Dr. Otto Kasten-Preis 2024 für Ayşe Güvendiren

Foto: Nadina Memagić

Wie am 14. Juni in der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins bekannt gegeben wurde, wird der Dr. Otto Kasten-Preis 2024, der sich in diesem Jahr den Themen ERINNERUNGSKULTUR & POLITISCHE BILDUNG widmet, an zwei Preisträger*innen vergeben: Neben Yevgen Bondarskyy erhält die Regisseurin Ayşe Güvendiren, die in der nächsten Spielzeit am Staatsschauspiel Dresden inszenieren wird, den mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preis.

Mit YOU CAME, YOU SAW – EIN NO ESCAPE ROOM (Arbeitstitel) wird Ayşe Güvendiren sich erneut damit beschäftigen, wie Opfer rechter und rassistischer Gewalt in unserer Gesellschaft zu Wort kommen. Wie kann ihre Realität hör- und erfahrbar gemacht werden? Damit setzt Ayşe Güvendiren ihre Suche nach einer theatralen Form für das Erinnern mit einem Reality-Game fort.

Mit ihrer Diplomarbeit R-FAKTOR. DAS UNFASSBARE gewann sie den Preis Körber Studio Junge Regie 2021 und wurde im selben Jahr zu Fast Forward, dem europäischen Festival für junge Regie, nach Dresden eingeladen. Während ihres Regiestudiums entwickelte Ayşe Güvendiren die Arbeit RECHT(S) – ÜBER DAS VERBRECHEN AN MARWA EL-SHERBINI. Mit dieser Produktion versuchte sie, die Geschichte des Mordfalles aufzuarbeiten: Marwa El-Sherbini wurde am 1. Juli 2009 im Landgericht Dresden von einem islamophoben Gewalttäter niedergestochen und getötet.

„Ich freue mich sehr für Ayşe Güvendiren und über die Auszeichnung ihrer herausragenden Theaterarbeit“, so Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden.

In der Pressemitteilung zur Preisvergabe heißt es über Ayşe Güvendirens überwiegend dokumentarische Theaterarbeiten: „[Sie] sind meist das Ergebnis aufwendiger, langwieriger und präziser Rechercheprozesse. Das Thema Erinnerung steht dabei im Mittelpunkt: An wen wird erinnert, an wen nicht? Wann wird Erinnerung politisch?

Ayşe Güvendiren schafft Gedenkanlässe bzw. Erinnerungsräume für jene Menschen, deren persönliche Geschichten in der Geschichtsschreibung dieses Landes oft keine oder kaum Beachtung finden. Zentrale Fragen dabei sind: Wer spricht und wer wird gehört? Die Erinnerung an Marginalisierte und Vergessene, an Verstummte und Stummgemachte, an Opfer rechter und/oder rassistischer Gewalt erhält einen besonderen, theatralen Ort.“