte Wasser. Sie erkunden den Fluss des Lebens, seine Stromschnellen, Untiefen, Windungen und Ufer. Von der Quelle bis zur Mündung geht es mal mit, mal gegen den Strom oder einfach im ruhigen Fahrwasser treibend voran. Hobbyangler, Homöopathinnen, Finanzberater, Fließbandarbeiterinnen, Klempner, Wasserökologinnen und Lebenskünstler machen sich Gedanken, wie es ist, an der Quelle zu sitzen und den großen Fisch zu angeln, wie es sich anfühlt, wenn einem alle Felle davonschwimmen und wie man trotzdem zu neuen Ufern aufbrechen kann.
ALLES IM FLUSS bildet zusammen mit den Landschaftstheater-Projekten DER FALL AUS DEM ALL und WILDNIS, die Uli Jäckle in Reinhardtsdorf-Schöna inszeniert hat, eine Trilogie, die sich zum Ziel gesetzt hatte, kulturelle Verbindungslinien zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz zu ziehen. Darüber hinaus brachte Uli Jäckle bereits 2010 an der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden EINS, ZWEI, DREI UND SCHON VORBEI zur Aufführung. Weitere Inszenierungen führten ihn u. a. an Theater in Frankfurt, Stuttgart, Freiburg, Hamburg und Hildesheim. Seit 2010 ist er Professor im Fach „Kunst in Aktion“ an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
ALLES IM FLUSS bildet zusammen mit den Landschaftstheater-Projekten DER FALL AUS DEM ALL und WILDNIS, die Uli Jäckle in Reinhardtsdorf-Schöna inszeniert hat, eine Trilogie, die sich zum Ziel gesetzt hatte, kulturelle Verbindungslinien zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz zu ziehen. Darüber hinaus brachte Uli Jäckle bereits 2010 an der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden EINS, ZWEI, DREI UND SCHON VORBEI zur Aufführung. Weitere Inszenierungen führten ihn u. a. an Theater in Frankfurt, Stuttgart, Freiburg, Hamburg und Hildesheim. Seit 2010 ist er Professor im Fach „Kunst in Aktion“ an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
Besetzung
Regie und Musik / Text
Uli Jäckle
Text
die Spieler
Bühne und Kostüme
Elena Anatolevna
Hörspiel
Suzanne J. Hensel, Carsten Schneider
Licht
Dramaturgie
Sophie Püschel
Mit
Jutta Angelow, Irene Bender, Käte Berneis, Beatrice Brülke, Eva Daßinnies, Anja Dellner, Steffi Förtsch, Carmen Gaunitz, Kerstin Guse, Svenja Guse, Christa Hasenkrüger, Johannes Hille, Natascha Hofmann, Thomas Huhn, Hansruedi Humm, Silvia Jentzsch, Cornelia Jubelt, Gudrun Kleinbeckes, Angelika Kuge, Sebastian Lachnitt, Gerd Laubenthal, Lieselotte Lehmann, Ines Leitholdt, Sven Liese, Katrin Lissner, Joris Marburg, Undine Materni, Barbara Max, Verena Müller, Gabriele Oehme, Susanna Pervana, Frida Ponizil, Simon Reichard, René Roschig, Alfred Schramm, Sabine Schrem, Renate Stefanski, Kai-Uwe Ulrich, André Voigt, Maria Wallrabe, Robert Weisemann, Andreas Werner, Susanne Zeiler, Yves Zirke
Video
Vier Bürgerbühnenleiter und ihre Konzepte
Auch in dieser Saison zeigt die Bürgerbühne wieder fünf Inszenierungen. Doch auch anderswo wird kräftig Bürgertheater gemacht – wir baten vier Bürgerbühnen um einen Blick auf ihre Arbeit
Stefanie Bub (Koordinatorin der Bürgerbühne Mannheim):
In Mannheim existiert die Bürgerbühne seit 2012 – gegründet wurde sie auf Initiative des Schauspielintendanten Burkhard C. Kosminski, der regelmäßig in Dresden inszeniert und dort die Bürgerbühne als große Bereicherung für Theater und Stadt erlebt. Die Mannheimer Bürgerschaft fühlt sich ihrem Theater sehr verbunden, außerdem ist Mannheim eine bunte, vielfältige und offene Stadt. Es wäre absurd, wenn sich dies nicht auch im Theater widerspiegeln würde.
