Handlung
unter Verwendung von Auszügen aus dem Roman TRAM 83 von Fiston Mwanza Mujila und DIE WUNDE WOYZECK von Heiner Müller
Immer noch rasiert Woyzeck seinen Hauptmann, isst die verordneten Erbsen, quält mit der Dumpfheit seiner Liebe seine Marie, staatgeworden seine Bevölkerung, umstellt von Gespenstern. (Heiner Müller)
Georg Büchners wenige Monate vor seinem plötzlichen Tod 1837 geschriebenes Fragment stellt erstmals in der dramatischen Literatur einen sozial Deklassierten ins Zentrum einer Tragödie – mit Woyzeck beginnt das moderne Drama. Büchners Woyzeck ist kasernierter Soldat, der sich durch Dienstleistungen etwas Geld verdient, um seine Geliebte Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind durchzubringen. Er ist ein Getriebener und Geschundener: vom Doktor zu medizinischen Experimenten missbraucht, vom Hauptmann verhöhnt, vom Tambourmajor verprügelt, hört er Stimmen, die ihn zum Mord antreiben, bis er schließlich Marie aus Eifersucht mit einem Messer tötet.
Grundlage der fiktionalen Handlung waren historische Gerichtsfälle, einer von ihnen ist der des Johann Christian Woyzeck, der 1821 seine Geliebte Johanna Christiane Woost mit einer abgebrochenen Degenklinge erstochen hatte. In diesem Mordprozess ging es vor allem um die Schuldfähigkeit des Angeklagten: Verfügte er über einen freien Willen und war damit schuldig? Büchner greift diese Frage auf und gibt ihr eine philosophische Dimension, indem er die Willensfreiheit des Einzelnen, die seit Immanuel Kant Grundlage unserer aufgeklärten Moral und Rechtsordnung ist, in Zweifel zieht. Ebenso kritisch verhält sich Büchner zu der alles klassifizierenden Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts: mit Schädelmessungen und Typendefinitionen wurden Menschen nach ihrem Äußeren in Kategorien eingeteilt. Dies war die Geburtsstunde der sogenannten „Rassenlehre“, und die Methoden der „Physiognomik“ erleben in aktuellen biometrischen Überwachungsverfahren ihre Wiederauferstehung.
Um diese Hintergründe auf der Bühne sinnlich erlebbar zu machen, arbeitet Regisseur Jan-Christoph Gockel erneut mit dem Puppenbauer und Puppenspieler Michael Pietsch zusammen. Zum Spielensemble gehört außerdem der in Dresden lebende Musiker und Songschreiber Ezé Wendtoin.
Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass in der Vorstellung Stroboskopeffekte eingesetzt werden, die bei Epileptikern oder epilepsiegefährdeten Personen unter Umständen Anfälle auslösen können. Wir bitten Sie um Beachtung.
Immer noch rasiert Woyzeck seinen Hauptmann, isst die verordneten Erbsen, quält mit der Dumpfheit seiner Liebe seine Marie, staatgeworden seine Bevölkerung, umstellt von Gespenstern. (Heiner Müller)
Georg Büchners wenige Monate vor seinem plötzlichen Tod 1837 geschriebenes Fragment stellt erstmals in der dramatischen Literatur einen sozial Deklassierten ins Zentrum einer Tragödie – mit Woyzeck beginnt das moderne Drama. Büchners Woyzeck ist kasernierter Soldat, der sich durch Dienstleistungen etwas Geld verdient, um seine Geliebte Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind durchzubringen. Er ist ein Getriebener und Geschundener: vom Doktor zu medizinischen Experimenten missbraucht, vom Hauptmann verhöhnt, vom Tambourmajor verprügelt, hört er Stimmen, die ihn zum Mord antreiben, bis er schließlich Marie aus Eifersucht mit einem Messer tötet.
Grundlage der fiktionalen Handlung waren historische Gerichtsfälle, einer von ihnen ist der des Johann Christian Woyzeck, der 1821 seine Geliebte Johanna Christiane Woost mit einer abgebrochenen Degenklinge erstochen hatte. In diesem Mordprozess ging es vor allem um die Schuldfähigkeit des Angeklagten: Verfügte er über einen freien Willen und war damit schuldig? Büchner greift diese Frage auf und gibt ihr eine philosophische Dimension, indem er die Willensfreiheit des Einzelnen, die seit Immanuel Kant Grundlage unserer aufgeklärten Moral und Rechtsordnung ist, in Zweifel zieht. Ebenso kritisch verhält sich Büchner zu der alles klassifizierenden Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts: mit Schädelmessungen und Typendefinitionen wurden Menschen nach ihrem Äußeren in Kategorien eingeteilt. Dies war die Geburtsstunde der sogenannten „Rassenlehre“, und die Methoden der „Physiognomik“ erleben in aktuellen biometrischen Überwachungsverfahren ihre Wiederauferstehung.
Um diese Hintergründe auf der Bühne sinnlich erlebbar zu machen, arbeitet Regisseur Jan-Christoph Gockel erneut mit dem Puppenbauer und Puppenspieler Michael Pietsch zusammen. Zum Spielensemble gehört außerdem der in Dresden lebende Musiker und Songschreiber Ezé Wendtoin.
Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass in der Vorstellung Stroboskopeffekte eingesetzt werden, die bei Epileptikern oder epilepsiegefährdeten Personen unter Umständen Anfälle auslösen können. Wir bitten Sie um Beachtung.
Dauer der Aufführung: 1 Stunde und 50 Minuten.
Keine Pause.
Keine Pause.
Besetzung
Regie
Jan-Christoph Gockel
Bühne
Julia Kurzweg
Kostüme
Amit Epstein
Puppenbau
Michael Pietsch
Musik
Anton Berman
Licht
Dramaturgie
Mit
Luise Aschenbrenner, Anton Berman, Jannik Hinsch, Birte Leest, Michael Pietsch, Torsten Ranft, Matthias Reichwald, Yassin Trabelsi, Ezé Wendtoin