Das Besondere bei unserer Bürgerbühne ist, dass sich alle Sparten an der Arbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern beteiligen. Die Oper hat kürzlich das Geräuschorchester gegründet, dort entstehen musikalisch-szenische Kompositionen von und mit Mannheimer Bürgern. Im Schauspiel realisieren wir unterschiedlichste Projekte: Romanadaptionen, biografisches Theater, das auf Interviewmaterial der Spieler beruht, und eigens von Autoren für die Bürgerbühne geschriebene Stücke. Insgesamt bringen wir pro Spielzeit zwei bis drei Produktionen zur Premiere, die im Repertoire verankert sind – zwei im Schauspiel und eine in unserer Kinder- und Jugendtheatersparte „Schnawwl“. Wir bieten außerdem zehn Spielclubs und einen Workshop pro Monat an.
In Mannheim existiert die Bürgerbühne seit 2012 – gegründet wurde sie auf Initiative des Schauspielintendanten Burkhard C. Kosminski, der regelmäßig in Dresden inszeniert und dort die Bürgerbühne als große Bereicherung für Theater und Stadt erlebt. Die Mannheimer Bürgerschaft fühlt sich ihrem Theater sehr verbunden, außerdem ist Mannheim eine bunte, vielfältige und offene Stadt. Es wäre absurd, wenn sich dies nicht auch im Theater widerspiegeln würde.
Das Besondere bei unserer Bürgerbühne ist, dass sich alle Sparten an der Arbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern beteiligen. Die Oper hat kürzlich das Geräuschorchester gegründet, dort entstehen musikalisch-szenische Kompositionen von und mit Mannheimer Bürgern. Im Schauspiel realisieren wir unterschiedlichste Projekte: Romanadaptionen, biografisches Theater, das auf Interviewmaterial der Spieler beruht, und eigens von Autoren für die Bürgerbühne geschriebene Stücke. Insgesamt bringen wir pro Spielzeit zwei bis drei Produktionen zur Premiere, die im Repertoire verankert sind – zwei im Schauspiel und eine in unserer Kinder- und Jugendtheatersparte „Schnawwl“. Wir bieten außerdem zehn Spielclubs und einen Workshop pro Monat an.
Birgit Lengers (Leiterin Junges DT, Berlin):
Das Junge DT existiert seit Beginn der Intendanz von Ulrich Khuon in der Spielzeit 2009/2010. Wie positioniert man sich in so einer großen und diversifizierten Stadt, in der es zahlreiche andere Theater und Kulturangebote gibt? Wie schafft man eine Durchlässigkeit, überschreitet die Grenzen oder inszeniert die Schwelle zwischen dem Theater und der Stadt? Wie kann man sich mit unterschiedlichen Gruppen, Themen und Stimmen verbinden?
Wir schaffen künstlerische Arbeiten mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen für ein Publikum jeden Alters. Neben den drei bis vier Inszenierungen, die in einem professionellen Rahmen entstehen und im Repertoire gezeigt werden, gibt es bei uns zwei Spielclubs. Wichtig ist uns außerdem das Herbstcamp, eine große Ferienakademie. Dort kommen junge Leute in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Künstlern und Kunstformen. Zu Beginn haben viele gedacht: Warum braucht jetzt ausgerechnet das Deutsche Theater so etwas? Aber im Laufe der Zeit hat sich unsere Arbeit im Haus immer stärker durchgesetzt.
Mittlerweile gibt es übrigens immer mehr gemeinsame Projekte, die mit Profischauspielern und mit Laien besetzt sind. Es spielt immer weniger eine Rolle, ob eine Inszenierung vom Jungen DT oder vom DT kommt. Diese Grenzverwischung ist absolut positiv.
Das Junge DT existiert seit Beginn der Intendanz von Ulrich Khuon in der Spielzeit 2009/2010. Wie positioniert man sich in so einer großen und diversifizierten Stadt, in der es zahlreiche andere Theater und Kulturangebote gibt? Wie schafft man eine Durchlässigkeit, überschreitet die Grenzen oder inszeniert die Schwelle zwischen dem Theater und der Stadt? Wie kann man sich mit unterschiedlichen Gruppen, Themen und Stimmen verbinden?
Wir schaffen künstlerische Arbeiten mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen für ein Publikum jeden Alters. Neben den drei bis vier Inszenierungen, die in einem professionellen Rahmen entstehen und im Repertoire gezeigt werden, gibt es bei uns zwei Spielclubs. Wichtig ist uns außerdem das Herbstcamp, eine große Ferienakademie. Dort kommen junge Leute in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Künstlern und Kunstformen. Zu Beginn haben viele gedacht: Warum braucht jetzt ausgerechnet das Deutsche Theater so etwas? Aber im Laufe der Zeit hat sich unsere Arbeit im Haus immer stärker durchgesetzt.
Mittlerweile gibt es übrigens immer mehr gemeinsame Projekte, die mit Profischauspielern und mit Laien besetzt sind. Es spielt immer weniger eine Rolle, ob eine Inszenierung vom Jungen DT oder vom DT kommt. Diese Grenzverwischung ist absolut positiv.
Jens Christian Lauenstein Led (Dramaturg der Borgerscenen des Aalborgteater, Dänemark):
Wir haben in Aalborg eine Bürgerbühne nach dem Dresdner Vorbild gegründet. Aalborg ist eine klassische Arbeiterstadt. Unsere Bürgerbühne arbeitet oft mit dokumentarischem Material, wie zum Beispiel in unserem Projekt „Romeo og Julie lever!“, in dem ältere Eheleute darüber erzählen, was gewesen wäre, wenn Romeo und Julia sich nicht nur eine Woche gekannt hätten, sondern viele Jahre. Wir benennen darin Dinge so, wie sie tatsächlich sind und nicht wie es sich ein Autor ausgedacht hat. Und das kommt in Aalborg an. Andererseits sind die Bürger noch ein bisschen zurückhaltend, und die meisten wollen lieber zuschauen als sich beteiligen.
Wir machen zwei Inszenierungen pro Spielzeit und haben den „Bürger-Donnerstag“ erfunden: An einem Donnerstag probten wir beispielweise als Sprechchor den Aufstand unter dem Motto „wütende Bürger“ ein andermal hieß das Thema „gläubige und zweifelnde Bürger“ und an einem weiteren Donnerstag haben wir ein Bürgerdinner nach dem Dresdner Vorbild veranstaltet.
Wir haben in Aalborg eine Bürgerbühne nach dem Dresdner Vorbild gegründet. Aalborg ist eine klassische Arbeiterstadt. Unsere Bürgerbühne arbeitet oft mit dokumentarischem Material, wie zum Beispiel in unserem Projekt „Romeo og Julie lever!“, in dem ältere Eheleute darüber erzählen, was gewesen wäre, wenn Romeo und Julia sich nicht nur eine Woche gekannt hätten, sondern viele Jahre. Wir benennen darin Dinge so, wie sie tatsächlich sind und nicht wie es sich ein Autor ausgedacht hat. Und das kommt in Aalborg an. Andererseits sind die Bürger noch ein bisschen zurückhaltend, und die meisten wollen lieber zuschauen als sich beteiligen.
Wir machen zwei Inszenierungen pro Spielzeit und haben den „Bürger-Donnerstag“ erfunden: An einem Donnerstag probten wir beispielweise als Sprechchor den Aufstand unter dem Motto „wütende Bürger“ ein andermal hieß das Thema „gläubige und zweifelnde Bürger“ und an einem weiteren Donnerstag haben wir ein Bürgerdinner nach dem Dresdner Vorbild veranstaltet.
Jan Linders (Schauspieldirektor des Badischen Staatstheaters Karlsruhe):
Wir wollten in Karlsruhe den Dresdner Begriff nicht kopieren und haben unsere neue Sparte 2011 in provokanter Absicht Volkstheater genannt. Es ging los mit „100 Prozent Karlsruhe“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesverfassungsgericht. Hier wurden 100 Karlsruher als Repräsentanten der Stadt von der Performancegruppe Rimini Protokoll befragt. Außerdem haben wir mit dem französischen Regisseur Pascal Rambert die Performance „Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt“ auf Karlsruhe übertragen. Derzeit arbeiten wir mit Gerardo Naumann, einem Deutsch-Argentinier, an „100 Dokumente“. Darin entwickeln wir 100 kurze Soli mit 100 Karlsruhern. Alle diese Stücke haben wir für unsere große Schauspielbühne produziert. Daneben steht die theaterpädagogische Arbeit der Spielclubs.
Im Konzertbereich haben wir sogenannte „geteilte Pulte“ eingeführt, das heißt, Laien und Profis musizieren jeweils gemeinsam an einem Pult. Auch im Tanzbereich bringen wir alle zwei Jahre ein Projekt heraus, das Karlsruher Volkstheater ist also ähnlich wie die Mannheimer Bürgerbühne spartenübergreifend.
Unsere Motivation ist es, einerseits den Kontakt zur Stadt zu finden, weil wir als künstlerisches Team neu in der Stadt sind, andererseits aber auch eine neue Ästhetik zu entwickeln, die mit professionellen Schauspielern, Sängern, Tänzern, Musikern so nicht möglich ist. Wir glauben fest daran, dass Theater mit Bürgern eine neue Kunstform ist!
Wir wollten in Karlsruhe den Dresdner Begriff nicht kopieren und haben unsere neue Sparte 2011 in provokanter Absicht Volkstheater genannt. Es ging los mit „100 Prozent Karlsruhe“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesverfassungsgericht. Hier wurden 100 Karlsruher als Repräsentanten der Stadt von der Performancegruppe Rimini Protokoll befragt. Außerdem haben wir mit dem französischen Regisseur Pascal Rambert die Performance „Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt“ auf Karlsruhe übertragen. Derzeit arbeiten wir mit Gerardo Naumann, einem Deutsch-Argentinier, an „100 Dokumente“. Darin entwickeln wir 100 kurze Soli mit 100 Karlsruhern. Alle diese Stücke haben wir für unsere große Schauspielbühne produziert. Daneben steht die theaterpädagogische Arbeit der Spielclubs.
Im Konzertbereich haben wir sogenannte „geteilte Pulte“ eingeführt, das heißt, Laien und Profis musizieren jeweils gemeinsam an einem Pult. Auch im Tanzbereich bringen wir alle zwei Jahre ein Projekt heraus, das Karlsruher Volkstheater ist also ähnlich wie die Mannheimer Bürgerbühne spartenübergreifend.
Unsere Motivation ist es, einerseits den Kontakt zur Stadt zu finden, weil wir als künstlerisches Team neu in der Stadt sind, andererseits aber auch eine neue Ästhetik zu entwickeln, die mit professionellen Schauspielern, Sängern, Tänzern, Musikern so nicht möglich ist. Wir glauben fest daran, dass Theater mit Bürgern eine neue Kunstform ist!
Die Aufführung vereint alle Tugenden des Bürgertheaters. Die Akteure sind mit ungeheurer Lust bei der Sache. “
Die Aufführung vereint alle Tugenden des Bürgertheaters. Die Akteure sind mit ungeheurer Lust bei der Sache. Seit Januar probten und improvisierten sie drei- bis fünfmal in der Woche, in der letzten Phase acht Stunden täglich. Sie geben alles, sprechen, singen, tanzen, angeln, rennen, murmeln, zischen. Bewegen sich synchron im Chor, elegant, biegsam, heiter. Mal zärtlich, mal zornig. 44 Individuen im Gleichklang, tolle Choreografie. Einige treten aus der Masse heraus, erzählen ihre Geschichten. Humor kommt in der vielschichtigen Inszenierung nicht zu kurz. Bei ‚Alles im Fluss‘ schlagen die Wogen der Begeisterung hoch.“